Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Eröffnungen der Woche: Tipps für Berlin, Buenos Aires, Dresden, Halle, Hamburg, Hannover, Liverpool, Marseille, Mönchengladbach, New York, Paris und Wien

Mariechen Danz in Berlin 
Körper, Kostüme und Karten — damit beschäftigt sich Mariechen Danz. "Ore Orientation: modular mapping system" ist eine Serie von gestanzten Aluminiumplatten, die aus der seit 2013 bestehenden Zusammenarbeit mit Genghis Khan Fabrication Co. hervorgegangen sind. Das Künstlerkollektiv hat sich unter anderem der industriellen Produktion verschrieben. Danz’ Plastiken sind von medizinischen Lehrmodellen abgeleitet: Gehirne, Herzen, Leber. Die Textilarbeit "Cloud/Vessel/Vein" ist ein Kostüm, mit Welt- und meteorologischen Karten bedruckt. Vom Industriellen über das Organische zum Globalen geht die Reise ab dem 22. Juni.
Eröffnung am 22. Juni, 18 Uhr, "Ore Oral Orientation", Galerie Wentrup, Berlin, bis 28. Juli

Loredena Nemes in Berlin
Unter dem Titel "Gier, Angst, Liebe" stellt die Berlinische Galerie die aus Rumänien stammende Fotografin Loredena Nemes erstmals in einer Einzelausstellung vor. Wichtige Themen der Künstlerin seien Identität und Persönlichkeit, erklärte das Museum am Donnerstag vor Ausstellungsbeginn. Mit den Stilmitteln der Farb- und Schwarz-Weiß-Fotografie, der Schärfe, Unschärfe und Abstraktion reflektierten ihre Bilder zum Teil auch die Unsicherheiten der Betrachter. (dpa)
"Gier, Angst, Liebe", Berlinischen Galerie, Berlin, bis 15. Oktober

Volker März in Berlin
Am Wochenende eröffnet das Georg Kolbe Museum die Ausstellung "Der Affe fällt nicht weit vom Stamm" des Berliner Künstlers Volker März. Auf provokante und zugleich humorvolle Weise verarbeitet der 1957 geborene Künstler in seinen vielseitigen Arbeiten, die sich zu einem begehbaren Gesamtkunstwerk zusammensetzen, sowohl Fragen der Vergangenheit als auch der Gegenwart und stellt sich somit seinen persönlichen Erlebnissen der Nachkriegszeit. Mit einer Tanzperformance von Unos United eröffnet die Vernissage, die am kommenden Freitag um 19:00 Uhr stattfindet.
"Der Affe fällt nicht weit vom Stamm", Georg Kolbe Museum, Berlin, bis 2. September

Martin Roth Symposium in Berlin
Wie kann die Kultur zur Beilegung von Krisen und Konflikten in aller Welt beitragen? Dieser Frage wollen das Stuttgarter Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) und das Auswärtige Amt am 22./23. Juni bei einem Symposium in Berlin nachgehen. Unter der Überschrift "What can culture do?" sind rund 400 Kulturakteure, Wissenschaftler und Politiker aus aller Welt zum Mitdenken eingeladen. Die Konferenz soll an den im vergangenen Jahr gestorbenen ifa-Präsidenten Martin Roth erinnern. Zu dem Symposium im Kraftwerk Berlin werden zahlreiche namhafte Kulturexperten erwartet, darunter der britische Stararchitekt David Chipperfield, der italienische Biennale-Präsident Paolo Baratta und die einflussreichste arabische Museumschefin, Sheikha al Mayassa aus Katar. Die Plenumsvorträge werden am 22. und 23. Juni per Webstream live übertragen. (dpa)
Martin Roth Symposium, Kraftwerk, Berlin

"Die ganze Welt ein Bauhaus" in Buenos Aires
Das Bauhaus zieht um die Welt: Zum 100. Gründungstag der Architektur- und Designschule 2019 wird seit Freitag in Buenos Aires die Wanderausstellung "Die ganze Welt ein Bauhaus" gezeigt. Kurator Boris Friedewald will mit der Ausstellung bisher weniger bekannte Aspekte der Bauhaus-Schule beleuchten: "Mir war es wichtig, die Vielschichtigkeit des Phänomens Bauhaus zu zeigen." Der Stil der 1919 in Weimar gegründeten Schule werde auf nüchterne, schlichte Entwürfe in den Bereichen Architektur und Design reduziert, sagte Friedewald über die 1933 von den Nationalsozialisten geschlossene Schule. "Aber das Bauhaus war so viel mehr." Neben Objekten wie einer Tischlampe von Marianne Brandt oder Josef Hartwigs puristischem Schachspiel finden Aspekte wie Gemeinschaft oder die neuartige Pädagogik der Schule ihren Platz in der Ausstellung. Daneben soll der Modernitätsbegriff der Gastgeber-Länder nach und nach integriert werden. Die Schau wurde vom Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) organisiert. Nach dem Museum für Dekorative Kunst in Buenos Aires (bis 12. August) zieht sie in das Universitätsmuseum für Wissenschaften und Kunst in Mexiko-Stadt um. Ende 2019 wird sie dann im Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) in Karlsruhe zu sehen sein, bevor sie 2020 erneut auf Reisen geht. (dpa)
"Die ganze Welt ein Bauhaus", Museo Nacional de Arte Decorativo, Buenos Aires, bis 12. August

Tag der Architektur in Dresden
Der bundesweite Tag der Architektur am kommenden Wochenende erlaubt einen genaueren Blick auf 49 Bauprojekte in Sachsen. Dabei können die Besucher mit Architekten, Stadtplanern und Bauherren ins Gespräch kommen. Unter dem Motto "Architektur bleibt!" geht es diesmal um das Bauen im Bestand, wie Alf Furkert, Präsident der Architektenkammer Sachsen, am Dienstag im Dresdner Filmtheater Schauburg erklärte. Das denkmalgeschützte Kino aus den 1920er Jahren im Szeneviertel Neustadt, das noch bis Juli saniert und erweitert wird, ist eines der extra geöffneten Objekte. "Alle am Bau Beteiligte vom Bauherren bis zu den Behörden haben eine große Verantwortung für unsere gebaute Umwelt, an Straßen, in Quartieren und Städten", sagte Furkert. Zwar halte sich die vielfach beklagte Monotonie im Wohnungsbau hierzulande noch in Grenzen, aber die relativ hohen Baulandpreise sorgten für eine sehr große Dichte. Ungeachtet dessen müssten die Qualität ebenso wie Akzeptanz und Identifikation mit dem Gebauten als bleibender Wert beachtet werden. Der 24. Tag der Architektur legt den Fokus auf das Gemeinschaftliche, Verbindende und Identitätsstiftende. Darunter zählen unter anderem die "Alte Merkelfabrik" in Chemnitz, eine 1820 errichtete Spinnmühle, ein Wohnhaus aus den 1930er Jahren in Hanglage in Saupsdorf (Sächsische Schweiz) und "Art déco nouveau" im sanierten Kulturkino in Zwenkau (Landkreis Leipzig). (dpa/sn)
"Tag der Architektur", verschiedene Orte in Dresden, 23. und 24. Juni

Hanna Schygulla in Halle
Traum und Wirklichkeit: Der Kunstverein Talstrasse in Halle widmet sich diesem Thema in einer neuen Ausstellung. Wie eine Sprecherin sagte, werden 15 Fotoserien, Film- und Tonbeiträge sowie Malerei, Grafik und eine Installation gezeigt. Die Arbeiten stammen von rund 20 Künstlern aus dem In- und Ausland. Dazu gehören Kurzfilme der Schauspielerin und Sängerin Hanna Schygulla unter dem Motto "Traumprotokolle". Bilder von Grete Stern (1904-1999), Viktor Kolář (Tschechien) und Arthur Tress (USA) sind zu sehen. Die Ausstellung unter dem Motto "In Between. TraumWelten. Vom Träumen und Leben" wird am Freitag (20.00 Uhr) in der Kunsthalle des Vereins eröffnet. (dpa/sa)
"In Between. TraumWelten. Vom Träumen und Leben", Kunsthalle "Talstraße", Halle, bis 7. Oktober

Theaster Gates in Hannover
Ihn interessiert das Verhältnis von Frauen, Kunst und Macht: In seinem vierteiligen Ausstellungsprojekt "Black Madonna" setzt sich der US-amerikanische Künstler Theaster Gates mit der Geschichte und Darstellung von Afroamerikanerinnen auseinander. "Jederzeit waren Frauen meine Retterinnen", betonte der 44-Jährige am Donnerstag im Sprengel Museum in Hannover. Jedoch ernteten vielfach weiße Männer die Lorbeeren, sagte er. Theaster Gates erhält an diesem Freitag den mit 25 000 Euro dotierten Kurt-Schwitters-Preis der Niedersächsischen Sparkassenstiftung. Ein weiterer Schauplatz von "Black Madonna" ist noch bis Ende Oktober das Kunstmuseum Basel. Im Herbst stellt Gates weitere Kapitel seiner Ausstellungsreihe in der Fondazione Prada in Mailand sowie im Haus der Kunst in München vor. Der US-Künstler kauft Sammlungen und Archive auf und arbeitet auch mit Fundstücken. Wichtig sind ihm spirituelle Momente, etwa bei Aufführungen seiner Band "The Black Monks of Mississippi". "Sein zentrales Anliegen ist, die Kultur der Afroamerikaner sichtbar zu machen", sagte der Direktor des Sprengel Museums, Reinhold Spieler. Gates sei unglaublich charismatisch und habe geniale Kommunikationsfähigkeiten. Bekannt wurde der ausgebildete Keramiker und Stadtplaner auch durch Projekte in Chicago, wo er verfallene Häuserzeilen kaufte, renovierte und mit Kulturprojekten belebte. (dpa)
"Black Madonna", Sprengel Museum, Hannover, bis 9. September

Charline von Heyl in Hamburg
Irritierend und verführerisch, so wirken Charline von Heyls Gemälde. Die Schau "Snake Eyes" (da mag man an die Hypnose-Schlange im "Dschungelbuch" denken) der Deichtorhallen zeigt das Schaffen der in den USA lebenden Deutschen seit 2005. Parallel ist eine Ausstellung des dänischen Malers Asger Jorn zu sehen, die mehr als nur formale Ähnlichkeiten aufweist. 
"Sake Eyes", Deichtorhallen, Hamburg, bis 23. September

Ai Weiwei in Marseille
Für seine Ausstellung in Marseille hat sich der chinesische Starkünstler Ai Weiwei etwas Besonderes einfallen lassen. Er hat einen riesigen Flaschentrockner auf den Kopf gestellt und 61 Kronleuchter an ihm befestigt. Die Lüster stammen alle aus den 1920er- und 1930er-Jahren, denn das Werk ist eine Hommage an seinen Vater, den Dichter und Maler Ai Qing, der 1929 in Marseille erstmals europäischen Boden betrat. "Fan-Tan", der Titel der Werkschau, spielt auf ein chinesisches Glücksspiel an. Der Schauplatz der Ausstellung, das Museum der Zivilisationen Europas und des Mittelmeers (Mucem), ist nur wenige Meter von dem Ort entfernt, an dem Ai Qing am 12. April 1929 an Bord des Passagierdampfers André Lebon in Europa ankam. Sein Ziel war Paris, wo er bis 1932 blieb. Für die Werkschau hat der Konzeptkünstler und Regimekritiker auch zwei gigantische Seifen in Anspielung an die berühmte "Savon de Marseille" geschaffen. Auf den riesigen Stücken stehen jeweils Auszüge aus der Erklärungen der Menschenrechte sowie der Erklärung der Frau und der Bürgerin. Es ist mit rund 50 Werken eine der größten Schauen, die Frankreich dem 60-jährigen Ai Weiwei bisher gewidmet hat. (dpa)
"Fan-Tan", Mucem, Marseille, bis 12. November

Britta Thie in Mönchengladbach
Die neue filmische Arbeit von Britta Thie dokumentiert das Leben von Jugendlichen in Mönchengladbach, die ihren Alltag in einem Einkaufszentrum in unmittelbarer Nähe des Abteiberg Museums verbringen. "Powerbank" transportiert sowohl den äußeren als auch inneren Konflikt junger Menschen, deren Identitätsfindung in Zeiten von Social Media von Selbstinszenierung und Fiktion bestimmt ist. Der Film versteht sich als Pilot einer möglichen Serie und wird am kommenden Samstag sowohl im Saturn-Technikmarkt des Einkaufszentrums als auch im Museum Abteiberg in Mönchengladbach gezeigt, wodurch die Drehorte und Spielstätten miteinander verschmelzen. Neben "Powerbank" zeigt die Ausstellung Hintergründe der Arbeitsweise der in Berlin lebenden Künstlerin.
"Powerbank", Museum Abteiberg in Mönchengladbach, Saturn Techno-Markt im Minto, bis 14. Oktober, Eröffnung: Preview 16 bis 18 Uhr im Saturn Techno-Markt und 18 bis 20 Uhr im Museum Abteiberg

Bayrle-Schau in New York
Mehr als 115 Werke des Frankfurter Künstlers Thomas Bayrle (80) zeigt das New Yorker New Museum seit Mittwoch in einer großen Schau. "Bayrle ist eines von Deutschlands bestgehüteten Geheimnissen", sagte Kurator Massimiliano Gioni. "Diese Ausstellung wird seine Relevanz und Bedeutung deutlich machen." Die Schau "Playtime" zeigt unter anderem Videos, Gemälde und Skulpturen des 1937 in Berlin geborenen Pop-Art-Künstlers. Es ist eine der ersten großen Ausstellungen zu Bayrles Kunst in den USA. Mit bunten Farben und viel Humor kommentieren seine Werke unter anderem Massenkonsum und Massenproduktion. "Es ist für mich schon sehr wichtig, dass es jetzt so spät kommt, aber dann doch voll reinknallt", sagte Bayrle der Deutschen Presse-Agentur. "Für mich ist es auch wichtig, dass die Arbeit nicht nur so einpolig ist, sondern dass die verschieden gelesen werden kann, auch lustig." Bei den Amerikanern kommen seine Werke, die manchmal an eine Art analoge Version von Andy Warhol erinnern, sehr gut an, wie er sagt. "Das läuft schon ganz gut, ich merke es schon. Die haben natürlich einen Sinn für Humor und die kapieren schon, dass es vor allen Dingen alles analog gemacht ist. Und jetzt in der Welt, wo alles digital ist, hat das auch eine ganz andere stoffliche Qualität. Ich lege auch wahnsinnig viel Wert darauf, dass die Qualität mich befriedigt, auch wenn es Wochen oder Monate dauert, bis das erreicht ist, was ich will." (dpa)
"Playtime", New Museum, New York, bis 02. September

Maren Hassinger in New York
Aus Hunderten Ästen hat die US-Künstlerin Maren Hassinger Skulpturen für einen New Yorker Park gebaut. Die acht Werke in unterschiedlichen Formen stehen im Marcus-Garvey-Park in Harlem im Norden von Manhattan. Die 1947 in Los Angeles geborene Künstlerin, die inzwischen selbst in Harlem lebt, konzipierte die Schau "Maren Hassinger: Monuments" gemeinsam mit dem Studio Museum in Harlem und baute die Skulpturen zusammen mit freiwilligen Helfern aus dem Viertel. (dpa)
"Monuments", Marcus-Garvey-Park, New York, bis 10. Juni 2019

Gruppenschau "Childhood" in Paris
In jedem von uns lauert doch eine kleine Alice: neugierig und jederzeit bereit, dem nächstbesten weißen Kaninchen durchs Schlupfloch ins Wunderland zu folgen. Für Kinder leicht. Erwachsene müssen sich ihre Wunderwelten mühsam bauen – wie die Doppelausstellung "Childhood" im Palais de Tokyo.
Neben einem Solo von Laure­­­ Prouvost umfasst das Projekt die Gruppenschau "Another banana day for the dream-fish", deren Titel auf eine Story von J. D. Salinger anspielt – über einen Mann, der begreift, dass er zu erwachsen ist, um noch durchs Tor der Unschuld zu passen. Es gibt keinen Weg zurück. Aber Blicke: Die Werke von Caroline Achaintre, Germain Benoît, Chihiro Mori, Ugo Rondinone, Andy Warhol und anderen Künstlern sollen bei den Besuchern Kindheitserinnerungen wachrufen. Inszeniert wird die Ausstellung von dem französischen Künstler und Filmemacher Clément Cogitore als eine durch die Ausstellungsräume mäandernde Geschichte voller Initiationsriten und fremdartiger Begegnungen. Ein Narrativ der Wunder und der Verwunderung, das durch disparate Zonen führt. Die Raumüberschriften machen neugierig: Das Rätsel, Levia­than, Der Raum der Ahnung, Die Tür der Trostlosigkeit, Die rote Tür, Der Raum der Melancholie, Die Entspannung, Der Horizont der Chimären. Cogitore, der sich als Dramaturg der Schau versteht, bezieht ausdrücklich auch die Handwerker in den kreativen Prozess mit ein. Über Materialien und deren Verwendung entscheiden die Techniker, um so zu Interpreten des Szenarios zu werden. Turner-Preisträgerin Laure Prouvost, die mit Filmen und Installationen von sich reden macht, lockt das Publikum in einen Seitenpfad vom vorerwähnten Parcours. Ihre Ausstellung sei, so Prouvost, eine Ode an "die Nebenstraße und das Übertreten der Linie, an das Glück, sich durch Stacheldraht zu schlängeln, um ein verfallenes Gelände zu erkunden". Klingt ganz nach der eigensinnigen Alice – aber nicht nach dem Trip ins kindliche Wunderland.
"Childhood", Palais de Tokyo, Paris, bis 9. September

Margarete Rabow in Wien
In Wien startete am Donnerstag das Kunstprojekt "Schreiben gegen das Vergessen". Die aus Hessen stammende Künstlerin Margarete Rabow schreibt - unterstützt von Hunderten Freiwilligen - die Namen der 66 000 ermordeten österreichischen Juden mit Kreide auf die Hauptallee im Wiener Prater. Bis zum 28. Juni sollen alle Namen auf einer Strecke von zwei Kilometern Länge geschrieben werden. "Geht man zwei Kilometer an dicht geschriebenen Namen entlang, wird plötzlich das Ausmaß der Vernichtung sichtbar", so Rabow. (dpa)
"Schreiben gegen das Vergessen", Prater Hauptallee, Wien, bis 28. Juli