Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Elizabeth Peyton in Berlin
Nische finden: geglückt im Fall von Elizabeth Peyton. Ihre Lösung: Porträts. Indem sie sich darauf spezialisierte, geradezu einschoss, wurde die 1965 in den USA geborenen Malerin zu einer der bedeutendsten Künstlerinnen unserer Zeit. Hoher Wiedererkennungswert ist auch in der Kunstwelt ein Alleinstellungsmerkmal – und Künstler schaffen es oft nicht, sich vom einmal gefundenen Erfolgsrezept zu verabschieden. Peyton zeigt in Berlin jedoch, dass sie sich immer noch Neuem zuwendet: Neben wenigen Gesichtern sieht man porträtferne Bildmotive, von szenischer Jesuskreuzigung, einem Kranken im Bett bis hin zum Stillleben. Ein Gemälde aus krummen Strichen, erinnernd an zerfallene Chromosomen unter dem Elektronenmikroskop, wirkt wie das Abstraktions-Destillat Peytons linienartigen Pinselduktus'. "Frische und Lebendigkeit" verleihe Peyton den Figuren, so die Galerie. "Frisch und lebendig" zeigt sich vor allem die Künstlerin und ihr Werk selbst. (Maike Müller)
"Da scheinst Du, o lieblichster der Sterne", neugerriemschneider, Berlin, bis 12. Juli


Berlin Art Prize in Berlin

Der Berlin Art Prize versteht sich als das basisdemokratische Gegenstück zu den etablierten Kunstpreisen: Von vier Kulturschaffenden gegründet und im vergangenen Jahr erstmalig verliehen, ist er weder an eine Institution noch an ein Unternehmen gebunden. Und zudem blind wie die Justitia: Lebenslauf, Ausbildung sowie Empfehlungen sind irrelevant, denn die von den Künstlern eingesandten Arbeiten werden anonym ausgewählt. Jetzt haben sich die fünf Juroren – die Künstlerin Cosima von Bonin, die Kritikerin Kimberly Bradley, der Kurator Nicolaus Schafhausen, die Künstlerin und Städel-Professorin Judith Hopf sowie der Künstler und Musiker Egill Sæbjörnsson – entschieden und am Samstag wird der 2. Berlin Art Prize verliehen. Ab dem Wochenende werden auch die 30 nominierten Arbeiten zu sehen sein.
Berlin Art Prize, Kühlhaus am Gleisdreieck, Berlin, 14. bis 29. Juni, Eröffnung und Bekanntgabe des Preises: 14. Juni, 18 Uhr

"(Mis)Understanding Photography" in Essen
Vom Verschwinden des Analogen und dem Siegeszug des Digitalen: Eine Ausstellung über die Geschichte und neue Entwicklungen der Fotografie beginnt am Samstag in Essen. Unter dem Titel "(Mis)Understanding Photography" präsentiert das Museum Folkwang Werke von Künstlern wie Timm Rautert, Wolfgang Tillmans und Christopher Williams. Häufig ist die Fotografie selbst Gegenstand der Ausstellungsbilder: So zeigt eine Porträtaufnahme eine Fotografin mit ihrer Kamera. Neben Fotos, Filmen und Installationen werden bis zum 17. August auch Texte von Fotografen präsentiert, die sich kritisch mit ihrem Handwerk auseinandersetzen. Kurator der Ausstellung ist Florian Ebner, der 2015 den Deutschen Pavillon der Kunstbiennale in Venedig gestaltet. (dpa)
"(Mis)Understanding Photography", Museum Folkwang, Essen, 14. Juni bis 17. August

Egill Sæbjörnssons "The Bakery II." in Frankfurt

Bekannt  wurde der 1973 in Reykjavik geborene Egill Sæbjörnsson mit multimedialen Installationen – in Deutschland neuerdings eher dafür, dass er ständig Kunst-am-Bau-Wettbewerbe gewinnt (2014 entstand "Kaskade" in Ahlen und "Steinkugel" in Berlin). Mit "The Bakery" widmet sich der Künstler jetzt einem neuen Medium: Brotteig. Passt gut in die Entwicklungslinie, von Künstler und Gesellschaft. Wer "the passion of baking" erleben möchte ist herzlich eingeladen: Neben Selberkneten kann man beim ersten Bakery-Happening (2013 in Berlin) entstandenes Brotwerk bewundern. Teig-Aufsicht übernimmt der Bio-Bäcker "Zeit für Brot", kuratiert wurde all das von Annabelle von Girsewald. (Maike Müller)
"The Bakery II", Frankfurt am Main, Freitag 13. Juni ab 19 Uhr

"Deutsche und britische Kunst nach 1945" in Hannover
Das Sprengel Museum blickt unter dem Titel "Die frühen Jahre" von diesem Samstag an auf die deutsche und britische Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg. In Deutschland sei die Zeit nach dem Ende der Nazi-Herrschaft vom Hunger nach künstlerischer Ausdrucksfreiheit geprägt gewesen, sagte Museumsdirektor Reinhard Spieler am Freitag in Hannover. Den Malern und Bildhauern sei es um eine Rückbesinnung auf humane Werte und um eine neue Beziehung zur Natur gegangen. Bis zum 28. September werden insgesamt rund 130 Gemälde, Grafiken und Skulpturen von Künstlern wie Henry Moore, Francis Bacon, Hans Hartung und Joseph Beuys präsentiert. Grundlage sind Werke aus der Sammlung Sprengel. (dpa)
"Die frühen Jahre: Britische und deutsche Kunst nach 1945", Sprengel Museum, Hannover, 14. Juni bis 28. September

Jubiläumsausstellungen im Lehmbruck-Museum in Duisburg
Seinen 50. Geburtstag feiert das Lehmbruck-Museum mit gleich drei Ausstellungen. Die Präsentationen hat das Museum am Mittwoch in Duisburg vorgestellt. In der Schau "Sculpture 21st - wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts" wird im ersten Monat das Stück "Kiss" des Performancekünstlers Tino Sehgal zu sehen sein, begleitet von einigen Arbeiten unter anderem von Hans Stangl und Max Bill. Ab dem 26. Juli zeigt das Museum dann Monika Sosnowskas Raumarbeit "Untitled", bevor ab dem 30. August "Abstract Sculptures" von Erwin Wurm zu sehen sind. Werke von Hans Arp, Pablo Picasso, Max Ernst und anderen werden unter dem Titel "Positionen der Moderne" in einer Ausstellungsarchitektur des Kollektivs "raumlabor Berlin" gezeigt. Im sanierten Lehmbruck-Flügel des Museums wird eine Rekonstruktion jener Ausstellung Wilhelm Lehmbrucks zu sehen sein, mit der das Museum 1964 eröffnet wurde. (dpa)
"Sculpture 21st - wechselnde Positionen zur Skulptur des 21. Jahrhunderts", Lehmbruck-Museum, Duisburg, 14. Juni 2014 bis 18. Januar 2015

Daniel Buren in Straßburg
Würfel, Zylinder, Licht und prächtige Farben: "Wie ein Kinderspiel" heißt die Ausstellung des französischen Künstlers Daniel Buren, mit der er raumausgreifend das Museum für moderne und zeitgenössische Kunst in Straßburg bespielt. Bei der Werkschau werden rund 100 mannshohe bunte und weiße Würfel, Zylinder und Quader gezeigt, die herrliche Perspektiven bilden. Auf der 1500 Quadratmeter großen Glasfassade des Museums setzt der 76-Jährige sein Spiel mit Formen und Farben fort. Rote, grüne und gelbe Farbflächen bedecken abwechselnd die riesige Fensterfront. Je nach Lichteinfall spiegeln sie sich auf Wänden und Böden in herrlichen Mosaiken wider. (dpa)
"Daniel Buren: Comme un jeu d’enfant, Arbeiten in situ, Museum für moderne und zeitgenössische Kunst, Straßburg, 14. Juni 2014 bis 4. Januar 2015

Louise Bourgeois in Zürich
Färben, Nähen, Weben, Sticken: Diese Techniken hatte die 2010 verstorbene Künstlerin Louise Bourgeois als junges Mädchen gelernt. Ihr Vater spürte Tapisserien aus dem 19. Jahrhundert auf, die Mutter restaurierte die Bildwirkereien, bevor sie in Paris verkauft wurden. Die achtjährige Louise zeichnete Motive von den Tapisserien ab. Jetzt hat ihr langjähriger Assistent Jerry Gorovoy eine Ausstellung mit Stoffarbeiten aus dem Spätwerk zusammengestellt. Einige Werke waren nie zuvor öffentlich zu sehen, sie kommen von Privatsammlungen sowie von der Stiftung, die sich um den Nachlass kümmert und der Gorovoy vorsteht. Keine der ausgestellten Arbeiten steht zum Verkauf. Mehr zum Hintergrund dieser Schau lesen Sie in einer Reportage im Juniheft von Monopol: Daniel Völzke hat das Haus der Künstlerin in New York besucht.
"Louise Bourgeois: L'araignée et les tapisseries", Hauser & Wirth, Zürich, 15. Juni bis 26. Juli

Weltpremiere Yves Kleins blauer "Venus of Alexandrie" in Zürich
Mit zarten 18 Jahren schuf er sein erstes blaues "Monochrom", immateriell und unendlich – ist der Himmel wolkenfrei können wir es noch heute täglich bewundern. Was Yves Klein 1964 in poetischer Geste (luft-)signierte, würden Jugendliche 2014 einfach "Facebook-Blau" bezeichnen. Offiziell inkorrekt, denn der Künstler ließ sich die Farbe 1960 als "International Klein Blue" patentieren. Zwei Jahre später starb der 34-Jährige unerwartet, so dass sein im letzten Lebensjahr konzipiertes Werk "Venus of Alexandrie" unverwirklicht blieb. Jedenfalls bis jetzt: In Zusammenarbeit mit der Galerie Gmurzynska debütiert die blaue Skulpturen-Installation posthum im Park des Baur au Lac in Zürich. Zur Eröffnung der aus 30 identischen Interpretationen der griechischen "Venus von Milo" (ca. 100 v. Chr.) bestehenden Arbeit wird auch Kleins "Sculpture Aérostatique" (1957) zu sehen sein: 1001 Yves-Klein-blaue Luftballons, die in ein hoffentlich ebenso monochromes Firmament entschweben. (Maike Müller)
Art in the Park XII“, Baur au Lac, Zürich,15. Juni bis  24. Juli, Eröffnung: 15. Juni um 14:30


Weitere Termine für Deutschland, Österreich und die Schweiz finden Sie inunserem Vernissage-Kalender