Tipps und Termine (9.-11.3.)

Wohin am Wochenende?

Jean-Michel Othoniel in Köln
Überdimensionierte Perlenketten aus Muranoglas verheddern sich an fast unsichtbaren Stahlseilen. Unter dem auf Marcel Duchamp zurückgehenden Titel „A bruit secret“ zeigt Jean-Michel Othoniel bei Karsten Greve neue Installationen und Papierarbeiten. Kaum zu glauben, dass die Werke oft mehrere Hundert Kilogramm wiegen, so zerbrechlich und schwerelos tanzen sie im Raum. Die Verwirrung ist Mittel zum Zweck des 47-jährigen Franzosen: Angezogen durch die glanzvolle Leichtigkeit der Werke, wird der Betrachter bald mit der Schwere und Kälte des Materials konfrontiert.
„A bruit secret“, Galerie Karsten Greve, Köln, bis 26. Mai

Mariechen Danz in Bremen
Ihr Name klingt niedlich. Mariechen Danz zeichnet, tanzt, singt, arbeitet skulptural und installativ und ist dabei keineswegs zu unterschätzen. „Der Körper ist ein positives Problem - nicht nur als Hindernis, sondern auch als Transportmittel für Gedanken und Aktion“, sagt die Deutsch-Irin (hier unsere Watchlist von 2010). Häufig kreisen ihre Werke um das Gehirn als Wissenszentrale – die Performance bildet stets den Schlusspunkt ihrer Arbeit. Unter dem Titel „Cube Cell Stage“ widmet die Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen der Künstlerin, die - wollte man sie einordnen - als weibliches Pendant zu John Bock gelten könnte, eine erste institutionelle Einzelausstellung.
„Cube Cell Stage“, GAK - Gesellschaft für Aktuelle Kunst, Bremen, bis 3. Juni

Yuji Takeoka in Bremen

Sockel, Vitrinen und Schaukästen werden bei dem japanischen Bildhauer Yuji Takeoka zu Kunstobjekten. Im Bremer Gerhard-Marcks-Haus sind 28 seiner Arbeiten zu sehen, darunter mehrere zuvor noch nie ausgestellte. Unter dem Titel "Zum Nullpunkt der Bildhauerei" präsentiert Takeoka Skulpturen, bei denen der Betrachter das Kunstwerk erst auf den zweiten Blick entdeckt. Er habe die Nebensache zum Hauptakteur gemacht, sagte der Künstler am Donnerstag. Die Ästhetik der unbenutzten Sockel und leeren Vitrinen tritt dabei in den Vordergrund - oft mit einem Augenzwinkern, zum Beispiel beim "Wandsockel für Staub" oder einem Absperrband mit vergoldeten Ständern, das dadurch vom Gebrauchsgegenstand zum wertvollen Exponat wird. (dpa)
Gerhard-Marcks-Haus, Bremen, 11.3. bis 10.6.; Eröffnung: 11.3. um 11.30 Uhr




Jean-Philippe Toussaint in Paris
Woran denkt der Leser bei dem Wort „Buch“? An einen „aus gebundenen, gehefteten oder ähnlichen Seiten bestehenden, mit einem festen Deckel oder kartoniertem Einband versehenen Gegenstand unterschiedlicher Größe“ wie das Lexikon? An Bildschirme und E-Books? Für den Autor und Regisseur Jean-Philippe Toussaint, er schrieb für Monopol (08/2010) über Jeff Koons, hat ein Buch jedenfalls wenig oder gar nichts mit „Schrift“ zu tun – zumindest in der Aus­stellung über das Buch und die Literatur, die Toussaint im Pariser Louvre eingerichtet hat. „Livre/Louvre“ zeigt dafür aber ein Gruppenporträt diverser Schriftsteller sowie digitale und mehrsprachige Aus­gaben von Dantes „Göttlicher Komödie“. Außerdem verkabelt Jean-Philippe Toussaint eine Person mit einem Elektronen­helm – und suggeriert damit, dass dieser Aufschluss darüber gebe, was in ihrem Geist während der Lektüre geschieht.
„Livre/Louvre“, Louvre, Paris, bis 11. Juni

Sean Scully in Bern
Raster aus Farbfeldern machten Sean Scully berühmt. Sie erinnern an den Blick auf landwirtschaftlich genutzte Felder aus dem Flugzeug oder abstrahierte Stadtansichten. Der irisch-amerikanische Maler stellt kontrastierende Farben in direkten Dialog oder bringt Grauabstufungen in ein Spiel um Schwarz und Weiß – bis sich alles geradezu dreidimensional von der Leinwand löst. Von klein auf begeistert den 66-Jährigen die abstrakte Malerei Mark Rothkos, wovon seine weniger mystischen, aber ähnlich atmosphärischen Bilder erzählen. Das Kunstmuseum Bern präsentiert mit „Grey Wolf“ eine Retrospektive der wichtigsten Werke aus allen Schaffens-phasen des Künstlers.
"Grey Wolf", Kunstmuseum Bern, bis 24. Juni, Eröffnung: 8. März um 18.30 Uhr

Michael Schmidt in Berlin
Gerade eröffnete der 67-jährige Fotograf in Leverkusen seine Ausstellung „Lebensmittel“, jetzt zeigt er seine Fotoserie „89/90“ in Berlin. Die Schwarzweißfotografien, die den Wandel in seiner Heimatstadt Westberlin zwischen in den Wendejahren dokumentieren, existieren bereits seit zehn Jahren als Probeabzüge. Ein wesentlicher Bestandteil von Schmidts Arbeit besteht darin, archiviertes Bildmaterial in eine neue Zusammenhänge zu bringen und so zu aktualisieren.
Galerie Nordenhake, 10.3. bis 21.4., Eröffnung am 9.3. um 18 Uhr

Magnum-Fotografien in Hannover
Es sind Aufnahmen, die das Grauen des Krieges einfangen. «Wunden der Welt» heißt die Ausstellung mit 53 Fotografien, die in Hannover zu sehen ist. Es sind Bilder der berühmten Agentur Magnum Photos, die 1947 in Paris gegründet wurde. «Magnum hat Weltgeltung. Die Agentur ist dafür berühmt, dass sie immer schon den Anspruch hatte, humanistische Ideale durchzusetzen», sagt der hannoversche Fotografie-Professor Rolf Nobel. Die Schau gibt Einblick in Kriege und Konflikte vom Spanischen Bürgerkrieg bis zum Arabischen Frühling. Nach Reutlingen ist Hannover die zweite Station der Wanderausstellung, die nun durch Europa touren soll. Parallel erscheint ein Katalog mit Texten von Absolventen der Zeitenspiegel-Reportageschule Günter Dahl in Reutlingen, die die Entstehungsgeschichte der Bilder recherchiert haben. (dpa)
Design Center, Expo Plaza, Hannover, bis zum 7. April

"Design_Raum_Kunst" in Wien
Mit der Sonderausstellung "Design_Raum_Kunst" präsentiert die Wiener Möbelmesse Wohnen & Interieur Arbeiten zwischen Kunst und Design. Neben zeitgenössischen Künstlern wie Erwin Wurm, Pavel Büchler, Shilpa Gupta, Lois Weinberger oder Martin Walde präsentieren auch Designer Objekte, die sich einer eindeutigen zuordnung entziehen. Der Barhocker etwa des italienischen Designers Manolo Bossi ist von der Linienführung des kubistischen Malers Fernand Léger beeinflusst, das Audiofeel Designteam verbindet Einflüsse aus der Mode mit Möbeldesign.
Wohnen und Interieur, Messe Wien, Halle C, 10. bis 17.3

Carlos Garaicoa in Braunschweig

Architektur und Urbanismus als Spiegel politischer Realität und gesellschaftlicher Entwicklung ist das Thema einer Ausstellung von Carlos Garaicoa im Braunschweiger Kunstverein. Mit Fotografien, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Filmen will der Künstler auf die Krise und Geschichte des städtischen Raums aufmerksam machen, teilte der Kunstverein mit. Der 1967 geborene Garaicoa ist vor allem für die seit den 90er-Jahren entstandenen Bilder seiner Heimatstadt Havanna bekannt, die den Verfall der Stadt seit der Revolution 1959 thematisieren.
Braunschweiger Kunstverein, 10.3. bis zum 20.5., Eröffnung 9.3., 19 Uhr


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