Bernd Ebert wird SKD-Generaldirektor

Der Ehrgeizige

 Bernd Ebert, designierter Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden
Foto: Sebastian Kahnert/dpa

Bernd Ebert, designierter Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden

Bernd Ebert folgt als neuer Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden auf Marion Ackermann. Der Kunsthistoriker übernimmt eine gut aufgestellte Institution. Die Qualität zu halten, wird Herausforderung genug sein

"Habemus papam", lautet der Ausruf am Ende eines Konklave zur Wahl eines neuen Papstes. Ganz so feierlich geht es für weltliche Ämter nicht zu, aber mindestens so verschwiegen war man in Dresden, als es galt, die Nachfolge für die nach Berlin wechselnde Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) zu küren. Nun ist es heraus: Bernd Ebert folgt am symbolträchtigen 1. Mai, dem Tag der Arbeit, auf Marion Ackermann und wird neuer "General" der SKD, einem der drei großen deutschen Museumsverbünde mit nicht weniger als 15 Sammlungen und entsprechend vielen Häusern.

Der Anstellungsvertrag, den Ebert und die sächsische Kulturministerin Barbara Klepsch am Dienstag standesgemäß im Dresdner Residenzschloss – dem Hauptgebäude der SKD – unterzeichneten, ist auf acht Jahre ausgelegt, also bis zum Jahr 2033. Ebert wäre dann 62 Jahre alt und könnte sicher noch eine zweite Amtszeit anhängen, wenn seine Arbeit erfolgreich sein sollte.

Zweifel daran haben die Beteiligten naturgemäß nicht. Das Auswahlgremium, das sich am Ende eines mehrstufigen Verfahrens – wie Klepsch hervorhob – einstimmig für Ebert ausgesprochen hat, war jedenfalls sachkundig genug besetzt, unter anderem mit Neil MacGregor. Ebert, der vor dem obligatorischen Kunstgeschichtsstudium eine Banklehre absolviert hat, und die ausgerechnet in Dresden, ist derzeit noch an der Alten Pinakothek der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen tätig und verantwortet dort die holländische und deutsche Barockmalerei.

Menschen begeistern, nicht belehren

Nach München kam er 2013 aus Berlin, wo er in den Jahren ab 2005 zu den Nachwuchshoffnungen zählte, die der damalige Generaldirektor der Staatlichen Museen, Peter-Klaus Schuster, um sich geschart hatte. In Berlin war Ebert unter anderem für internationale Kooperationen wie auch für die Forschungsplanung der Museen zuständig, zwei Bereiche, auf denen in Dresden ein Hauptaugenmerk liegen wird.

So erwähnte Ebert denn auch in einer ersten Vorstellung im goldschimmernden Kleinen Ballsaal des Residenzschlosses die osteuropäischen Nachbarn Sachsens, Tschechien und Polen, aber nicht zufällig auch China. Dorthin hatte schon der früh verstorbene, legendäre Dresdner Generaldirektor Martin Roth seine Fühler ausgestreckt und gewichtige Kooperationen in Gang gebracht.

Zugleich betonte Ebert den "enormen Zuspruch des Publikums" und die "starke Identifikation der Bevölkerung mit den Sammlungen" als Pluspunkte Dresdens. Dass er "Menschen begeistern" wolle, "nicht belehren", und auch den Tourismus als bedeutenden Faktor erwähnte, dürfte die neben ihm sitzende Kulturministerin besonders gefreut haben. "Vermittlung ist eines der ganz großen Ziele", so Ebert, "auch Digitales, das die Menschen erreicht". Dass Ebert von "Ideen" sprach, "wie wir präsenter sein können in Sachsen", war wiederum ein Wink in Richtung Politik, die sich in einem Flächenland immer vor einer allzu starken Konzentration auf die Landeshauptstadt hüten muss. Da trifft es sich, dass die SKD mit Außenstellen auch in Leipzig, Chemnitz und der historisch bedeutenden Gemeinde Herrnhut vertreten ist – und sicher immer noch etwas prominenter sein könnte.

Dresden statt Berlin

Den schwierigen Punkt der Finanzen umschifften Ministerin wie designierter Generaldirektor elegant; nur, dass der kommende Doppelhaushalt Sachsens "herausfordernd" sein werde, wurde eingeräumt. Was das für die mit einem Jahresetat von rund 40 Millionen Euro ausgestatteten SKD bedeutet, blieb offen, vielmehr: Es gebe "keine finanziellen Versprechungen", wie Klepsch gleich mal klarstellte. Ebert betonte hinterher im Gespräch, es gehe "immer um Menschen". Die "größte Herausforderung" sei es, "den Stellenplan zu halten".

Immerhin übernimmt Ebert eine gut aufgestellte Institution, die zuletzt mit dem Archiv der Avantgarden sogar noch einen Zuwachs an Sammlung und Personal verbuchen konnte. Damit dürfte es vorüber sein – die Qualität zu halten, wird Herausforderung genug sein für Bernd Ebert.

Übrigens hätte er es dem Vernehmen nach gern zurück nach Berlin geschafft, als dort vor Jahren die Direktion der Gemäldegalerie neu zu besetzen war. Er kam nicht zum Zuge. Die Enttäuschung darüber, die zwischenzeitlich aus ihm herauszuhören war, ist nunmehr Vergangenheit, unter dem so viel größeren Karrieresprung nach Dresden. Die Vergütung ist mit einer Besoldung "zwischen B6 und B9", wie einem Mitarbeiter der Kulturministerin zu entlocken war, auf jeden Fall besser als die einer Museumsdirektorenstelle in Berlin.