Private Sammlungen in Zürich

Zeitgenössisch und vital

Zürichs private Kunstsammlungen sind hochkarätig – und könnten bald noch vielfältiger werden

Privates Kunstengagement hat in der Schweiz Tradition. In Zürich haben einige herausragende Kollektionen für zeitgenössische Kunst ihren Sitz. Extrem lebendig ist der 2013 eröffnete Westbau der Stiftung LUMA von Sammlerin Maja Hoffmann im Löwenbräu-Areal. Hier gibt es Partys, Talks, Veranstaltungen und Ausstellungen renommierter Kuratoren und Künstler, oft mit einem aktuellen, auch politischen Bezug. Mit dem sich im Bau befindenden ambitionierten Kunstcampus Arles in Südfrankreich wird ab 2018 ein weiteres kulturelles Zentrum eröffnet, um ein breites Netzwerk von
Kooperationen zu pflegen.

Mit 20 Jahren Sammlungsgeschichte zählt die Ringier Collection zu den ältesten Schweizer Privatsammlungen für Gegenwartskunst mit Schwerpunkt International Contemporary. Einen eigenen Ausstellungsraum betreibt Ringier nicht, hingegen werden Werke stetig verliehen oder in den eigenen Verlagshäusern, auch im Ausland präsentiert. Über POOL ist Ringier auch mit LUMA im Westbau verbunden – ein neu lanciertes Organisationstool für private Kunstsammler, das Mentorprogramme für Kuratoren anbietet. POOL zeigt seine Ausstellungen im Löwenbräu-Areal.

Ebenfalls mit einem Schauraum im Löwenbräu angesiedelt war bis vor wenigen Jahren die Daros Collection, eine Gründung von Stephan Schmidheiny, die auf Malerei des 20. Jahrhunderts – Warhol, Twombly, Richter – spezialisiert ist. Daros arbeitet seit 2010 mit der Fondation Beyeler in Riehen, wo immer wieder eigene Werkgruppen in Ausstellungen gezeigt werden – zuletzt Robert Ryman. Ein in Planung befindlicher Erweiterungsbau der Fondation im angrenzenden Park wird von Daros mitfinanziert. Nicht so erfolgreich agiert zurzeit Daros Latin america, aufgebaut von Ruth Schmidheiny. Ende 2015 wird der Ausstellungsbetrieb in der erst 2013 eröffneten, teuer renovierten Casa Daros in Rio de Janeiro aus finanziellen Gründen wieder eingestellt. Und neue Ausstellungsaktivitäten in Zürich sind zur Zeit keine geplant.

Dafür könnte bald eine weitere wichtige Sammlung Zürich bereichern: Die in Österreich lebende Schweizer Kunstsammlerin Francesca Habsburg kündigte an, ihre Stiftung (Thyssen-Bornemisza Art Contemporary) nach 2017 aus Wien abzuziehen und nach Zürich zu transferieren. In Wien löste der angedrohte Verlust große Aufregung aus – Zürich wartet und freut sich.

Dieser Artikel ist erschienen im Monopol Kunst- und Kulturführer Zürich