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12 Kunst-Filme, die sich im Mai lohnen

Unsere Filme im Mai fragen nach dem Verfallsdatum von Ruhm, besuchen einen Venedig-Liebling, tanzen im Museum und zeigen Instagram als unendliche Kunstgalerie 


Kinderspiele von Francis Alÿs

Der belgische Pavillon des Künstlers Francis Alÿs hat auf der Venedig-Biennale zwar keinen Löwen bekommen, gehört aber zweifellos zu den Publikumslieblingen. Zu den Grundsätzen des Künstlers zählt, seine Videos so zugänglich wie möglich zu machen, deshalb kann man sein Projekt "Children's Games" auch außerhalb der Giardini online anschauen.

Die Idee ist so schlicht wie effektiv: Alÿs filmt seit Jahrzehnten, wie und was Kinder spielen, wenn sie nicht von Erwachsenen beaufsichtigt werden. Ein afghanischer Junge lässt einen Drachen fliegen, Mädchen in Japan lachen laut vor Freude über ihre eigene Meisterschaft beim Seilspringen, Jungs in Kongo schieben einen Reifen einen endlos hohen Schlackeberg hinauf, um dann todesmutig darin zusammengekauert hinunterzurollen. Das alles ist wunderbar einfach gemacht und doch viel mehr als Dokumentation, ein berührendes Zeugnis von Menschlichkeit.

"Children's Games", Website Francis Alÿs

Francis Alÿs​​​​​​​ "Children’s Game #27: Rubi, Tabacongo, DR Congo"
Foto: Courtesy Francis Alys

Francis Alÿs "Children’s Game #27: Rubi, Tabacongo, DR Congo"


Instagram - die unendliche Galerie

Dass die Bilderplattform Instagram die Kunstwelt ziemlich durcheinander gewirbelt hat, ist keine neue Erkenntnis. Vor gut zehn Jahren ging das soziale Netzwerk an den Start, das Fotos als Kommunikationswerkzeug massentauglich machte und inzwischen zum Facebook-Konzern gehört. Darauf zeigen nicht nur Künstlerinnen und Künstler ihre Werke, inzwischen ist Instagram selbst das Medium, für das Kreative ihre Kunst und ihre öffentliche Persona entwickeln.

Die Arte-Miniserie "Insta Art" nähert sich dem Phänomen der Plattform-Kunst und stellt ihre vorherrschenden Themen wie Körperbilder, Selbstdarstellung und die Virtualisierung der Welt vor. Zu Wort kommen unter anderem die Künstler Filip Custic, Jan Hakon Erichsen und Cibelle Cavalli Bastos, die ihre Follower über die Plattform stets an ihrem Leben und ihrer Arbeit teilhaben lassen. Außerdem erklärt die Kunsthistorikerin Anika Meier, wie Instagram die Möglichkeit geschaffen hat, auch am traditionellen Kunstsystem vorbei erfolgreich zu sein. Zuletzt wagt die Serie auch einen Ausflug in die Welt der NFT-Kunst, von der noch niemand sicher sagen kann, ob sie eine Revolution oder eine Finanzblase ist. 

Es gibt bisher fünf Folgen á circa zehn Minuten, in denen auch die wichtigsten Begriffe von Reels bis Drop erklärt werden. Snackable content also, wie es Instagram uns beigebracht hat. 

Insta Art, Arte-Mediathek, bis 2025 

"Insta Art", Filmstill
Foto: Arte

"Insta Art", Filmstill


Vom Roten Teppich ins Altersheim

Die Traumfabrik Hollywood ist bekanntlich besessen von Jugend und Schönheit. Aber was passiert mit Schauspielerinnen, Produzenten oder Kostümdesignerinnen, wenn sie alt und möglicherweise pflegebedürftig werden? Der berührende Dokumentarfilm "Sunset over Hollywood" porträtiert ein einzigartiges Projekt, das "Motion Picture & Television Country House and Hospital", in dem ehemalige Filmstars und Hollywood-Personal ihren Lebensabend verbringen.

Uli Gaulke und Marc Pitzke zeigen diesen luxuriösen Ruhesitz, der unter anderem von George Clooney und Michael Douglas unterstützt wird, als Schatzkammer für Geschichten. Viele der Bewohnerinnen und Bewohner haben die Goldenen Zeiten Hollywoods erlebt und beispielsweise noch mit Alfred Hitchcock oder Cary Grant gedreht. Außerdem lernen die Zuschauerinnen und Zuschauer Connie Sawyer kennen, die noch mit 105 Jahren vor der Kamera stand (inzwischen ist sie verstorben). 

"Sunset over Hollywood" kann man als warme Ansammlung von interessanten Personen und Anekdoten verstehen, aber auch als Meditation über die Vergänglichkeit des Ruhms und das Altern auf der Kinoleinwand.

"Sunset over Hollywood", 3-Sat-Mediathek, bis 10. Mai

"Sunset Over Hollywood", Filmstill
Foto: Piffl Medien

"Sunset Over Hollywood", Filmstill


Die Fotografin in Hitlers Badewanne 

Auf der Documenta 13 wurde das Fridericianum zum "Brain", also zum Gehirn der Ausstellung, in dem die Grundgedanken der Präsentation formuliert und an exemplarischen Werken sichtbar gemacht wurden. Ein zentrales Bild im Kunsthirn war dabei die Fotografin Lee Miller (1907-1977), wie sie sich 1945 nackt in Hitlers Badewanne wäscht. Das Foto ist eine zeitlose Ikone, in der Befreiung, Schuld und die visuelle Macht harmloser Dinge in einem historischen Moment zusammenfallen.

Eine britische Dokumentation widmet sich dem Leben von Lee Miller, die zuerst als Model berühmt wurde und oft als Muse der Surrealisten bezeichnet wird. Dabei war Lee Miller immer auch selbst künstlerisch tätig und hatte 1933 ihre erste Einzelausstellung mit ihrer Porträtfotografie. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie eine der wenigen Kriegsreporterinnen in Europa, die auch die Schrecken der Kämpfe sorgfältig künstlerisch inszenierte. Die Filmemacherin Teresa Griffiths zeigt Millers außergewöhnliches Leben mit seinen Brüchen und Widersprüchen. Unter anderem kommt ihr Sohn Antony Penrose zu Wort. 

"Lee Miller - Supermodel und Kriegsfotografin", Arte-Mediathek, bis 20. Mai 

Lee Miller
Foto: Arte

Lee Miller


Theorie ist sexy

Das Programm, das auf der Streaming-Webseite des New Yorker Kunst-Kollektivs DIS zu sehen ist, beschreibt Mitbegründerin Lauren Boyle als "Edutainment". Die Plattform Dis.art will mit Serien und Einzelbeiträgen von Dokumentarfilmen bis Zeichentrickserien komplexe theoretische Inhalte zugänglich und formell ansprechend verpacken. Joshua Citarella, Künstler und Anthropologe politischer Subkulturen auf Instagram, erzählt in einer HD-Produktion den Wandel vom institutionellen Agenda-Setting zum algorithmischen Gatekeeping des Plattform-Kapitalismus nach; Künstler:in und Model Bobbi Salvör Menuez filmt ein Makeup-Tutorial, in denen Erfahrungsberichte von Content-Moderatorinnen verschiedener sozialer Plattformen über ihren verstörenden Arbeitsalltag zitiert werden.

Besonders unterhaltsam ist der jüngste Upload, der zuvor auf der Genfer Biennale de l’Image en Mouvement zu sehen war: Mandy Harris Williams Arbeit "Couture Critiques" setzt sich mit der Rolle der öffentlichen Intellektuellen in der zeitgenössischen Gesellschaft auseinander und postuliert provokant: "If we want to get free, we must glamourize the intellectuals".

"Dis.art", Online-Plattform 

Mandy Harris Williams "Couture Critiques", 2021
Courtesy der Künstler*innen und des Centre d’Art Contemporain Genève für BIM’21. Foto: Cynthia Mai Ammann © Centre d’Art contemporain Genève

Mandy Harris Williams "Couture Critiques", 2021


Mariupol, die gemarterte Stadt

Die belagerte Stadt Mariupol im Südosten der Ukraine ist zu einem Synonym für die Gräuel des russischen Angriffskriegs auf das Land geworden. Bereits 2014 war der Name in den Nachrichten, denn schon damals hielt Mariupol nach dem Überfall auf die Krim den russischen Angriffen stand und verteidigte seine Unabhängigkeit. Kurz danach drehte der litauische Filmemacher Mantas Kvedaravičius seine Ode an den 500.000-Einwohner-Ort, die 2016 auf der Berlinale lief. "Mariupolis" zeigt die Folgen der damaligen Zerstörung, aber auch Szenen des Alltags und Momente der Freude. Die Krise ist präsent, sie dominiert aber nicht alles. Es wird immer noch getanzt, geangelt und gelebt.

Der Film, der nicht kommentiert, sondern beobachtet, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Katastrophe ein umso berührenderes Porträt einer Stadt, die es nicht mehr gibt. Und tragischerweise ist er nun auch ein Vermächtnis für seinen Regisseur. Mantas Kvedaravicius wurde bei erneuten Dreharbeiten Anfang April in Mariupol getötet

"Mariupolis", Arte-Mediathek, bis 7. April 2023


Mutter-Sohn-Liebe zwischen Traum und Alptraum

Die Filme des kanadischen Regie-Stars Xavier Dolan sind wie barocke Gemälde: opulent, vielschichtig und ohne jede Angst vor Pathos. In seinem bildgewaltigen Film "Mommy" (2014) geht es um das kompizierte Verhältnis der alleinerziehenden Diane (Anne Dorval) und ihrem schwer kontrollierbaren Sohn Steve (Antoine Olivier Pilon). Als auch noch die neue Nachbarin Kyla (Suzanne Clément) eine wichtige Rolle im Haushalt der Després einnimmt, entstehen Momente der puren Freude, aber auch der Obsession und Verzweiflung. 

Dolan inszeniert das Familiendrama mit eindrucksvollen Bildern und einem Soundtrack, den man immer wieder hören will (wer Celine Dion jetzt noch nicht liebt, wird es spätestens nach dem Filmabend tun). Für seine formalen Experimente, bei dem das Filmformat mit Steves Emotionen wechselt, ist "Mommy" außerdem in die jüngere Filmgeschichte eingegangen. 

"Mommy", auf Mubi

"Mommy" (2014), Filmstill
Foto: Courtesy Mubi

"Mommy" (2014), Filmstill


Das politische Erwachen der Josephine Baker

In der Hauptausstellung "The Milk Of Dreams" auf der Venedig-Biennale ist auch ein stummes Tanz-Video der Charleston-Ikone Josephine Baker (1906 - 1975) von 1925 zu sehen. Kuratorin Cecilia Alemani adelt sie damit in einer ihrer "Zeitkapseln" als feministische Vorreiterin des 20. Jahrhunderts. Nachdem sie lange vor allem als aufreizendes Revue-Girl wahrgenommen wurde, wird der im Mittleren Westen der USA geborenen Baker nun auch in ihrer Wahlheimat Frankreich große Hochachtung zuteil. Im November 2021 zog sie als erste schwarze Frau in die Ruhmeshalle "Pantheon" ein.

Auch der Film "Josephine Baker, Ikone der Befreiung" widmet sich der erstaunlichen Karriere der Varieté-Tänzerin - und zeigt, wie aus dem jungen Mädchen, das in ihren Shows auch rassistische Klischees der Europäer bediente, eine Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und eine Bürgerrechtlerin wurde. Die Dokumentation folgt ihrer Geschichte bis in ihre Kindheit, die von Rassentrennung und Gewalt gegen Schwarze geprägt war. Aus diesen Erfahrungen stammt wohl auch Bakers Entscheidung, ihre Berühmtheit für soziale Gerechtigkeit einzusetzen. 1963 ergriff sie beim "Marsch auf Washington" neben Martin Luther King als einzige Frau das Wort - und wird doch erst jetzt als wichtige politische Figur anerkannt.

"Josephine Baker, Ikone der Befreiung", Arte-Mediathek, bis 30. Oktober

Josephine Baker während ihres "Ziegfeld Follies"-Auftritts von "The Conga", Winter Garden Theater, New York, 1936
Foto: dpa

Josephine Baker während ihres "Ziegfeld Follies"-Auftritts von "The Conga", Winter Garden Theater, New York, 1936


Im Atelier mit Jonas Burgert

Eigentlich malt der Berliner Künstler Jonas Burgert seine monumentalen Bilder hinter verschlossenen Türen. Ein Team des RBB hat er jedoch in sein geräumiges Atelier in Weißensee gelassen, wo der 53-Jährige arbeitet und "um den Zauber ringt", wie er selbst sagt. Dort zeigt er sein "optisches Archiv", das ihn aus der Trägheit locken soll, beginnt ein Bild aus verschiedenen Brauntönen und erzählt, wie er aus einem geldarmen Leben in der Doppelgarage ins Epizentrum der Kunst katapultiert wurde.

Man muss Burgerts riesige, oft an Historiengemälde erinnernden Werke gar nicht unbedingt mögen, um Spaß an dem Format zu haben. Denn zu erzählen hat der Künstler außerordentlich Interessantes. 

Warum machen Sie Kunst, Jonas Burgert?, ARD-Mediathek, bis 30. Dezember


FKA Twigs tanzt mit Isamu Noguchi 

Die britische Sängerin FKA Twigs scheint ein Faible für Musikvideos in Kunstinstallationen zu haben. So tanzte Sie 2021 im Film zu ihrem Stück "Don't Judge Me" vor der postkolonialen Brunnenskulptur "Fons Americanus" von Kara Walker. Nun hat sie für den Mode-Preis der Woolmark Company (ein internationales Gütesiegel für Produkte aus Schurwolle) ein weiteres Video in einem Museum produziert. Mit ihrer Tanzkompanie Avant Garden performt FKA Twigs in der Isamu Noguchi Foundation in Long Island City. Dabei tragen die Tänzerinnen und Tänzer Outfits von den Nominierten für den Woolmark Prize, die selbst wie Skulpturen aussehen.

Der US-amerikanische Künstler Isamu Noguchi (1904 - 1988) gilt als einer der vielseitigsten Gestalter des 20. Jahrhunderts. Neben großformatigen Skulpturen in klaren Formen designte er auch Möbel, Landschaftsgärten und Bühnenbilder. Nun wird seine Kunst selbst zum Set-Design für FKA Twigs' modischen Tanzfilm. Was zurückhaltend und unterkühlt beginnt, wird am Ende zur gut gelaunten Rock-Party á la "Rocky Horror Picture Show".  

FKA Twigs "Playscape", auf YouTube

FKA Twigs "Playscape", Filmstill, 2022
Foto: Courtesy Woolmark

FKA Twigs "Playscape", Filmstill, 2022


Das Ende der Museen, wie wir sie kennen?

Seit Herbst 2021 sind im Berliner Humboldt Forum die ersten Ausstellungen der ethnologischen Museen zu sehen. Doch die Freude ist eher verhalten. Denn nach jahrelangen Diskussionen und Protesten von postkolonialen Initiativen werden die Sammlungen von Artefakten aus aller Welt nicht mehr unbedingt als Schatzkammern der Menschheit, sondern vielmehr als Beuteareale für Raubkunst gesehen. Was die Auseinandersetzung mit ihrem kolonialen Erbe für europäische Museen bedeutet, untersucht der Dokumentarfilm "Alles nur geklaut?" von Janine Renner. Brauchen wir überhaupt noch Universalmuseen, wenn sich inzwischen die Sichtweise durchsetzt, dass diese nicht nur Kulturerbe bewahren, sondern auch einen europäischen Überlegenheitsanspruch untermauern sollten und eng mit den Verbrechen des Kolonialismus verbunden sind?

In dem Film wird ziemlich schonungslos dargelegt, was aus einer konsequenten Weiterverfolgung der ersten zögerlichen Restitutionsversprechen der westlichen Nationen, darunter auch Deutschland bei den Benin-Bronzen, folgen könnte. Müsste als nächstes die Nofretete zurück nach Ägypten? Der Berliner Pergamonaltar in die heutige Türkei? Für die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy, eine der führenden Stimmen der Rückgabedebatte, wäre dies keine Horrorvorstellung, sondern vielmehr ein Anzeichen für eine neue Zeit der Verständigung und der Anerkennung von Unrecht. Viele Museumsleute argumentieren jedoch mit der Rechtslage zum Zeitpunkt der Ankäufe von Objekten und plädieren für den Erhalt von Museumsbeständen. Unter anderem kommen im Film auch Hermann Parzinger, Direktor der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, und Julien Volper vom Königlichen Museum für Zentralafrika im belgischen Tervuren zu Wort. 

Der Film legt dar, wie komplex die Diskussion ist, in der juristische und ethische Argumente immer wieder gegeneinander ausgespielt werden. Auch Protagonistinnen und Protagonisten der Herkunftsgesellschaften legen ihre Sichtweise zur Restitutionsdebatte dar. Denn das Wissen, das in Europa durch die abertausenden Artefakte zugänglich ist, fehlt in den Ländern, aus denen die Kunst eigentlich stammt. 

"Alles nur geklaut?", ZDF-Mediathek, bis 4. September

Das Königliche Museum für Zentralafrika (KMZA) im belgischen Tervuren
Foto: ZDF/kobalt production

Das Königliche Museum für Zentralafrika (KMZA) im belgischen Tervuren

 

Urlaubsträume in Beton

Ein Kolossalbau zwischen Skischanze und futuristischer Zukunftsarchitektur – ob Schandmal oder visionäre Bildzeichen, daran scheiden sich schon jahrzehntelang die Geister. Seit 1967 krönt das Ahorn Panorama Hotel einen Bergrücken im thüringischen Oberhof nahe des berühmten Wanderweges Rennsteig. Beauftragt wurde das Projekt von der DDR-Führung als eines der ersten Großprojekte für ostdeutsche Ferienheime. Die Architektinnen und Architekten aus Jugoslawien genossen Ende der 1960er-Jahre lange vor dem Honecker’schen Sparkurs noch alle kreativen Freiheiten.

Solche und andere Geschichten von Ferienkomplexen in der Deutschen Demokratischen Republik seit Beginn der 1950er-Jahre sind Teil der neuen Folge der Dokumentationsreihe "Urlaubsträume in Beton" auf Arte. Denn die DDR war das erste Land, das das Recht auf Urlaub in der Landesverfassung verankerte – und damit einem ungemeinen Drang nach einem der begehrten und kostengünstigen Plätze in den Ferienheimen der DDR Vorschub gab.

Der Film spürt aber vor allem den architektonischen Höhen und Tiefen zwischen gestalterischen Ansprüchen und Erfüllung der sozialistischen Staatsdoktrin nach und lässt dabei gut verständlich Fachexpertise in Form eines ehemaligen Architekten und einer Architekturhistorikerin zu Wort kommen. Dabei wird klar, wie breit das Spektrum zwischen sozialistischer Bettenburg in Plattenbauweise und hochmodernen experimentellen Schalbauten in der DDR war. Und wie stark die staatliche Führung rund um SED und FDGB die Formgebung der Bauten durch ihre Führungslinie angesichts der volkswirtschaftlichen Lage vorgab.

"Urlaubsträume in Beton - Deutsche Demokratische Republik", arte-Mediathek, bis 8. Juli

Ehemaliges DDR-Interhotel "Hotel Panorama", heute "Panorama-Hotel Oberhof"
Foto: Steffen Prößdorf / Creative Commons / Wikimedia

Ehemaliges DDR-Interhotel "Hotel Panorama", heute "Panorama-Hotel Oberhof"