Klöster der Bukowina

"Immer mit einem glücklichen Lächeln"

Der deutsche Fotograf Oliver Mark hat aus entlegenen Klöstern der rumänischen Bukowina Aufnahmen aus Heiligtümern mitgebracht, die sonst verborgen sind

Oliver Mark, wie haben Sie Zugang zum Kloster bekommen?
Im Herbst 2017 wurden im Bucovina Museum Suceava in Rumänien knapp 70 meiner Porträtfotografien gezeigt. Das war eine Leihgabe des Liechtensteinischen Nationalmuseum, in dessen Besitz die Arbeiten sind. Zusammen mit dem Direktor des Museums, Rainer Vollkommer, war ich bei der Eröffnung, danach waren wir eingeladen, die Moldauklöster zu besichtigen, und wir lernten den Direktor Teodor Bradatanu des Ion Irimescu Art Museum kennen, der gleichzeitig Priester ist. Am Ende der zehntägigen Reise habe ich zwei Vorschläge für eine Zusammenarbeit gemacht. Eins davon war "Bukowina, Klöster Leben". 

Haben Sie dann auch bei den Mönchen gelebt?
Zusammen mit Rainer Vollkommer waren wir im Spätsommer 2018 jeweils fünf Tage im Mönchskloster Sf. Ioan Iacob Corlățeni und dem Nonnenkloster Moldovița, das zum Weltkulturerbe gehört. Durch die Erlaubnis des Bischofs von Suceava hatten wir überallhin Zugang und durften in den Klöstern leben, alles fotografieren und ansehen, was uns interessant erschien. Mit einer Ausnahme: Den Altarbereich hinter der Ikonostase in den Kirchen durften wir nicht betreten.

Und trotzdem gibt es davon ein Foto?
Ich habe einem der Mönche meine Kamera gegeben, alles eingestellt und ihm gesagt, was für ein Bild ich haben möchte. Meines Wissen nach gibt es so eine Aufnahme noch nicht. 

Hat der Glaube eine zentrale Rolle im Alltag in der Region?
An Werktagen werden jeden Tag im Nonnenkloster Moldovița zwei Messen mit einem zusätzlichen Priester gefeiert, morgens und abends. An Sonn- und Feiertagen gibt es eine Messe am Tag. Dann sind die Kirchen zusätzlich voll mit Dorfbewohnern. Die Gläubigen stehen meist während der ganzen Messe. Auf kleine Zettel schreiben sie Wünsche, für die dann gebetet wird. Im Mönchskloster Sf. Ioan Iacob Corlățeni fängt die Messe um zwei Uhr nachts an und geht bis sechs. Danach wird gearbeitet, und das bemerkenswerterweise sieben Tage in der Woche. Ohne Ferien, immer mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht.

Was ist das Besondere an den Klöstern, in denen Sie waren?
Das Nonnenkloster Moldovița ist eine der schönsten Kirchen aus dem 16. Jahrhundert in der Bucovina mit fantastischen Wandmalereien — innen wie aussen. Das Männerkloster Sf. Ioan Iacob Corlățeni liegt wunderschön und einsam in den Bergen auf ungefähr 1300 Meter Höhe. Es ist nur über eine steile Schotterstraße mit einem speziellen Allrad-Geländewagen zu erreichen. Oder vom Tal aus zu Fuß. Im Vergleich zu dem Nonnenkloster ist es noch recht jung: Vor etwa 25 Jahren wurde es von zwei Mönchen mit der Hilfe einiger Freiwilliger gebaut.

Wie verhalten sich die Bilder aus den Klöstern zum Rest Ihrer Arbeit?
Von der Art her ist die Strecke eine beobachtende Fotografie, eine eingefangene Erfahrung. In weiten Teilen mische ich mich nicht ein. Nur einmal zuvor habe ich so gearbeitet. Das war anlässlich des 100. Geburtstag des Malers Karl Otto Götz, eine Publikation und Ausstellung in der Kunstsammlung Chemnitz. Zart und ungeschminkte Porträts von Karl Otto Götz, die von sehr persönlichen Faksimile-Gedichten von Götz begleitet wurden. Ansonsten arbeite ich mit inszenierten Portraits, und ich habe eine Reihe von Stillleben mit dem Titel "Natura Morta" gemacht.