Tipps und Termine

Wohin am Wochenende?

Die Kunst der Woche in Berlin, Halle, London, Luxemburg, Neuenburg, Paris und Tartu

 

Carol Rhodes in Berlin

In ihren Gemälden und Zeichnungen setzte Carol Rhodes (1959–2018) Luftaufnahmen künstlerisch um. Unübersehbar sind ihre – mitunter apokalyptisch wirkenden – Landschaften vom Menschen geprägt. Nun zeigt das Berliner Haus am Waldsee eine Soloschau der schottischen Künstlerin, deren Werk und Lehrtätigkeit an der Glasgow School of Art beträchtlichen Einfluss auf jüngere Kunstschaffende hatte. Parallel dazu ist am Waldsee eine Ausstellung von Jenna Bliss zu sehen. 

"Carol Rhodes", Haus am Waldsee, Berlin bis 5. Mai

Carol Rhodes "Construction Side", 2003
Foto: Courtesy Collection Charles Asprey

Carol Rhodes "Construction Side", 2003


Christopher Bauder in Berlin

Der Lichtkünstler Christopher Bauder hat mit "Vektor" im Kraftwerk Berlin seine jüngste audiovisuelle Installation realisiert. In der riesigen Halle des Kraftwerks hat er dafür rund 50 bewegte Laser installiert. Die so erzeugten beweglichen Lichtbilder und -skulpturen kombiniert Bauder mit von ihm komponierten Klanglandschaften. "Vektor" ist mit dem Untertitel "Memories in light & sound" bis zum 7. April zu sehen.

Nach "Skalar" und "Deep Web" ist dies die dritte Installation Bauders in der alten Industrieanlage. Bekannt ist Bauder unter anderem für die Installation "Lichtgrenze", bei der er im Jahr 2014 zum 25. Jahrestag des Mauerfalls zusammen mit seinem Bruder Marc den innerstädtischen Verlauf der Berliner Mauer nachzeichnete. (dpa)

Christopher Bauder "Vektor", Kraftwerk, Berlin, bis 7. April

Die audiovisuelle Lichtinstallation "Vektor"
Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Die audiovisuelle Lichtinstallation "Vektor"



Kunstnachwuchs in Halle 

Die Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle präsentiert zum Ende des Wintersemesters 2023/24 die Diplome der Kunst in einer Ausstellung. Die Abschlussarbeiten von 27 Kunstschaffenden werden bis 21. Februar gezeigt. Der Titel der Ausstellung lautet "We are nowhere, but it's now" (Wir sind nirgendwo, aber es ist jetzt) und beschreibt den Angaben der Kunsthochschule zufolge den leicht melancholischen Moment des Loslassens und den Sprung ins Ungewisse.

Präsentiert werde ausschließlich der Fachbereich Kunst - an der Burg gibt es außerdem den Fachbereich Design. Die Exponate umfassen nahezu alle Genres von der Malerei über Keramik und Schmuck bis hin zu Skulpturen, Video und Textilarbeiten. Die Absolventinnen und Absolventen hätten sich in ihren Diplomarbeiten ebenso mit aktuellen soziopolitischen Themen beschäftigen wie mit kritisch körperlichen Normvorstellungen und experimenteller Formgestaltung.

Anlässlich der Vernissage soll zudem der mit 2500 Euro dotierte Kunstpreis der Stiftung der Saalesparkasse für eine "künstlerisch und thematisch herausragende Diplomarbeit" verliehen werden. (dpa)

"We are nowhere, but its now", Burg Giebichenstein, Halle, bis 21. Februar

 Zugang zur Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.
Foto: Heiko Rebsch/dpa

Zugang zur Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle.


Barbara Kruger in London

Barbara Kruger hat ihre erste Einzelausstellung in London seit 20 Jahren und installiert ihre Werke in der Serpentine Gallery ortsspezifisch. Mit einer Textprojektion über Eck äußert sich die 79-jährige US amerikanische Konzeptkünstlerin selbst über ihr Werk: "In der Arbeit geht es um Benennung und gelöste Singularitäten, um Rasse und Schaden und Brutalität, um Virtualität und die Wiederholung des Realen, um Transparenz und den Wunsch nach einer Pause, um den voyeuristischen Blick und die Totale, um Liken und Freundschaften, um das Studieren von Betrug, um Hooliganismus und die Verlockung des Pikaresken, um Autonomie und verschiedene Unmöglichkeiten, um Betrug."

Unter dem Titel "Thinking of You. I Mean Me. I Mean You." wird die Ausstellung eine einzigartige Auswahl an Installationen, Videos und Soundarbeiten zeigen, die im Serpentine-Gebäude, in der Buchhandlung und auf Bannern im Außenbereich sowie auf großformatigen, umlaufenden Leinwänden bei Outernet Arts im öffentlichen Raum in Soho installiert werden. Vor mehr als 50 Jahren begann Barbara Kruger, aus Werbefotos und -anzeigen Montagen herzustellen. 

Ihre Stilmittel sind stark vergrößerte Schwarz-Weiß-Fotografien mit sichtbaren Rasterpunkten und weiße serifenlose Schrift, in Anlehnung an Yellow-Press Schlagzeilen rot unterlegt. Ihre appellativen Texte sind kurz und prägnant, die Botschaft von Anfang an feministisch, kapitalismuskritisch, geprägt von Humanismus. "Ich arbeite mit Bildern und Worten, weil sie die Fähigkeit haben, zu bestimmen, wer wir sind und wer wir nicht sind", sagte sie einmal. 

Es ist naheliegend, ihre Bild Text-Methode mit heutigen Memes zu vergleichen. Und tatsächlich ist es erstaunlich, wie aktuell auch Krugers frühe Werke bleiben. Aber ihre Eignung als schnell rausgehauene digitale Botschaft spricht keineswegs gegen Kruger. Im Gegenteil, es beweist, was für eine präzise arbeitende Künstlerin sie schon immer war.

"Thinking of you. I mean me. I mean you.", Serpentine Gallery, London bis 17. März

Barbara Kruger: Thinking of You. I Mean Me. I Mean You.,(Installation view, 1 February – 17 March 2024, Serpentine South)
Foto: Courtesy The Serpentine South Gallery

Barbara Kruger "Thinking of You. I Mean Me. I Mean You." , Installationsansicht, 2024


Mary-Audrey Ramirez in Luxemburg

Digitale Techniken und Geschöpfe aus Computerspielen stehen in der Kunst von Mary-Audrey Ramirez im Mittelpunkt. Der Kontrast von Fantasie und realem Leben sowie die stetige Migration des Digitalen in unsere Welt sind integrale Bestandteile ihrer Praxis. In einer Soloschau sind Ramirez’ humorvolle und mitunter auch verstörende Werke zu sehen. Es fühlt sich an, als wäre man in einer Parallelwelt der Online-Games gelandet. 

"Audrey Ramirez: Forced Amnesia", Casino Luxembourg, bis 28. April, Eröffnung Freitag, 2. Februar, 18 bis 21Uhr

Mary-Audrey Ramirez "Devil Evil/Forced Amnesia", 2023 © Mary-Audrey Ramirez.
Foto: © Mary-Audrey Ramirez.

Mary-Audrey Ramirez "Devil Evil/Forced Amnesia", 2023


Kunst und Wein in Neuenburg

Ist Wein eine künstlerische Inspirationsquelle oder eher ein Mittel zur Selbstbefreiung? Das Museum Centre Dürrenmatt Neuchâtel (Neuenburg) in der Schweiz spürt dieser Frage mit Hilfe von drei Künstlern nach. Rainer Maria Rilke, Hermann Hesse und Friedrich Dürrenmatt haben alle drei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Schweizer Weinregionen gelebt: Rilke (1875-1926) im Wallis, Hesse (1877-1962) im Tessin und Dürrenmatt (1921-1990) am Neuenburger See. Der Wein hatte für sie sehr unterschiedliche Bedeutung. Die Ausstellung läuft vom 3. Februar bis zum 19. Mai.

Dürrenmatt ("Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken!") porträtierte Freunde oft mit Weingläsern. Er ist vielerorts eher wegen seiner Dramen bekannt ("Besuch der alten Dame", "Die Physiker", "Der Richter und sein Henker"). Auch darin lässt er die Wahrheit oft erst im Weinrausch ans Licht kommen.

Hesse, so die Ausstellungsmacher, überdeckte mit ausgiebigem Weingenuss die Angst vor dem Tod. Er habe den Wein als Krücke genutzt, um das Leben zu ertragen. Ganz anders Rilke, der dem Alkohol in jungen Jahren abschwor. Für ihn habe die Bedeutung nicht im persönlichen Genuss gelegen, sondern in dessen metaphorisch-poetischen Möglichkeiten.

Die Ausstellung zeigt zahlreiche Zitate, Fotografien, Zeichnungen und persönliche Gegenstände. Sie wurde zusammen mit dem Museum Hermann Hesse und der Fondation Rilke entwickelt und war im Tessin und im Wallis bereits zu sehen. (dpa)

"Dürrenmatt, Hesse, Rilke und der Wein" Centre Dürrenmatt Neuchatel, Neuenburg (Schweiz), bis 19. Mai , Eröffnung Samstag, 3. Februar, 17 Uhr

Friedrich Dürrenmatt, "Portrait d’un psychiatre", 1962
Foto: Centre Dürrenmatt Neuchatel/Confederation Suisse/dpa

Friedrich Dürrenmatt, "Portrait d’un psychiatre", 1962

 Avantgarde - Maler in Paris

Vom Fauvismus bis zum Kubismus, vom Futurismus bis zum Surrealismus, von den Künstlervierteln Montmartre bis Montparnasse: Von 1905 bis 1925 war Paris das Epizentrum künstlerischer Innovationen. 

Einen Überblick über die einzigartige Kreativität, die zu dieser Zeit in der französischen Metropole herrschte, will das Pariser Petit Palais mit der Ausstellung "Das Paris der Moderne, 1905-1925" geben. Ebenso mannigfaltig wie die Zeit von der Belle Époque bis zu den Goldenen Zwanzigern ist auch die bis zum 14. April dauernde multidisziplinäre Schau.

Malereien, Skulpturen, Fotografien, Kino, aber auch Design und Architektur illustrieren den einzigartigen Geist der Avantgarde von damals: Gemälde von Picasso, Matisse und Modigliani hängen neben Haute-Couture-Modellen von Paul Poiret und Jeanne Lanvin, Schmuck von Cartier, einem Faltrad und einem Flugzeug aus den Anfängen der Fliegerzeit. Mit rund 400 Exponaten bietet das Petit Palais ein ziemlich vollständiges Panorama zweier Jahrzehnte, das damals unzählige Künstler nach Paris lockte.  

"Das Paris der Moderne, 1905-1925", Petit Palais ,Paris, bis 14. April

 


Die Kunst des Spielens in Tartu 

Eine Mitmach-Ausstellung in der Europäischen Kulturhauptstadt Tartu präsentiert Spielzeug aus 48 verschiedenen Ländern in Europa. Im Spielzeugmuseum von Estlands zweitgrößter Stadt eröffnete am Samstag die Schau "Europa spielt". Gezeigt werden darin Puppen, Kuscheltiere, Holzspielzeug, Puzzle und andere Spielwaren, anhand derer die kulturellen Gemeinsamkeiten der Länder und die Vielfalt Europas präsentiert werden sollen.

"Wir wollen allen zeigen, wie Europa spielt", sagte Museumsdirektorin Triin Vaaro der Deutschen Presse-Agentur in Tartu. In der bis zum 22. Dezember laufenden Ausstellung könne man erfahren, dass Europa alles andere als alt und langweilig sei. "Europäer haben schon immer gespielt und tragen eine kindliche Spielfreude in sich." 

Präsentiert werden über 100 Exponate - zum Anfassen, Ausprobieren und Mitspielen. Darunter finden sich historische und folkloristische Spielwaren ebenso wie moderne Klassiker aus heutigen Kinderzimmern. Deutschland ist etwa durch einen Nussknacker und ein Spielhaus aus dem Märchen "Hänsel und Gretel" vertreten, Dänemark mit Lego-Steinen und Ungarn mit einem Zauberwürfel. Auch gebe es jede Menge Musikspielzeug zur Unterhaltung - dies zeige sich überall in Europa. Einheimische Besucher können in der Ausstellung das beliebteste estnische Spielzeug bestimmen.  

"Spielen ist allen Menschen gemeinsam - und das schon seit Tausenden von Jahren. In früheren Zeiten diente es dazu, Kindern das Erwachsenenleben beizubringen", sagte Vaaro. Für Mädchen habe es nach dem damaligen Verständnis Puppen gegeben, um sich auf die Mutterschaft vorzubereiten; und für Jungen Pferde, Waffen, Autos und Traktoren, sagte die Museumsdirektorin.

"Europa spielt", Kulturhauptstadt Tartu bis 22. Dezember 

Das Spielzeugmuseum in Tartu mit der Mitmach-Ausstellung "Europa spielt"
Foto: Alexander Welscher/dpa

Das Spielzeugmuseum in Tartu mit der Mitmach-Ausstellung "Europa spielt"