Museumsausstellungen

Wohin in Basel?

Zur Art Basel zeigen die Museen der Stadt das Beste aus ihrem Jahresprogramm. Wir stellen sechs Ausstellungshighlights vor

Aufbegehren: In der Kunsthalle Basel kontert P.Staff dem Kapitalismus mit Transpolitik

Mit einem intensiven Gespräch unter guten Freunden hat der britische Transgender-Künstler seine Praxis einmal verglichen: Die Atmosphäre seiner Installationen ist vertraut und verführerisch, aber in ihnen geht es zur Sache. Arbeiten des 1987 geborenen Künstlers waren in den letzten Jahren bereits in angesagten Institutionen wie der Serpentine Gallery in London oder der Luma Foundation in Arles zu sehen. In seiner bisher größten Einzelausstellung verknüpft Staff jetzt Transpoetik, Mystik und Nekropolitik und reflektiert in neuen Videos und Skulpturen über die Brutalität des Kapitalismus für marginalisierte Gruppen.

British transgender artist P. Staff has likened their art practice to a deep conversation with good friends. Their installation feels familiar and inviting, but focused too. The 1987-born artist’s works have been shown at prestigious institutions including Serpentine Gallery in London and Luma Foundation in Arles. New videos and sculptures see Staff combine transpoetics, mysticism, and necropolitics to consider how capitalism brutalizes marginalized groups. Statements is the artist’s largest solo exhibition to date.

"P. Staff: In Ekstase", Kunsthalle Basel, bis 10. September

 

Schmerz und Schönheit: In der Fondation Beyeler entfaltet die kolumbianische Künstlerin Doris Salcedo ihr eindrückliches Werk

Trauer und Schmerz durchziehen die Kunst von Doris Salcedo wie eine Unterströmung und lassen doch Raum für Schönheit und Hoffnung. Salcedo recherchiert für gewöhnlich intensiv für ihre Projekte und verarbeitet die Erfahrungen von Menschen, die Gewalt erfahren haben, zu eindrücklichen Installationen. Die Fondation Beyeler zeigt nun die erste große Einzelausstellung der 1958 in Kolumbien geborenen Künstlerin in der Schweiz, mit Werkreihen aus verschiedenen Schaffensperioden und vielen selten gezeigten Arbeiten. Eine Monopol-Porträt der Künstlerin lesen Sie hier.

Mourning and pain permeate Doris Salcedo’s work while leaving space for beauty and hope. The artist, born in 1958, usually conducts extensive research for her projects and transforms the experiences of individuals who have experienced violence into stunning installations. Fondation Beyeler is showing the first major solo presentation of the Colombia-born artist in Switzerland with series from different phases and works seldom exhibited.

Doris Salcedo, Fondation Beyeler, Riehen/Basel, bis 17. September

 

Raus aus der Box: Das Schaulager feiert das 20-jährige Bestehen mit einer Jubiläumsausstellung

Beim Schaulager in Basel ist der Name Konzept: Hier werden Werke der hochkarätigen Sammlung der privaten Emanuel Hoffmann-Stiftung gleichzeitig gelagert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Vor 20 Jahren eröffnete die innovative Mischung aus Forschungsinstitution, Ausstellungshalle und Depot in der Architektur von Herzog & de Meuron. Das ist nun Anlass für die Jubiläumsausstellung mit dem treffenden Namen "Out of the Box". Gezeigt werden vor allem zeitbasierte Werke von rund 25 Künstlerinnen und Künstlern, darunter Anri Sala, Monika Sosnowska, Klara Lidén und Dieter Roth. 

Schaulager (= storage display) does what its name implies: storing and displaying works from the exceptional Emanuel Hoffmann Foundation. This innovative research institute, exhibition space, and storage site opened 20 years ago in a building designed by Herzog & de Meuron, an anniversary celebrated in the exhibition “Out of the Box.” It features time-based works by 25 artists including Anri Sala, Monika Sosnowska, Klara Lidén, and Dieter Roth.

"Out of the Box", Schaulager, Basel, bis 19. November

 

Unheimliche Leere: Roger Ballens verstörendes Werk im Museum Tinguely

Ratten, Vögel, Hunde, Masken, Möbel oder Wände mit Zeichnungen und hin und wieder noch Menschen – die Motive auf Roger Ballens Fotografien sind seltsam, verstörend und voll mythologischer Wucht. Der 1950 in New York geborene Künstler, der seit vielen Jahren in Johannesburg lebt und arbeitet, wurde bekannt mit seinen Porträts des "weißen Prekariats" des südafrikanischen Hinterlandes, doch seit einigen Jahren fokussiert er vermehrt auf die Stimmungen und Geschichten, die in Objekten und Räumen stecken. In seiner Ausstellung im Museum Tinguely, die auf Jean Tinguelys Spätwerk "Mengele Totentanz" Bezug nimmt, zeigt Ballen Fotografien, Videos und "Szenerien" in einer eigens erbauten Hütte. 

Rats, birds, dogs, masks, furniture, walls with drawings, and sometimes even humans—the subjects of Roger Ballen’s photographs are unique, disturbing, and full of mythic impact. Ballen was born in New York in 1950 and has lived in Johannesburg for many years. He became known for his portraits of underprivileged whites in rural South Africa. But in recent years he has focused more on the moods and stories contained in objects and spaces. His exhibition at Museum Tinguely references Jean Tinguely’s late work “Mengele Dance of Death” and presents photographs, videos, and “scenarios” in a custom-built hut.

"Roger Ballen. Call of the Void", Museum Tinguely, bis 29. Oktober

 

Die Kulturstiftung Basel zeigt Kunst vom Persischen Golf, die Paralleluniversen schafft

Das Virtuelle und das Faktische mischen sich nicht erst im digitalen Zeitalter. Besonders reich an Mythen ist der Kulturraum am Persischen Golf, aus dem die Kunstschaffenden einer Gruppenschau in der Kulturstiftung Basel H. Geiger stammen. Sie alle haben ihre eigenen Universen geschaffen und treten mit Mitteln der Fiktion, aber teilweise auch der Satire den augenscheinlichen Tatsachen und angeblichen Wahrheiten entgegen.

The virtual and the real have been mingling long before the digital era. The region around the Persian Gulf is particularly rich in myth. The Basel H. Geiger art foundation has brought together artists from this area for a group show. Each has created their own universe, using fictional methods and a touch of satire to counter apparent facts and alleged truths. 

"Evaporating Suns. Contemporary Myths from the Arabian Gulf", Kulturstiftung Basel H. Geiger, bis 16. Juli

 

Andrea Büttner zieht im Kunstmuseum Basel in Zeichnungen, Grafiken und Bildhauerei Verbindungen zwischen der Kunstgeschichte und sozialen Themen wie Armut, Scham oder Sexualität

Arbeit, Armut, Scham, Gesellschaften und ihre Glaubenssysteme sind Themenbereiche, zu denen Andrea Büttner arbeitet. Ihre Ausstellungen setzen sich aus einer Vielzahl von Medien, etwa Holzschnitten, Glasobjekten oder Video, zusammen und bieten raumgreifende "Erzählungen". Im Kunstmuseum Basel verbindet sie auf den ersten Blick disparate Stränge wie Zwangsarbeit im biodynamischen Landbau der Nationalsozialisten und die zeitgenössische Smartphone-Kultur miteinander.

Work, poverty, shame, societies and their belief systems are thematic areas on which Andrea Büttner concentrates. Her exhibitions combine a number of media including woodcuts, glass objects, and video works to form extensive "narratives". At Kunstmuseum Basel, she brings together disparate strands such as forced labor in biodynamic farming under the Nazi regime and current smartphone culture. 

Andrea Büttner "Der Kern der Verhältnisse", Kunstmuseum Basel / Gegenwart, bis 1. Oktober