Strandfotos von Claude Nori

Urlaub in Italien

Der Sommer geht, diese Bilder bleiben: Claude Nori hielt seit den 80ern das Treiben an italienischen Stränden fest. Eine perfekte Bühne der Jugend, wie gemacht für einen Fotografen. Und für ein nostalgisches Publikum von heute

Die große Pracht des Sommers ist vorbei, selbst in Italien. Über die bald verwaisten Strände weht dann die Tramontana, Giorgios beeindruckende Bräune ist schon jetzt wieder etwas verblasst und Lucia und Emiliano, die sich nachts auf der Kaimauer ewige Liebe schworen, wollen am Ende der Saison immerhin Freunde bleiben.

Man sich gut vorstellen, was den Fotografen Claude Nori in den späten 1970ern bewog, gemeinsam mit seinen Kollegen Luigi Ghirri die italienische Küste abzufahren, man kann auch nachvollziehen, warum der Franzose seit 1982 wiedergekommen ist, um an den Stränden Aufnahmen zu machen: die kleinen Dramen, das geschäftige Angebertum der Jugend, die laszive Faulheit der Erwachsenen, die ausgeblichene Farbpalette der Flaggen, Strandhäuser, Stühle, Schilder, Cafés, Bikinis, das südliche Licht. Die Strände zwischen der Riviera und Syrakus sind in den großen Ferien die perfekte Bühne, wie gemacht für einen Fotografen.

"Mütter flehten mich an, ihre Töchter zu fotografieren, die mich im Gegenzug baten, ihre Boyfriends zu porträtieren, denen sie ihre ganze Schönheit schenkten", erzählt der heute 74-jährige Nori, und es klingt nach Übertreibung, aber auch nicht unwahr. "Ich stellte mir Liebesgeschichten vor zwischen den Jungen und Mädchen, die zusammen fotografiert und gefilmt werden wollten, irgendwas zwischen Fiktion und Realität, Liebende für einen Tag oder einen Sommer."

Im Pop und Kino der Gegenwart sind die 1980er in Italien seit Jahren präsent, denn ein großer Teil des Publikums träumte sich selbst in Teenagejahren alla zona balneare in ein anderes Leben, das mehr Chaos zulässt, als das Leben in Lüneburg und Poitier. Zum anderen gab es in den 1980er keine Fratelli d’Italia und das Mittelmeer war noch kein Massengrab für Bootsflüchtlinge. Es war vielleicht tatsächlich die bessere Zeit in diesem Land?