DDR-Auftragswerk

Frühes Wandbild von Gerhard Richter in Görlitz

Kurz vor dem 90. Geburtstag des Künstlers Gerhard Richter rückt ein vor über 60 Jahren von ihm geschaffenes Wandbild aus DDR-Zeiten wieder ins Blickfeld

Aufgespürt hat es ein Dresdner Galerist am Giebel eines Bürogebäudes im südlichen Ortsteil Hagenwerder. "Es war immer öffentlich zugänglich, aber vergessen", sagte André Döring am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. Er sei bei Recherchen für eine Ausstellung auf das gut erhaltene und kolorierte Werk gestoßen, das eine Sonnenuhr und einen stilisierten Plan von Görlitz und Zgorzelec in Polen zeigt. "Das Haus steht 400 Meter vor der Grenze, das Bild wurde dort wohl einfach übersehen."

Der Leiter des Gerhard Richter Archivs, Dietmar Elger, kennt das Werk, das in den 1950er-Jahren entstand. Richter habe nach seinem Kunststudium in Dresden (1951 bis 1956) verschiedene öffentliche Aufträge dieser Art ausgeführt. Die Sonnenuhr sei bekannt, aber für Richters Oeuvre künstlerisch nicht relevant, sagte Elger, der auch Biograf des in Köln lebenden Künstlers ist, der aus Dresden stammt, 1961 aus der DDR in den Westen flüchtete und als höchstdotierter lebender Maler gilt.