Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Dorothy Iannone in Berlin
Die 1933 in Boston geborene Dorothy Iannone war ihrer Zeit um Längen voraus. Sie malte sich selbst beim Sex, lange bevor Jeff Koons sein Geschlechtsleben mit Ilona Staller öffentlich zelebrierte, listete 1967 in einem Künstlerbuch ihre Sexpartner auf – und in dem Jahr war Tracey Emin gerade mal vier. Nun zeigt die Berlinische Galerie eine Retrospektive mit Arbeiten der heute in Berlin lebenden Künstlerin aus privaten Sammlungen. Neben großen Gemälden und Künstlerbüchern sind in der Ausstellung kleine, handgezeichnete Figurenaufsteller und Videoskulpturen zu sehen – Werke, die vielfach um befreite Sexualität kreisen. (Lesen Sie hier eine ausführlichere Preview)
„The Sweetness Outside Of Time“, Berlinische Galerie, bis 2. Juni

Jonathan Meese und CFA-Pop-up-Store in Berlin
Sie waren ein Paar wie Totalstblitz und Erzdonner: Wäre Jonathan Meese ohne die Berliner Galerie Contemporary Fine Arts (CFA) je einer der bekanntesten lebenden Künstler Deutschlands geworden und CFA ohne Meese eine der bedeutendsten Galerien? Beide sind miteinander gewachsen – doch jetzt gehen sie getrennte Wege. Gerüchte, denen zufolge der Berliner Künstler nicht mehr von CFA vertreten werde, gab es schon lange. Doch erst Anfang Februar verschickte das Büro Meese eine Pressemitteilung, mit der die Trennung offiziell wurde. Der Zeitpunkt scheint nicht zufällig zu sein: CFA eröffnet jetzt eine Ausstellung mit Meese-Arbeiten. Die 24 Werke der zweideutig „Johnny Come Home II“ betitelten Schau stammen aus einer Privatsammlung, sagte Galerist Bruno Brunnet zu Monopol. Zu den weiteren Umständen der Ausstellung und der Trennung wolle er sich vorerst nicht äußern. Das Büro Meese betont: „Jonathan wusste von der Ausstellungsvorbereitung nichts und wurde dazu auch nicht befragt. Er hat nichts weiter damit zu tun.“ Für CFA ist die Meese-Schau auch Rückblick auf die eigene Galeriengeschichte, die in einer Parallelausstellung – in einem Pop-up-Store – in Form von Büchern, Postern, Tonträgern, T-Shirts, Fotos, Grafiken und anderen Relikten der letzten 20 Jahre präsentiert wird.
CFA, 22. Februar bis 22. März ("Johnny Come Home II") und bis 26. April ("Front Row")

Tobias Rehberger in Frankfurt

Kunstwerke haben immer eine Funktion – ob sie über dem Sofa oder im Museum hängen oder vor der Welt verborgen sind. Das ist die Prämisse in der Kunst von Tobias Rehberger. Erstmals in Frankfurt, in der Schirn Kunsthalle, findet eine große Soloausstellung des Künstlers statt, der an der Städelschule studierte und dort seit 2001 selbst lehrt. Neben einem retrospektiv angelegten Ausstellungsabschnitt ist eine Display-Architektur zu sehen und zu begehen, die mit unterschiedlichen Höhenniveaus und Treppen an eine Stadtlandschaft denken lässt. Einen weiteren Teil der Schau nimmt Rehbergers Weiterführung seiner auf der Venedig-Biennale 2009 mit einem Goldenen Löwen ausgezeichneten Arbeit ein. Ein ganzer Saal ist in Frankfurt im Razzle-Dazzle-Muster gehalten, einer Camouflage-Technik aus dem Ersten Weltkrieg. (Eine ausführliche Review lesen Sie hier)
„Home and Away and Outside“, Schirn Kunsthalle, Frankfurt am Main, bis 11. Mai

Philip Guston in Hamburg
Er gilt als Vorreiter der postmodernen figürlichen Malerei: Die Deichtorhallen Hamburg zeigen in der Sammlung Falckenberg das Spätwerk des amerikanischen Malers Philip Guston (1913-1980). «Entfremdung, Kombinatorik und Metamorphose - drei Grundprinzipien des Surrealismus finden sich in Gustons Spätwerk immer wieder», sagte Intendant Dirk Luckow am Freitag in Hamburg. Zu sehen sind rund 80 Gemälde und Zeichnungen aus der produktivsten Schaffensphase des Künstlers. Die Schau wird durch eine Auswahl von Werken aus der Sammlung Falckenberg ergänzt, an denen sich der Einfluss Gustons nachvollziehen lässt. (Lesen Sie mehr zum Spätwerk des Künstlers in einem Porträt)
Sammlung Falckenberg der Deichtorhallen, 22. Februar bis 25. Mai, Eröffnung: 21. Februar, 19 Uhr

Pablo Picasso in Bremen
1954 porträtiert der alternde Maler Pablo Picasso in Südfrankreich die damals gerade mal 19 Jahre alte Sylvette - 60 Jahre später ist die in zwei Monaten entstandene Serie Thema in der Kunsthalle Bremen. In der Ausstellung «Sylvette, Sylvette, Sylvette. Picasso und das Model» werden 200 Fotos und Picasso-Werke zum Thema Maler und Muse gezeigt, darunter 30 Sylvette-Porträts. Zu einem ersten Rundgang war die heute 79-jährige Sylvette David, eines der letzten lebenden Modelle des Malers, angereist. «Ich bin so begeistert, dass ich fast schockiert bin von so viel Schönheit. Das ist eine großartige Ausstellung», sagte sie. Der spanische Maler Picasso lebte von 1881 bis 1973. (dpa)
"Sylvette, Sylvette, Sylvette. Picasso und das Modell", Kunsthalle Bremen, 22. Februar bis 22. Juni

Gustave Doré in Paris
Don Quijote, der Baron von Münchhausen und die Bibel: Gustave Doré hat einige der bekanntesten Bücher illustriert. Dass der gebürtige Straßburger (1832-1883) jedoch mehr war als nur Frankreichs berühmtester Illustrator, wie ihn die Nachwelt bezeichnet, zeigt derzeit eine Ausstellung im Pariser Musée d'Orsay. Mit mehr als 200 Werken will das Museum die unbekannten Talente des Künstlers zur Schau stellen. «Gustave Doré. L'imaginaire au pouvoir» (Etwa: Gustave Doré. Die Fantasie an der Macht) ist seit 30 Jahren wieder die erste Retrospektive in Frankreich. Die spannt den Bogen von seinen Anfängen als Grafiker und Illustrator bis hin zu seinen Landschaftsgemälden und Skulpturen. (dpa)
"Gustave Doré. L'imaginaire au pouvoir", Musée d'Orsay, Paris, bis 11. Mai

Mischa Kuball in Duisburg
Der Künstler Mischa Kuball hat hundert Migranten aus verschiedenen Nationen zwischen Dortmund und Duisburg besucht und ihre Geschichten gesammelt. Seine daraus entstandene Arbeit «New Pott - neue Heimat im Revier» ist ab Samstag im Duisburger Museum Lehmbruck zu sehen. Sie ging aus einem Projekt für die Kulturhauptstadt 2010 im Ruhrgebiet hervor. Der Düsseldorfer Kuball ist bekannt für seine partizipartorischen Arbeiten. In ihnen arbeitet er häufig mit Licht als Metapher und Ausdrucksform. Bei dem aktuellen Projekt schenkte er seinen Gastgebern jeweils eine Stehlampe, die auf den Porträts von Fotograf Egbert Trogemann und Videoaufnahmen in ihren Wohnräumen zum verbindenden Element wurde. Die Fotografien und das umfangreiche Interviewarchiv sowie Kopien der hundert Stehlampen sind inzwischen Teil der Sammlung Lehmbruck. (dpa)
"Mischa Kuball: New Pott – Neue Heimat im Revier", LehmbruckMuseum, Duisburg, 22. Februar bis 11. Mai, Eröffnung am 22. Februar um 16 Uhr


Karl Otto Götz in Chemnitz
Zum 100. Geburtstag ehren die Kunstsammlungen Chemnitz den Maler Karl Otto Götz von Samstag an mit einer Sonderschau. Der Künstler, der mit seiner Frau Rissa im Westerwald lebt, gilt als einer der wichtigsten deutschen Vertreter des Informel, einer Stilrichtung der abstrakten Malerei, die - als europäisches Pendant zum Abstrakten Expressionismus in den USA - vor allem in den 50er-Jahren ihren Höhepunkt hatte. Die Sonderschau «K.O. Götz - Zum 100. Geburtstag» zeigt die Gemälde «Tynel» (1958), «Triphell» (1993) und «Zybel» (2004), die Stahlskulptur «Ingrid» (2002) sowie etwa 50 Lithografien aus dem Bestand des Museums. Zudem stammen die farbigen Bleiglasfenster von 1994/1995 im Foyer des Hauses von Götz. Die Ausstellung wird von Fotografien von Oliver Mark ergänzt, der den Künstler 2013 besucht hat. Die Ausstellung ist nach der offiziellen Eröffnung zum Geburtstag des Künstlers am 22. Februar ab Sonntag für die Besucher frei. (dpa)
Kunstsammlungen Chemnitz, 22. Februar bis 4. Mai

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