Galerieplattform der Art Cologne

Der Kompromiss lässt sich förmlich riechen

Die Kunstmesse Art Cologne hat eine digitale Galerieplattform angekündigt, die allen Ernstes genauso heißt: Galerieplattform_DE. Das klingt nach Amtsstube und verfehlt einen globalisierten Markt. Ein Kommentar

Will man in Köln überhaupt noch irgendwas mit Kunst? Das schier endlose Hin und Her um die Termine der Art Cologne und der Cologne Fine Art lässt sich zur Not noch mit Corona begründen. Doch jetzt das: Galerieplattform_DE !

So soll allen Ernstes die Online-Plattform heißen, mit der die Art Cologne im digitalen Wettbewerb um Kunstsammler und -sammlerinnen antreten will. Warum nicht gleich Galerieplattform_inklusive_Mehrwertsteuer_ Folgerecht_und_Künstlersozialabgabe_DE? Mit Umlaut, damit auf alle Fälle gewährleistet ist, dass sich kein fremdsprachiger Internetnutzer auf die Seite verirrt.

Möglicherweise ist das auch genau so gewollt. Wenn es in der Pressemitteilung zum geplanten Start der Plattform Ende Mai heißt, sie "kommt auch letztendlich den Künstlerinnen und Künstlern in Deutschland zugute und entspricht insgesamt der Intention des Programms Neustart Kultur, wahrnehmbare und möglichst umfassende Impulse in der Kulturszene in Deutschland zu erzielen", weht einen der abgestandene Hauch ministerialer Amtsstuben an. Der fördermittelbedingte Kompromiss lässt sich förmlich riechen.

Das Internet hieß nicht umsonst World Wide Web

Der katastrophale Internet-Auftritt der ausgefallenen Kölner Messen im Herbst ließ sich vielleicht noch verschmerzen. Schließlich war kaum anzunehmen, dass ein träger Koloss wie die Kölner Messe kurzfristig eine zeitgemäße Präsenz auf die Beine stellt. Und man konnte sich trösten mit der Aussicht auf eine versprochene Plattform, die nicht nur der Art Cologne, sondern auch anderen deutschen Kunstmessen die Möglichkeit bietet, kuratierte Angebote ins Netz zu stellen, die mit denen etwa der Art Basel oder von Artsy konkurrieren können.

Denn das soll und muss das Ziel sein. Es gab, gibt, und es wird wohl immer regionale Märkte geben. Aber der Kunstmarkt ist international, und das Internet ist, wie man früher sagte, das World Wide Web. Heute eine regionale Plattform für Kunst ins Internet zu hieven, ist schon sehr 1998. So wie der Name.

Die Konkurrenz heißt Artnet, Artsy oder eben Art Basel. Und wenn man es ohne Kunst im Namen möchte Ocular, iazzu oder Nifty Gateway, denn auch der eine oder andere Handelsplatz für NFTs wird bleiben. Der interne Arbeitstitel der Kölner lautete einmal "Sigmar". Hat nicht direkt etwas mit Kunst zu tun, bleibt aber hängen. Warum nicht "Andy" oder "Luise"?

Den Inhalt mag der jetzige Name zutreffend beschreiben und auch die Zielrichtung. Doch er sollte das Image der Online-Plattform beflügeln und nicht belasten.