Umfunktionierte Kulturorte

Zum Coronatest in die Galerie

Die neu eröffnete Corona-Teststation in der DNA-Galerie in Berlin
Foto: Courtesy DNA Galerie/ schnelltestberlin

Corona-Teststation in der DNA-Galerie in Berlin

In Berlin hat sich die erste Galerie in eine Corona-Teststation verwandelt: Wo einst mit Bildern gehandelt wurde, werden jetzt Abstriche genommen. Kunst gibt es aber dennoch zu sehen

In Berlin einen Corona-Test zu bekommen, ist ähnlich schwierig geworden wie früher (wisst ihr noch?) Gästelistenplätze für einen Freitagabend. Man muss Leute kennen, herumtelefonieren und letztlich Glück haben. Um diesen Mangel zu zu beheben, werden immer mehr im Lockdown geschlossene Orte zu Teststationen. Der Kitkat-Club zum Beispiel, was nicht ohne Ironie ist, war der doch gerade für in Pandemiezeiten völlig undenkbare Fetischpartys bekannt und vor zwei Jahren wegen eines Meningitisfalls in den Schlagzeilen.

Berlin im Dezember 2020 fühlt sich so an wie die Schattenwelt in der Serie "Stranger Things", hat der hedonistische Komiker Daniel-Ryan Spaulding angesichts der Kitkat-Umnutzung festgestellt: Alles ist irgendwie noch da, aber eben in ungeil. Und in der realen Welt läuft Winona Ryder gerade hysterisch herum und sucht uns. 


Im Gegensatz zu Orten wie das Kitkat ist die Verwandlung einer Galerie in eine Teststation gar nicht so ein großes Ding: Galerien sind ohnehin sterile Orte, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sitzen sowieso hinter Tresen wie Pflegepersonal und befremdliche Dinge gehen in solchen white cubes doch andauernd vor sich. 

Die DNA-Galerie (Namenswitze lägen jetzt nahe) führt vor, wie problemlos sich die Corona-Schattenwelt auf die uns bekannte Realität legen kann. Selbst einige Bilder hängen noch an den Wänden! In der Berliner Auguststraße 20 bieten sie jetzt aber statt Kunst kontaktlose Antigen-Schnelltest für 49 Euro und die genaueren PCR-Tests für 99 Euro an. Entweder mit Online-Terminvereinbarung oder – mit dem Risiko, warten zu müssen – ohne Termin zu den Sprechzeiten.

Die Teststation sieht aus wie eine skurrile Performance. Kunst will doch immer "Wahrnehmung in Frage stellen", und "Sichtweisen ändern". Das hat jetzt Corona übernommen – leider. Winona, hörst du uns? Wir sind hier! Hol uns hier raus!