Coronabedingt können bestimmte Ticket-, Hygiene- und Abstandsregelungen gelten. In den meisten Bundesländern gelten inzwischen 2G-Regeln in Museen. Vor dem Ausstellungsbesuch empfiehlt sich deshalb ein Blick auf die jeweilige Institutions-Website
Adji Dieye in Berlin
Was ist, wenn die Vergangenheit eine Erfindung kolonialer Archive ist? Diese Frage stellt Adji Dieye. Als Gewinnerin des C/O Berlin Talent Award stellt die Künstlerin im Fotoforum eine Videoprojektion, Wandarbeiten und Skulpturen aus, Werke, mit denen sie lineare Geschichtsschreibung infrage stellt. Stattdessen springt Dieye in der Zeit. Die verwendeten Fotografien stammen teils aus der französischen Kolonialzeit, teils dokumentieren sie die heutige Situation im Senegal.
"Adji Dieye: Culture Lost and Learned by Heart", C/O Berlin,11. Dezember bis 21. April 2022
Afroamerikanisch-deutsche Geschichte in Dortmund
Der Dortmunder Kunstverein zeigt ab dem 11. Dezember die erste institutionelle Einzelausstellung von James Gregory Atkinson. Der deutsch-amerikanische Künstler hat sich dafür auf persönlicher, gesellschaftlicher und politischer Ebene mit afroamerikanisch-deutscher Geschichte beschäftigt und zeigt zu dem Thema unter anderem seinen neuen Film "6 Friedberg-Chicago". Ein künstlerisches Archiv präsentiert zudem die Geschichte Schwarzer Soldaten und deren Nachkommen in Deutschland.
"James Gregory Atkinson. 6 Friedberg-Chicago", Dortmunder Kunstverein, 11. Dezember bis 13. März 2022
Sigmar Polkes Erbe in Düsseldorf
Sigmar Polke leistete ab den 1960ern Pionierarbeit in der künstlerischen Verarbeitung massenmedial verbreiteter Bilder. Das Übertragen und Stören, Transformieren und Umcodieren der Motive, inklusive der dabei entstehenden oder enttarnten Fehler, wurde in seinen Rasterbildern zum frühen Markenzeichen. Zum 80. Geburtstag des 2010 verstorbenen Künstlers stellt die Kunsthalle Düsseldorf in der Schau "Produktive Bildstörung" Polke-Werke aktuellen Positionen gegenüber. Beteiligte Kunstschaffende sind Kerstin Brätsch, Phoebe Collings-James, Raphael Hefti, Camille Henrot, Trevor Paglen, Sigmar Polke, Seth Price, Max Schulze, Avery Singer.
"Produktive Bildstörung. Sigmar Polke und aktuelle künstlerische Positionen", Kunsthalle Düsseldorf, bis 6. Februar 2022
Kunst und Techno in Düsseldorf
Elektronische Musik ist nicht nur ein akustisches Phänomen, sondern hat auch die Kunst und die visuelle Kultur insgesamt geprägt. Im Düsseldorfer Kunstpalast widmet sich nun die multimediale Ausstellung "Electro. Von Kraftwerk bis Techno" dem tanzbaren Phänomen. In Audioschnipseln, Videoarbeiten und Fotostrecken beleuchtet die mit dem Musée de la musique – Philharmonie de Paris entstandene Schau Strömungen wie Detroit Techno, Chicago House und europäische Rave-Kultur. Ein Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf dem Werk der Düsseldorfer Elektro-Pioniere von Kraftwerk.
"Electro. Von Kraftwerk bis Techno", Kunstpalast Düsseldorf, bis 15. Mai
Barbie als Karrierefrau in Emden
Ob als Astronautin, Feuerwehrfrau oder Fotografin: Die wohl berühmteste Puppe der Welt, die Barbie, hat in ihren 60 Jahren schon rund 130 Berufe ausgeübt. Ein Einblick in die bunte Berufswahl des beliebten Kinderspielzeuges ist in einer Sonderausstellung im Ostfriesischen Landesmuseum in Emden zu sehen. Unter dem Titel "Busy Girl - Barbie macht Karriere" zeigt die Schau anhand einzelner Figuren und ganzer Szenen Arbeitswelten von Frauen seit den 1950er-Jahren. Zudem ist die Wanderausstellung um die Schau "Women@Work" ergänzt, die anhand von Fotografien Eindrücke von der Arbeitswelt ostfriesischer Frauen seit den 1940er-Jahren bietet.
"Die Exponate stammen aus der weltweit größten Sammlung von Barbiepuppen, die mit rund 18.000 Exponaten auch im Guinness-World-Records-Buch verzeichnet ist", teilt Tobias Rentsch mit, der gemeinsam mit Evelina Peuser-Broeker die Ausstellung kuratiert. Diese private Sammlung gehört Bettina Dorfmann, die auch Erfinderin der Ausstellung ist. "Als Rollenspielzeug spiegelt Barbie die Entwicklung und Veränderung weiblicher Lebensbilder seit der Nachkriegszeit perfekt wider", sagt Dorfmann.
Die erste Barbie wurde 1959 auf einer Messe in New York präsentiert. Seitdem gelang der Puppe mit der Wespentaille ein steiler Aufstieg, und sie wurde über die Jahre in ihren unterschiedlichen Ausführungen zu einem der meist verkauften Spielzeuge der Welt.
Die Ausstellungen sind bis Ende August 2022 in der Seehafenstadt zu sehen. Aktuell gilt für Besucherinnen und Besucher die 2Gplus-Regel. (dpa)
"Busy Girl - Barbie macht Karriere" und "Women@Work", Ostfriesisches Landesmuseum Emden, bis 28. August 2022
Isabel Nuño de Buen
Ungewohnte Materialkombinationen prägen die Objekte der Künstlerin Isabel Nuño de Buen, ihre Zeichnungen zeigen das Interesse der 1985 in Mexiko-Stadt geborenen Künstlerin für verschiedene Kulturen. Im Rahmen des Sprengel Preises, der mit einem Reisestipendium verbunden ist, stellt sie im Sprengel Museum ihrer Wahlheimat Hannover aus. Die neuen Werke der Soloschau sind von einer Reise durch Spanien und Frankreich beeinflusst, bei der Nuño de Buen historische Wandteppiche besichtigte.
"Sprengel Preis 2021. Niedersachsen in Europa", Sprengel Museum, Hannover, bis 27. Februar 2022
Gespenster der NS-Zeit in Kassel
Die Ausstellung "Documenta. Politik und Kunst" im Deutschen Historischen Museum in Berlin hat in diesem Jahr den Fokus der Öffentlichkeit auf die personellen wie strukturellen Schatten der NS-Zeit bei den ersten Ausgaben der Weltkunstschau gelenkt. Doch auch in Kassel wird im Rahmen der Documenta-Studien an der Universität zu dem Thema geforscht.
Eine daraus entstandene Ausstellung zum politisch ambivalenten Erbe der Moderne wird unter dem Titel "Wir alle sind Gespenster" gerade im Kasseler Kunstverein im Fridericianum gezeigt. Dort werden im wahrsten Sinne des Wortes Fäden aus der Vergangenheit in die Gegenwart gesponnen. An verschiedenen Recherchestationen gehen die Mitwirkenden völkischen Tendenzen nach, die den Kunstbetrieb der Nachkriegszeit prägten und auch heute noch unter uns herumspuken. Die Ausstellung liefert keine eindeutigen Antworten, zeigt aber, dass die Frage nach den NS-Kontinuitäten in der Kunst nicht mit dem Tod der damaligen Documenta-Verantwortlichen endet, sondern bis ins Heute zum rechtsextremistischen Anschlag von Hanau und den "Querdenkern" vorm Fridericianum führt.
"Wir alle sind Gespenster", Kunstverein Kassel, Fridericianum, Kassel, bis 19. Dezember
Mischa Kuball in Leverkusen
Aus den Fenstern einer ehemaligen Synagoge bestrahlte er mit gleißendem Licht die städtische Umgebung. Ein Hochhaus funktionierte er zu einer Art Leuchtturm um, der kryptische Lichtzeichen aussandte: Mischa Kuball ist durch starke Interventionen im öffentlichen Raum bekannt geworden. Das Museum Morsbroich in Leverkusen präsentiert eine 30 Schaffensjahre umfassende Schau des Künstlers, der mit Installationen, Performances,
Fotografien und Projektionen urbane Situationen, architektonische Strukturen und gesellschaftliche Wahrnehmung erforscht.
"Mischa Kuball: ReferenzRäume", Museum Morsbroich, Leverkusen, bis 24. April 2022
Rivane Neuenschwander in Liechtenstein
Kulturelle Fragen, Naturprozesse und globale Zusammenhänge stehen im Fokus bei Rivane Neuenschwander. 2015 begann die Brasilianerin mit Kindern Umhänge zu entwerfen, um sie vor ihren Ängsten zu schützen. Die Gemeinschaftsarbeit "The Name of Fear" ist ein wichtiger Ausstellungsschwerpunkt im Kunstmuseum Liechtenstein, das Projekt wurde mit Schulen der Region weitergeführt. Die verschiedenen Werke der Soloschau verbindet, dass Neuenschwander darin die menschliche Perspektive relativiert – die Kraft der Natur ist mindestens genauso wichtig für sie.
"Rivane Neuenschwander: Knife Does Not Cut Fire", Kunstmuseum Liechtenstein, bis 24. April 2022
Sophie Taeuber-Arp in New York
Sie war eine Pionierin der Abstraktion: Sophie Taeuber-Arp überwand spielerisch die Grenzen zwischen Kunst und Leben. Bei ihrem tragischen Unfalltod 1943 umfasste ihr Œuvre Textilien wie Kissen und Tischdecken, Perlarbeiten, ein Marionettentheater, Kostüme, Wandmalerei, Möbel, Architektur, Grafikdesign, Malerei, Zeichnung, Skulptur und Reliefs. Die Retrospektive im New Yorker MoMA macht die Entwicklung des fulminanten Werks von den Anfängen im Kunstgewerbe über die architekturbezogenen Projekte in Straßburg bis hin zu den abstrakten Gemälden der Pariser Zeit erlebbar.
"Sophie Taeuber-Arp: Living Abstraction", Museum of Modern Art, New York, bis 12. März 2022
Joseph Beuys in Paris
Die Präsentation des Dresdner Kupferstich-Kabinetts zum 100. Geburtstag von Installations- und Aktionskünstler Joseph Beuys (1921-1986) gastiert für drei Monate in Paris. "Linie zu Linie, Blatt um Blatt" gibt nach Angaben der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) bis zum 27. März 2022 im Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris einen Einblick in Zeichnungen aus dem Fundus der Familie. 90 Arbeiten bilden das in fünf Jahrzehnten entstandene Werk exemplarisch ab und sollen anhand der Bandbreite ein tieferes Verständnis für Denken und Arbeiten des Künstlers geben.
Das Dresdner Museum durfte für seine Ausstellung (Juli bis Oktober) als erste Institution überhaupt die über 150 Blatt umfassende Privatsammlung zeigen. Sie enthält sowohl geschenkte Werke des Künstlers an seine Frau Eva und die beiden Kinder als auch Werke, die Beuys nach seinem Tod der Familie zurückgelassen hat.
Die Exponate wurden gemeinsam mit der Witwe ausgewählt: fragile Collagen von Pflanzenbildern, frühe Tierstudien, in den 1980er Jahren entstandene Vorzeichnungen zu Editionsblättern, die Bergzeichnungen und Plastisches oder ein Tierkarussell, das Beuys für Sohn und Tochter auf das Pflaster im Hof gezeichnet hatte. (dpa)
"Joseph Beuys: Ligne à ligne, feuille à feuille", Musée d’Art Moderne de la Ville de Paris, bis 27. März 2022
Gordon Matta-Clark in Salzburg
Mit seinem radikalen Werk zählt Gordon Matta-Clark (1943–1978) zu den wichtigsten Künstlern der New Yorker Szene der 1970er. Berühmt wurden die "Building Cuts" – mit rigoroser Geste durchschnittene Gebäude. Die Verbindung von Körper, Raum, Natur, sozialen Prozessen und Praktiken wie Recycling und Kochen bei Matta-Clark bleibt eine starke Inspirationsquelle für Gegenwartskunst und Architektur. Im Salzburger Rupertinum sind
Werke aus zwei zentralen Sammlungen sowie aufschlussreiches Archivmaterial zu sehen.
"Out of the Box: Gordon Matta-Clark", Museum der Moderne/Rupertinum, Salzburg, bis 6. März 2022