Tipps und Termine (12./13.1.)

Wohin am Wochenende?

Christoph Girardet in Berlin
„Found Footage“ entspricht dem Prinzip Collage und bezeichnet die Arbeit mit vorgefundenen Filmszenen, die vom Künstler zerlegt, verändert, neu montiert und so in eine vom Ursprung abweichenden Aussage überführt werden. Der Deutsche Christoph Girardet zählt zu den anerkannten Meistern dieser Disziplin, doch statt Filmen zeigt der Künstler in der Berliner Galerie Campagne Première nun Drucke von Standbildern. Die "Seven Strokes" (2008) sind fast identische Gewitterblitz-Trickaufnahmen aus sieben verschiedenen Spielfilmen, ein Verweis auf den Fabrikcharakter des Kinos. Bei „Vampire“ assoziiert man die dreieckigen Überblendzeichen für den Filmvorführer mit den Eckzähnen eines gräflichen Blutsaugers.
„The Prints“, Campagne Première, Berlin, 12. Januar bis 23. Februar

Michael Schmidt in Berlin

Vier Jahre lang reiste der 1945 geborene Fotograf quer durch Europa zu Plätzen der Nahrungsmittelherstellung. Firmennamen und -orte bleiben ungenannt, es werden weder spektakuläre Missstände aufgedeckt noch Horrorbilder vorgeführt. Schmidt macht aber augenfällig, wie Optimierungswahn und Effektivitätszwang jeden Produktionsbereich durchdringen. Dabei bewegt sich der Künstler in den klassischen Genres der Fotografie: die Landschaft (als Monokultur), der Mensch (als Billigkraft), das Tier (als Rohstofflieferant). Dass es den Bildern an Zauber fehlt, ist kein Mangel, sondern das eigentliche Thema der Serie. Michael Schmidt enthüllt die durchökonomisierte Welt hinter der Landliebe-Verpackung. Von der Wurstscheibe bis zur Tomate wird alles genormt, wobei Schmidt die Aufmerksamkeit auch auf den Ausschuss lenkt, etwa das, was auf dem Masthof vorzeitig verendete. Traurige Kuhaugen, arme Schweine.
Martin-Gropius-Bau, Berlin, 12. Januar bis 1. April

Martin Scorsese in Berlin
Robert De Niros Hemd mit den Kunstblutflecken aus "Kap der Angst" und sein in "Wie ein wilder Stier" getragener Boxhandschuh - sie gehören zu den rund 600 Ausstellungsstücken, die in der Schau "Martin Scorsese" im Berliner Museum für Film- und Fernsehen zu sehen sein werden. Für die weltweit erste Ausstellung über das Werk von US-Regisseur Scorsese hat der heute 70-jährige Oscar-Preisträger erstmals sein privates Archiv geöffnet. "Wir bekommen sehr viel Persönliches von Martin Scorsese", sagt Ausstellungskuratorin Kristina Jaspers. Außerdem werden wertvolle Stücke aus der Sammlung von Scorseses Lieblingsschauspieler De Niro gezeigt, der auch die Hauptrollen in heute bereits als Klassiker geltenden Scorsese-Filmen wie "Taxi Driver", "Good Fellas" und "Casino" spielte. Scorsese selbst sei etwas nervös, dass eine so große Schau für ihn inszeniert wird, heißt es im Filmmuseum. Das Berliner Kino Arsenal zeigt noch bis zum 15. Januar eine Retrospektive mit Scorsese-Filmen. (dpa)
Deutsche Kinemathek, Museum für Film- und Fernsehen, Berlin, bis 12. Mai

Kraftwerk in Düsseldorf
Die weltweit gefeierten Klangkünstler der Gruppe Kraftwerk führen ab dem heutigen Freitag in Düsseldorf an acht Abenden ihr Gesamtwerk auf. Zugleich wird in der Landeshauptstadt eine Schau des Fotografen Peter Boettcher («Kraftwerk - Roboter») eröffnet, der das Wirken der Gruppe seit nunmehr 20 Jahren dokumentiert hat. Die Musiker haben als Pioniere der elektronischen Musik Weltruf erlangt. Ihr Auftritt an diesem Freitag in der Kunstsammlung NRW ist der erste seit über 20 Jahren in ihrer Heimatstadt Düsseldorf. Kraftwerk hatte sich 1970 gegründet.
Der Katalog – 1 2 3 4 5 6 7 8“, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf, Konzertreihe mit Kraftwerk an acht Abenden, 11. bis 20. Januar. Begleitende Ausstellung: „Roboter“, Fotografien von Peter Boettcher, NRW-Forum, Düsseldorf, 12. bis 30. Januar

Winterrundgang in Leipzig
Die Galerien in der alten Leipziger Baumwollspinnerei laden am Samstag ab 11 Uhr zum traditionellen Winterrundgang ein. Besucher können die ersten Ausstellungen des Jahres besichtigen. Die Halle 14 - Zentrum für zeitgenössische Kunst etwa feiert ihr zehnjähriges Bestehen. Sie bietet eine Rückschau auf vergangene Ausstellungen, Projekte und Veranstaltungen und. Die hauseigene Bibliothek wird an diesem Tag zum Lesecafé. Außerdem zeigt das Kunstvermittlungsprogramm "Kreative Spinner" Einsendungen der 18. Leipziger Kinder- und Jugendkunstausstellung. Auf dem Gelände der alten stillgelegten Baumwollspinnerei haben sich in den vergangenen Jahren mehrere Galerien angesiedelt. Viele Künstler haben hier Ateliers. (dpa)
Baumwollspinnerei Leipzig, 12. Januar, 11-21 Uhr

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