Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Wael Shawky in Aachen
Schluss mit lustig in der Puppenkiste: Der Ägypter Wael Shawky – selbst an den Demonstrationen 2011 auf dem Tahrir-Platz beteiligt – spielt mit Marionetten historische Ereignisse nach. Fakt und Fiktion werden dabei eng miteinander verwoben. Im Aachener Ludwig Forum zeigt der 1971 geborene Künstler den ersten Teil seiner „Cabaret Crusades“ mit dem Titel „The Horror Show File“. Mit 200 Jahre alten Marionetten aus einer Turiner Sammlung folgt Shawky den Spuren der frühen Kreuzzüge. Die sichtbaren Fäden, an denen die Puppen hängen, erinnern daran, dass die Geschichte des im Namen des Glaubens geführten Krieges auch eine von Manipulationen ist.
„Cabaret Crusades: The Horror Show File“, Ausstellungsreihe Videozone, Ludwig Forum, Aachen, 23. November bis 26. Januar, Eröffnung: Freitag ab 20 Uhr

Lutz Bacher in Zürich
Die Irritation fängt beim Künstlernamen an. Lutz Bacher – so nennt sich eine New Yorker Künstlerin, deren Werk seit den 70er-Jahren um Themen wie Identität, deren Bildung und Austauschbarkeit, Gemeinschaften und Sexualität kreist. Mit „Snow“ zeigt die Kunsthalle Zürich eine Werkschau, bei der Arbeiten aus vier Jahrzehnten in eine eigens von Bacher geschaffene Installation integriert sind. Dabei verwendet sie nicht nur (teilweise pornographische) Bilder und Texte, sondern viele Objekte aus den Friedhöfen kollektiver Obsessionen. Durch die Beschädigungen, die die Künstlerin den Fundstücken zufügt, stellt Lutz Bacher klassische Rollenzuschreibungen und kollektive Verhaltensmuster in Frage.
„Snow“, Kunsthalle Zürich, 23. November bis 2. Februar, Eröffnung: Freitag ab 18 Uhr

Kunst-Party in München
Einmal im Jahr laden die Freunde der Münchner Pinakothek der Moderne in die Rotunde des Museums ein. Sie wollen dann gemeinsam mit Künstlern, Kuratoren, Sammlern und, ja – Freunden feiern und das ein oder andere Werk unter den Hammer bringen. Die PIN.-Party ist nämlich nicht nur eine Party. Sie ist auch eine Benefizauktion.Diese ist in diesem Fall eine erstaunliche Konstruktion, dient sie doch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Künstler von Künstlern. Werden doch Werke versteigert, die die einen Künstler spenden, damit Werke von anderen Künstlern angekauft werden können. Thomas Scheibitz und Andreas Gursky, Daniel Richter und Alex Katz zum Beispiel steuern für den Abend Arbeiten bei, damit ihre Kollegen Thomas Ruff, Olaf Nicolai oder Jorinde Voigt zukünftig in den Sammlungen der Museen in der Pinakothek der Moderne vertreten sein werden. Und so haben am Ende alle etwas davon, auch die Käufer, die in einem überschaubaren Finanzrahmen um gute Kunstwerke wetteifern können. Und gleichzeitig kann man sich an diesem vorweihnachtlichen Abend überzeugen, dass es Solidarität unter Künstlern, Kuratoren, Sammlern und Auktionshäusern wirklich geben und sie allen Beteiligten unfassbar viel Freude machen kann.
PIN.-Party, Pinakothek der Moderne, München, 23. November, 19.30 Uhr


Isa Genzken in New York
Am 27. November feiert Isa Genzken ihren 65. Geburtstag. "Sie ist eine der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit", sagt Laura Hoptman, Kuratorin im Museum of Modern Art. "In 40 Jahren hat sie in so vielen Stilrichtungen gearbeitet, dass man staunen muss." Genzken sei immer Visionärin und Vorreiterin gewesen. "Sie hat sich nie gescheut, ein Risiko einzugehen. Deshalb war sie nicht immer erfolgreich, aber damit hat sie große Kunst unserer Zeit geschaffen." Die Retrospektive im MoMA ist chronologisch aufgebaut. Aus den 70er-Jahren sieht man von der 1948 in Bad Oldesloe geborenen Genzken gewaltige Holz- und Kunststoffstäbe, sorgfältig poliert und ebenso sorgfältig platziert. Die 80er sind durch Fenster aus Beton und Fiberglas symbolisiert, zudem durch Bilder. "Genzken ist fasziniert von Ohren und von Fenstern", erklärt Hoptman (vgl. das Cover der aktuellen Ausgabe von Monopol). "Sie sind so etwas wie die Sinnesorgane von Menschen und von Gebäuden." In den 90er Jahren hatte Genzken eine Schaffenskrise, und das änderte sich erst 1999 mit einer Ausstellung mit dem provokanten Titel "Fuck the Bauhaus". "Das ist die erste große Retrospektive in den USA, weil wir einfach eine brauchen", erklärt MoMA-Direktor Glenn Lowry. "Isa Genzken hat schon in den 80ern faszinierende Arbeiten geschaffen, damals hat sie aber in Amerika noch nicht ausstellen können." Mittlerweile sei sie nicht nur bekannt genug. "Es wäre auch schade, das den New Yorkern vorzuenthalten, was die Deutsche geschaffen hat." (dpa)
MoMA, 23. November bis 10. März


"Body Language" in London

"Body Language" (Körpersprache) ist der Titel einer neuen Ausstellung in der Saatchi-Galerie in London. Der Sammler und Kunstmäzen Charles Saatchi stellt darin die Werke von 19 jungen Künstlern aus aller Welt vor, die sich kritisch - und häufig satirisch - mit Macht, Leben und Vergänglichkeit auseinandersetzen. Die Ausstellung soll zeigen, wie unterschiedliche soziale und politische Fragen «über den menschlichen Körper kommuniziert werden». Der Eintritt ist frei.Die Schau in zehn Räumen zeigt unter anderem gigantische Fotografien des russischen Künstlers Denis Tarasov, der in den Jahren nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Grabsteine in Russland und der Ukraine aufnahm. Viele sind mit Fotos der Verstorbenen in der Fülle ihres Lebens verziert und zeigen die Personen so, wie sie selbst gerne in die Erinnerung eingehen wollten. Mafiaähnliche Typen vor ihren Sportwagen westlicher Produktion oder beim Champagner-Trinkgelage auf Plüschsofas stechen hervor. Der Raum ist mit einer Installation hölzerner, unbeschrifteter Grabsteine der US-Künstlerin Marianne Vitale gefüllt, unter denen man «ein Feld von Toten» nur vermuten kann, so Saatchi-Sprecherin Bianca Gidwani.Die US-Künstlerin Amy Bessone nimmt eine Meissen-Figur zum Vorbild für ihr grelles Ölgemälde einer Faust-Maske, die Ästhetik mit dem Unheimlichen verbinden soll. Der US-Künstler Jansson Stegner nimmt seine Frau als Modell für die «romantisierte» Darstellung von erotisch anziehenden US-Polizistinnen in Uniform in seinen Ölgemäden. «Es ist eine utopische Idee, aber Staatsmacht muss nicht hässlich sein», sagte Stegner dazu der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag. (dpa)
Saatchi-Gallery, bis 16. März 2014

Kunst im Hotel in Köln
Hotelzimmer sind die White Cubes der Reisenden: Egal, was in ihnen geschieht, am Ende ist immer wieder alles frisch und neu und alles auf Anfang. Warum also nicht auch Hotels für Kunstausstellungen nutzen? Die Kölner Galerie Warhus Ritterhaus und das Marsil Hotel haben sich zusammengetan, um genau das an diesem Wochenende auszuprobieren: Sieben Galerien aus London, Kapstadt, Amsterdam, Wien Tokio, Prag, Brüssel und eben Köln sind eingeladen, um in jeweils einen Zimmer einen Künstler auszustellen. Dazu gibt es ein Filmprogramm. Check in, find out!
Marsil Hotel, 22.- 24. November, Eröffnung 22.November, 19 Uhr

Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie in unserem Vernissage-Kalender