Kurdische Künstlerin

Zehra Doğan in Berlin festgenommen

Durchgangsbereich zum Pergamonmuseum in der James-Simon-Galerie
Foto: dpa

Durchgangsbereich zum Pergamonmuseum in der James-Simon-Galerie

Zehra Doğan wurde am Samstag auf der Berliner Museumsinsel festgenommen. Die auch durch Banksy international bekannte kurdische Künstlerin hatte im Pergamonmuseum mit einer Performance demonstriert

Doğan schrieb auf Twitter, dass sie gemeinsam mit Juan Golan Elibeg, Aurélie Gerardin und Thomas Lamouroux mit einer Performance auf das Schicksal der antiken Stadtfestung Hasankeyf im Südosten der Türkei hinweisen wollten. Der türkische Staat plant, die Stätte im Zuge des Ilisu-Staudammprojekts unter Wasser zu setzen. Auf Bildern auf der Website der kurdischen Nachrichtenagentur ANF ist zu sehen, dass die vier Künstlerinnen und Künstler sich auf den Boden des Museums legten. Doğan schrieb weiter, dass sie von der Polizei abgeführt und befragt wurde. 

Doğan wurde im Februar aus türkische Haft entlassen. Der heute 30-Jährigen wurden Terror-Propaganda und die Mitgliedschaft in einer Terrororganisation vorgeworfen. Auslöser war ein Wasserfarben-Bild, das die zerstörte kurdische Stadt Nusaybin nach einem Kampf zwischen kurdischen Milizen und dem türkischen Militär im Jahr 2015 zeigt. In den Trümmern hängen türkische Flaggen.

Der Fall um die junge Künstlerin sorgte international für Entsetzen: Die Schriftstellervereinigung PEN und Amnesty International solidarisierten sich mit Doğan, der Künstler Ai Weiwei schrieb ihr einen Brief. Der britische Street-Art-Künstler Banksy protestierte in New York gegen ihre Inhaftierung mit einem großen Wandbild.

Für ihren Protest im Pergamonmuseum haben sich die Künstlerinnen und Künstler einen Tag mit großem Besucheraufkommen ausgesucht: Es war der erste Publikumstag der neuen James-Simon-Galerie auf der Berliner Museumsinsel, über 13 000 Menschen waren allein dafür gekommen.