Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Dresden, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Kassel, Leipzig, London, Madrid, New York, Paris und Stuttgart

Hito Steyerl in Berlin

Die deutsch-japanische Künstlerin Hito Steyerl widmet sich mit einer neuen Ausstellung in Berlin den Strukturen des Kapitalismus. Auch wegen ihrer politischen Arbeiten gilt die 53-Jährige als eine der international einflussreichsten Gegenwartskünstlerinnen.

Für den Neuen Berliner Kunstverein analysiert Steyerl gemeinsam mit den Künstlern Giorgi Gago Gagoshidze aus Georgien und Miloš Trakilović aus Bosnien und Herzegowina Verbindungen von Politik, Konsum, Mode und Macht. Die politischen und kulturellen Veränderungen in Europa 30 Jahre nach dem Mauerfall veranschaulicht sie in der einstündigen Arbeit "Mission Accomplished: Belanciege" am Beispiel der Luxusmarke Balenciaga.

In einem zweiten Teil der Ausstellung hat Steyerl ihre Installation "This is the Future" der gerade zu Ende gehenden Biennale in Venedig für Berlin aktualisiert. Die über eine begehbare Gerüstkonstruktion erreichbaren Videoarbeiten erzählen die Geschichte einer Frau auf der Suche nach einem in der Zukunft versteckten Garten. Ergänzt wird dies durch die Installation "Power Plants" (2019) mit Bildern digitaler Blumen. In Steyerls Umweltentwurf werden die Pflanzen von Computerprogrammen erschaffen, die auf Basis von Einzelbildern in den Videos eine künftige Erscheinungsform prognostizieren. Besucher können die Arbeit noch individuell erweitern, indem sie eine eigens entwickelte App auf ihr Smartphone laden.

"Mission Accomplished: Belanciege", Neuer Berliner Kunstverein, Berlin, 23. November 2019 bis 26. Januar 2020

Eröffnung 22. November 2019, 19 Uhr

Surrealismus in Dresden

Eine Ausstellung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden gibt Einblick in das Werk der in Deutschland weitgehend unbekannten tschechischen Surrealisten Jan und Eva Švankmajer. Die rund 300 Werke umfassende Retrospektive ist einem Künstlerpaar gewidmet, das zu den inspirativsten Vertretern der zeitgenössischen Generation zählt, sagt Generaldirektorin Marion Ackermann. Švankmajer, der als Altmeister des tschechischen Animationsfilms gilt, hat in der Kunsthalle im Lipsiusbau selbst eigene, gemeinsame und Arbeiten seiner 2005 gestorbenen Frau in einer Wunderkammer arrangiert.

Das Spektrum der Exponate reicht von 17 Filmen sowie Malerei, Grafik, Skulptur, Objektcollagen und amorpher Keramik über Bühnen und Filmkabinette bis zu bearbeiteten Präparaten und obskuren Reliquien. "Es ist nur ein Bruchteil ihres Oeuvres", sagt Kurator Jirí Fajt. Švankmajers Wunderkammer auf einem Barockschloss im Böhmerwald sei "brechend voll" und mit 85 Jahren kreiere Jan Švankmajer weiter Neues und sammele zugleich ozeanische und afrikanische Kunst. "Es gibt viele Anknüpfungspunkte zu unseren Sammlungen des Grünen Gewölbe, der Ethnografie oder Porzellan oder Puppentheater", sagt Ackermann.

Sie hatte Fajt nach seiner überraschenden Entlassung als Chef der Prager Nationalgalerie im April, die Proteste in der Kunstwelt ausgelöst hatte, zur Zusammenarbeit eingeladen. Damit werde der auf Museumsebene seit Jahren zwischen den beiden Elbestädten bestehende deutsch-tschechische Dialog fortgesetzt. (dpa)

Jan und Eva Švankmajer, "Move little hands... "Move!"", Kunsthalle Lipsiusbau, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, bis 8. März 2020

Nachwuchsfotografie in Düsseldorf

Bis zum 2. Februar zeigt das NRW-Forum in Düsseldorf Werke von Nachwuchkünstlern, die mit dem Fotografiepreis "Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie" ausgezeichnet wurden. Die neun Gewinner des diesjährigen Preises, Lukas van Bentum, Ricarda Fallenbacher,
 Lisa Hoffmann, Juliane Jaschnows, Johannes Kuczera, Larissa Rosa Lackner, Marco Mehringer, Markus Seibel und Victoria Vogel wurden aus Bewerbern aus allen deutschen Kunsthochschulen ausgewählt.

Neben dem Preis für Nachwuchsfotografie wurde außerdem ein Projekt- und Arbeitsstipendium vergeben, das dieses Jahr an Malte Sänger geht. In Düsseldorf werden neben "klassischer" Fotografie auch Videos, Objekte und eine Soundarbeit gezeigt. Verbunden sind die Werke durch das Thema "Krieg und Frieden in Zeiten globaler Desinformation". Die Künstler und Künstlerinnen setzten sich in ihren Arbeiten mit ihrer digitalen visuellen Umgebung auseinander, hinterfragen sie und erfinden neue Bildsprachen.

"Gute Aussichten – junge deutsche Fotografie / – new german photography 2019/2020",  NRW-Forum Düsseldorf,  bis 2. Februar 

Versteckte Kunst in Hamburg

Bis zum 24. November öffnen in Hamburg Unternehmen ihre Türen für die "Add Art". Ziel der Veranstaltung ist es, Kunst, die in Privaträumen hängt, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So wird es zum Beispiel eine Ausstellung mit Werken von Werner Büttner bei der LBBW gezeigt, und der Berliner Pop-Art-Künstler Jim Avignon zeigt seine Arbeiten bei der Firma Tallence.

Führungen unter dem Motto "Kunst & Stadtteil" zeigen den Weg zur versteckten Kunst in den verschiedenen Hamburger Bezirken. 

"Add Art – Hamburgs Wirtschaft öffnet Türen für Kunst", Hamburg, bis Sonntag, 24. Novermber 2019

 

Deix in Hannover

Seine Figuren sind fett, blass-rosa und haben Glubschaugen oder schiefe Zähne. Der vor drei Jahren gestorbene Manfred Deix zeichnete Leute von der Straße genauso wie lüsterne Kirchenmänner oder raffgierige Politiker ins Lächerliche verzerrt. Das Museum Wilhelm Busch in Hannover widmet dem österreichischen Satiriker, der in diesem Jahr 70 Jahre alt geworden wäre, von diesem Samstag an eine Ausstellung mit 215 Bildern, darunter teils noch nie gezeigte Werke.

"Er war eine Jahrhunderterscheinung, ein Genie", sagte Deix' Freund, der Künstler Gottfried Helnwein am Freitag. "Seine Stärke war, die Erbärmlichkeit der menschlichen Existenz zu sehen." Er habe alle verhöhnt - auch sich selber. Der Gastwirtssohn veröffentlichte in den 70ern in österreichischen Magazinen, später im "Stern" und "Spiegel", es folgten Cartoon-Bücher und internationale Ausstellungen. Im von Deix mitgegründeten österreichischen Karikaturenmuseum in Krems hängen seine Arbeiten in einem eigenen Flügel.

Die bis zum 22. März laufende Schau in Hannover sei die einzige zum 70. Geburtstag in Deutschland, sagte Marietta Deix. Die Witwe gab einen Einblick in das Leben mit dem unangepassten, oft zügellosen Künstler und über hundert Katzen in einem Haus bei Wien: "Er war der lustigste Mensch, den man sich vorstellen kann." Wenn er bei offenem Fenster seine Lieblingskatze ordinär beschimpft habe, hätten die Nachbarn einen Ehekrach vermutet. Der Tierfreund, Kettenraucher und Weintrinker zeichnete zuletzt mit Kohle auf großen Leinwänden. "Das war sein letzter Freiheitsrausch", sagte Helnwein.

"Deix" Museum Wilhelm Busch, Hannover, 23. November 2019 bis 22. März 2020

Eröffnung 22. November 2019, 18 Uhr

Geschichte der Documenta in Kassel

Mit der Geschichte der bedeutendsten Schau für moderne Kunst befasst sich die neue Dauerausstellung "About: Documenta" in der neuen Galerie in Kassel. Die Ausstellung biete "einen Rundgang anhand originaler Documenta-Kunstwerke und verschiedener Dokumente, um in die faszinierende Geschichte dieser international bedeutenden Ausstellungsreihe einzutauchen", erklärten die Organisatoren von der Museumslandschaft Hessen Kassel (MHK).

Die Documenta findet alle fünf Jahre in Kassel statt. Die nächste Schau ist 2022. Die Ausstellung soll künftig auch zwischen den Ausstellungsjahren stärker präsent sein. "About: Documenta" leiste dazu einen Beitrag, erklärte die MHK. Die neue Dauerausstellung ist eine Kooperation mit der Documenta und dem Documenta Archiv. (dpa)

"About: Documenta", Neue Galerie, Kassel, bis auf Weiteres

Einen Eindruck von der Ausstellung lesen sie hier.

Edward Kienholz "Metallkoffer 155"
Foto: dpa

Edward Kienholz "Metallkoffer 155"

Impressionismus in Leipzig

Mit der Geschichte des Impressionismus in Leipzig befasst sich von Sonntag an das Museum der bildenden Künste. Dazu wurden weitgehend in Vergessenheit geratene Personalausstellungen von Max Liebermann (1847-1935), Max Slevogt (1868-1932) und Lovis Corinth (1858-1925) aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts rekonstruiert, wie das Museum am Freitag mitteilte. "Impressionismus in Leipzig 1900-1914" gliedert sich in drei Teile und sieht für jeden Künstler eine Ausstellungsdauer von drei Monaten vor.

Den Auftakt der Reihe bildet eine Schau mit Werken von Liebermann. Zu sehen sind gut ein Dutzend Gemälde des Künstlers, die zu einem großen Teil als Leihgaben zur Verfügung gestellt wurden. Die Schau ist bis zum 16. Februar 2020 zu sehen. Teil zwei (17. Januar bis 19. April) ist Slevogt gewidmet, Teil drei Corinth (26. Februar bis 1. Juni). "Alle drei Ausstellungen belegen, dass Leipzig ein wichtiger Vermittlungsort impressionistischer Kunst war", so Kurator Marcus Hurtig.

Parallel zu den Ausstellungen soll der Aufbruch Leipzigs zu einer modernen Großstadt vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges nachgezeichnet werden - mit Nachrichten aus den Bereichen Politik, Wirtschaft und Sport.

"Impressionismus in Leipzig 1900-1914", Museum der bildenden Künste Leipzig, 24. November bis 16. Februar

Eröffnung 23. November 2019, 18 Uhr

Dora Maar in London

Mit einer umfassenden Retrospektive würdigt die Tate Modern in London die Fotografin und Malerin Dora Maar (1907-1997), die gemeinhin als Muse und Modell von Pablo Picasso gilt. Um mit diesem Klischee aufzuräumen, stellt die Schau "Dora Maar" mehr als 200 Werke aus dem rund 60-jährigen Schaffen der Künstlerin vor: Von radikaler Straßenfotografie über surrealistische Fotomontagen bis zur Malerei. Schlüsselaspekte ihrer Arbeit seien bisher wenig bekannt, erklärt die Tate.

Maar, die als Henriette Theodora Markovitch in Paris als Kind einer französischen Mutter und eines kroatischen Architekten geboren wurde und zeitweise in Argentinien aufwuchs, wandte sich nach dem Kunststudium in Paris der Fotografie zu. Sie gründete dort schon 1931 ihr eigenes Studio und war somit "eine der ersten Frauen, die die neuen Möglichkeiten von Werbung und bebilderter Presse nutzten", wie es hieß. Ihr innovativer Ansatz bei Fotomontage und Collage, sowie für die damalige Zeit gewagte Aktfotos, prägten ihren Stil. Maar ging in Intellektuellen- und Künstlerkreisen in Paris ein und aus. Ihre Fotografien wurden in surrealistischen Ausstellungen und Publikationen gezeigt.

Rund 20 der wenig bekannten Gemälde von Dora Maar, darunter "La Conversation" (Die Unterhaltung) und "La Cage" (Der Käfig) - beide in Privatbesitz - sind in London zu sehen. Die Ausstellung wirft laut Tate ein neues Licht auf die "Dynamik zwischen den beiden Künstlern in den turbulenten Kriegsjahren." Tate-Direktorin Frances Morris, die Maar 1990 in deren Studio in Paris traf, fasst das Thema so zusammen: "Ich glaube, für sie war die Kunst wichtiger als ihre Wahrnehmung durch die Öffentlichkeit." (dpa)

"Dora Maar" , Tate Modern, London, bis 15. März 2020

Pedro Almodóvar und Jorge Galindo in Madrid

Mit 70 Jahren ist Oscar-Preisträger Pedro Almodóvar unter die Maler gegangen. Die Ausstellung "Flores" (Blumen) mit Bildern, die der spanische Filmregisseur und Drehbuchautor zusammen mit dem Künstler Jorge Galindo vierhändig gemalt hat, wurde am Freitag in Madrid für das Publikum geöffnet. Die knapp 50 großformatigen Stillleben mit Blumenmotiven sind bis zum 26. Januar im Kultur- und Kunstzentrum Tabacalera zu sehen.

Den Werken liegen digitale Fotos von Almodóvar zugrunde, die von den beiden Künstlern in den vergangenen Monaten übermalt wurden. Das größte Gemälde ist sechs Meter hoch und elf Meter breit. Die Idee zum Projekt entstand, wie Kurator Rafael Doctor erklärte, als Galindo ein Bild für Almodóvars letzten Film "Leid und Herrlichkeit" malte, den Spanien in das Rennen um den Oscar 2020 als besten nicht-englischsprachigen Film schickt.

Dass Almodóvar schon seit einiger Zeit auch malt, wissen nur die wenigsten in Spanien. Dass der umtriebige Künstler so etwas wie ein Multitalent ist, ist kein Geheimnis. Mit einer Punkband machte er zum Beispiel als junger Mann viele Jahre lang das Madrider Nachtleben unsicher. 1983 veröffentlichte er den Roman "Patty Diphusa", das Tagebuch eines fiktiven Fotonovela-Pornostars. Außerdem schreibt er seit vielen Jahren Geschichten für spanische Zeitungen und ist auch Produzent und Förderer.

"Pedro Almodóvar und Jorge Galindo: Flores" Tabacalera Promoción del Arte , Madrid, bis 26. Januar 2020

Goya in Madrid

Zum 200. Jahrestag seiner Eröffnung zeigt das weltberühmte Prado-Museum in Madrid eine große Sonderausstellung mit mehr als 300 Zeichnungen des spanischen Malers und Grafikers Francisco de Goya (1746-1828). Die Werke stammen aus zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen in der ganzen Welt sowie aus dem Prado selbst. Die Schau biete eine "einzigartige und unwiederholbare Gelegenheit", das gesamte Schaffen Goyas chronologisch zu verfolgen, von den Frühwerken und dem italienischen Skizzenbuch bis zu den späten Zeichnungen, die in seinen letzten Lebensjahren in Bordeaux entstanden, so das Museum.

Mit mehr als 8600 Gemälden, Zeichnungen, Drucken und bis zu 700 Skulpturen ist der am 19. November 1819 eingeweihte Prado heute eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt. Zusammen mit den Museen Thyssen-Bornemisza und Reina Sofía bildet er das "Triángulo de Oro", das "Goldene Kunstdreieck" im Zentrum Madrids. Anlässlich des Jubiläumsjahres hat es in über 30 Städten Spaniens zahlreiche Ausstellungen und Konferenzen gegeben. Die Goya-Schau bleibt bis zum 16. Februar 2020 geöffnet. (dpa)

"Goya. Dibujos. Solo la voluntad me sobra", Museo Nacional del Prado, Madrid, bis 16. Februar 2020

Daten-Kunst in New York

Rund 8,5 Millionen Einwohner, fünf Stadtviertel, mehr als 800 Sprachen - und darin unzählige Geschichten: Zahlen und Daten rund um die Entwicklung der Metropole New Yorks haben Künstler, Grafikdesigner und Daten-Analysten für eine neue Ausstellung zu Kunstwerken aufbereitet. Auf interaktiven Bildschirmen, als Zeichnungen oder Skulpturen verdeutlichen die Werke beispielsweise, wo in der Stadt welche Sprachen gesprochen werden, wo die Menschen am dichtesten beieinander leben, wo sie welche Wörter in Online-Kontaktanzeigen favorisieren oder wo es noch vergleichbar günstigen Wohnraum gibt.

Die zugrundeliegenden Daten stammen unter anderem aus Volksbefragungen seit 1790. Die nächste Volksbefragung ist für 2020 angekündigt. Die Schau "Who We Are: Visualizing NYC by the Numbers" soll am Freitag im Museum of the City of the New York am Central Park in Manhattan eröffnen. (dpa)

"Who We Are: Visualizing NYC by the Numbers", Museum of the City of the New York, New York, bis 20. September 2020

Giacometti und de Sade in Paris

Alberto Giacometti ist vor allem wegen seiner Skulpturen von ausgemergelten Körpern bekannt, der Schriftsteller Marquis de Sade wegen seiner gewaltpornografischen Romane. Was beide dennoch miteinander verbindet, will die Ausstellung "Giacometti/Sade: Grausame Objekte der Begierde" im Institut Giacometti in Paris illustrieren. Rund 40 Skulpturen des Schweizer Bildhauers und Malers (1901-1966) sind zu sehen, die sexuelle und erotische Formen assoziieren.

Die Werke sind in den Jahren zwischen 1929 und 1933 entstanden. Einer Zeit, in der die französischen Surrealisten den adligen Schriftsteller (1740-1814) und dessen Blasphemie und animalischen Eros für sich entdeckten und ihn zu einer zentralen Inspirationsquelle für ihre erotischen Fantasien machten. Auch Giacometti gehörte eine Zeit lang den Surrealisten an, bevor er 1934 wieder begann, nach der Natur zu modellieren.

Unter den bis zum 9. Februar zu sehenden Exponaten befindet sich unter anderem die Skulptur "Käfig", in der sich eine Figur mit verschiedenen spitzen Gegenständen befindet sowie die phallische Bronzearbeit "Unangenehmer Gegenstand". (dpa)

"Giacometti/Sade: Grausame Objekte der Begierde", Institut Giacometti, Paris, bis 9. Februar

Op Art in Stuttgart

Überforderung, Betrug, Schwindel: Op Art oder auch optische Kunst ist nicht immer etwas für zarte Gemüter. Die Stuttgarter Ausstellung "Vertigo" lädt nun zu einem kurzweiligen Trip durch die Kunstgeschichte der optischen Täuschungen, heftigen Verzerrungen, versteckten Botschaften und falschen Wahrnehmungen. Mehr als 100 Bilder, Objekte und begehbare Installationen geben einen Einblick in die Vielfalt der Kunstbewegung, die nach ihren großen Auftritten in den 1950er und 60er Jahre zunächst wieder in der Versenkung verschwunden war.

Als oberflächlich und effekthascherisch wurde sie oft verurteilt. Mit der nach Alfred Hitchcocks schwindelerregendem Filmklassiker benannten Ausstellung zeigt das Kunstmuseum in Zusammenarbeit mit dem Wiener Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig (Mumok), dass mehr dahinter steckt: Sehen wird dort zum körperlichen Ereignis. "Das ist eine Kunst, die einem geradezu körperlich entgegenkommt, die einen mitnimmt, und bei der der Betrachter partizipiert", sagte Kuratorin Eva Bardura-Triska am Donnerstag vor Eröffnung der Ausstellung. "Und es stärkt unser Bewusstsein, dass wir getäuscht werden können." So besitze die Op Art auch eine politische Dimension, die bis ins Zeitalter der Fake News hineinreiche. (dpa)

"Vertigo", Kunstmuseum Stuttgart, 23. November 2019 bis 19. April 2020

Eröffnung 22. November 2019, 19 Uhr