Kasseler Documenta-Ort

Aus der Ruine wird ein Künstlerhaus

Zur Documenta 13 war das Hugenottenhaus in Kassel dank der Performances des Künstlers Theaster Gates ein magischer Ort. Mit einer Ausstellung kommt endlich wieder Leben in das leerstehende Gebäude

Wer 2012 da war, hat den Ort nie wieder vergessen: Bei der Documenta 13 verwandelte der US-Künstler Theaster Gates das erhaben verfallene Hugenottenhaus in Kassel zu einem Wohn- und Performance-Nest, in dem bei jedem Besuch etwas Neues passierte. In den verwinkelten Räumen wurde gekocht, gesungen und vorgelesen, im Hinterhof führte Tino Sehgal seine Tanzstücke im Dunkeln auf und an der Fassade prangte eine Arbeit von Lawrence Weiner. 

Der Weiner-Schriftzug "Die Mitte von" ist immer noch da. Aber seit dem Abzug der Kunstmeute im September 2012 stand das ehemalige Bürgerwohnhaus und Hotel von 1826 wieder leer – wie schon über 30 Jahre vorher. Jetzt soll wieder Leben in der Ruine in der Kasseler Friedrichstraße einziehen. Am 3. Mai eröffnet die Gruppenausstellung "Freie Zimmer" mit über 50 Künstlern, danach soll das Haus, das inzwischen an einen Kasseler Unternehmer verkauft wurde, zu einem permanenten Kunstort werden. 

Damit in einigen Wochen wieder Besucher durch das Haus flanieren können, haben die Kasseler Künstler Lutz und Silvia Freyer mit ihren Helfern die vergangenen Wochen zwischen bunten Tapetenresten, Sperrmüll und teils kuriosen Fundstücken verbracht. "Bei 500 Stunden Arbeit habe ich aufgehört zu zählen", sagt Lutz Freyer, der mit seiner Frau Silvia die Ausstellung "Freie Zimmer" kuratiert. Für die Gruppenschau ist das Hugenottenhaus noch einmal im baufälligen Jetzt-Zustand zu sehen (der wunderschöne Wände und charmant verrümpelte Zimmer verspricht), dann wird der Bau saniert. "Die Kunst wird auf die Räume reagieren", sagt Lutz Freyer, der selbst gerade eine Videoarbeit im Haus produziert. 

Mit der Gruppenschau erwacht ein Gebäude, das selbst die meisten Kasseler bis zur Documenta 13 nicht von innen kannte. Das Baudenkmal aus dem 19. Jahrhundert verfällt seit den 70er-Jahren. Im Inneren versteckt sich auch ein Ballsaal des Architekten Paul Bode – dem jüngeren Bruder von Documenta-Begründer Arnold Bode.