Herzog Anton Ulrich-Museum

Der Louvre des Nordens

Das Braunschweiger Herzog Anton Ulrich-Museum ist ein Kind der Aufklärung, seine Sammlungen umspannen 3000 Jahre und alle Kontinente. Ein Museum mit großer Tradition, das für die Gegenwart gerüstet ist

Keinen Geringeren als den verschwenderischen Sonnenkönig Ludwig XIV. nahm sich Herzog Anton Ulrich, Regent des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel, im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert zum Vorbild. Als aufgeklärter Herrscher liebte und förderte er die Künste – in einem Ausmaß, das dem damaligen Staatshaushalt nicht gerade förderlich war. Doch heute bilden seine Kunstwerke den Grundstock der Sammlung des nach ihm benannten Museums, das – gegründet 1754 von Anton Ulrichs Nachfolger Herzog Carl I. von Braunschweig-Lüneburg zum Zwecke der Bildung seines Volkes – zu den ältesten und bedeutendsten Museen Deutschlands zählt.

Die Sammlung umfasst die unvorstellbare Zahl von rund 190 000 Objekten, von denen seit der großen Sanierung rund 4000 ständig zu sehen sind. Wie bei allen Sammlungen der Aufklärung steht am Ursprung die königliche Wunderkammer, in der Kunstwerke, Antiquitäten, Naturalien und andere bemerkenswerte Objekte gemeinsam gezeigt wurden. Im Herzog Anton Ulrich-Museum kann man heute Werke aus 3000 Jahren sehen: von der antiken Kunst bis zur Gemäldegalerie Alter Meister, vom Münzkabinett über die hochkarätige Sammlung von Kupferstichen bis zur außereuropäischen Kunst; auch kostbare Keramiken oder Emaillearbeiten sind hier zu finden sowie die weltweit größte Sammlung an Fürstenberger Porzellan.

Mehr Platz seit der Erneuerung

Besonders die Gemäldegalerie zieht seit Jahrhunderten die Kunstliebhaber an: Hier finden sich Hauptwerke von den niederländischen Meistern Vermeer, Rembrandt und Rubens, von den italienischen Malereilegenden Giorgione, Palma Vecchio und Veronese, von dem Star der französischen Porträtmalerei Hyacinthe Rigaud oder dem gefeierten Dürer-Schüler Adam Elsheimer. Ein weiterer Höhepunkt ist die Mittelaltersammlung mit Stücken wie dem Kaisermantel Ottos IV., dem Burglöwen und Teilen des legendären Welfenschatzes, die in der Burg Dankwarderode am Burgplatz ausgestellt ist.

Hauptsitz des HAUM, das auch "Louvre des Nordens" genannt wird, ist seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Gebäude des renommierten Architekten Oskar Sommer, das bei einer Generalsanierung auch einen Erweiterungsbau bekommen hat. Seit der großen Wiedereröffnung 2016 haben die Museumsschätze in der ständigen Sammlung  mehr Platz, die Sonderausstellungsfläche konnte auf 900 Quadratmeter mehr als verdoppelt werden, und es sind großzügige Flächen für die Vermittlung, ein Museumsshop und ein modern gestaltetes Museumscafé mit Sommerterrasse hinzugekommen. 

Enge Verbindung zur Stadtgesellschaft

Ein großes Museum wie dieses ist immer auch ein Ort der Forschung. In den letzten Jahren ist das Museumsteam in mehreren Projekten auch in Kooperation mit anderen Häusern tief in die Provenienzforschung eingestiegen und sucht in den Museumsbeständen nach Raubkunst aus der NS-Zeit, aber auch aus der Kolonialgeschichte. Wie intensiv in dem Museum mit der Sammlung gearbeitet wird, kann man auch in der Corona-bedingt bis zum 11. Oktober verlängerten Sonderausstellung sehen, die sich mit der aufwendigen Restaurierung eines großformatigen Gemäldes von Pieter Brueghel d. J. beschäftigt, das über 150 Jahre in den Depots des Museums schlummerte. Und wer noch tiefer in die Kunstgeschichte einsteigen will, für den steht eine der größten kunstwissenschaftlichen Spezialbibliotheken Niedersachsens bereit. Oder man schaut sich digital in der Sammlung um: Bereits seit September 2007 ist die gemeinsame Forschungsdatenbank "Virtuelles Kupferstichkabinett" des Herzog Anton Ulrich-Museums in Braunschweig und der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel online, und auch viele Highlights der restlichen Sammlungsbestände sind über ein ständig wachsendes Bildarchiv verfügbar.

Ein großes Haus wie das HAUM braucht eine enge Verbindung zur Stadtgesellschaft. Hier kommt der Freundeskreis des Museums ins Spiel, der seit gut 25 Jahren aktiv ist. Unter dem Motto "Kunst verbindet" unterstützen über 800 Kunstfreunde mit ihrer Mitgliedschaft die Arbeit des Hauses. Durch ihre Beiträge und Spenden konnten in den letzten Jahren zunächst unerfüllbare Ankaufwünsche erfüllt werden, darunter wichtige Werke für das Kupferstichkabinett. Gefördert werden auch Restaurierungsprojekte, ganz aktuell ist ein Cranach-Gemälde in Arbeit. Darüber hinaus unterstützt der Freundeskreis die wissenschaftliche Arbeit, den Druck von Katalogen und Publikationen, die Museumspädagogik sowie die Ausstattung der Restaurierungswerkstätten. Im Gegenzug können die Mitglieder an Exklusivführungen und Workshops teilnehmen, es werden Ausstellungsbesuche und Reisen organisiert, alles im engen Austausch mit dem Museumsteam.

Für 2021 sind große Sonderausstellungen über die Silbermöbel der Welfen sowie zu Max Beckmann geplant