NS-Beutekunst

Grüne fordern Kandinsky-Rückgabe und Picasso-Prüfung

Obwohl die Expertenkommission Kandinskys "Das bunte Leben" als NS-Beutekunst identifiziert hat, ist weiter unklar, ob die Landesbank es an die Erben der ehemaligen Besitzer zurückgibt. Aus Sicht der Grünen ist das aber nicht der einzige Skandal zu diesem Thema

Die Grünen fordern von der Staatsregierung und der Landesbank die sofortige Rückgabe des als NS-Raubgut eingestuften Gemäldes "Das bunte Leben" von Wassily Kandinsky an die Erben der ehemaligen jüdischen Eigentümers. "Der Freistaat trägt gegenüber den Nachfahren verfolgter und ermordeter Jüdinnen und Juden in Bayern eine große Verantwortung", sagte Landtagsfraktionschef Ludwig Hartmann am Dienstag in München. Dies gelte insbesondere für Pablo Picassos "Madame Soler", auch dieses Gemälde müsse der Limbach-Kommission zur Begutachtung vorgelegt werden.

"Dass sich die Söder-Regierung dieser Aufklärung im Falle von Pablo Picassos „Madame Soler“ aktiv widersetzt, ist skandalös. Es ist dem Freistaat nicht würdig, Untersuchungen zu vereiteln, die von mutmaßlich durch die Nazis beraubten Familien gewünscht werden – und das über ein Jahrzehnt", betonte Hartmann. Es könne auch nicht im Interesse von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sein, dass in bayerischen Museen NS-Raubkunst hänge.

Im Falle von Picassos "Madame Soler" füge die Regierung dem Ansehen Bayerns in der Welt einen irreversiblen Schaden zu, sagte auch Hartmanns Fraktionskollegin Sanne Kurz. "Für uns Grüne ist eine Zustimmung zum Mediations-Verfahren der Beratenden Kommission allein aufgrund unserer historischen Verantwortung zwingend." Dass sich die Nachkommen seit mehr als zehn Jahren vergeblich darum bemühten, erschüttere zutiefst.

Bayern lasse das Meisterwerk im Depot verstauben

Bayern lasse das Meisterwerk lieber im Depot verstauben, statt sich proaktiv um eine Bewertung der Kommission zu bemühen, sagt Kurz. "Wir Grüne fordern, nicht nur in diesem Fall einer Anrufung der Beratenden Kommission zuzustimmen, sondern als Freistaat im Reigen der Länder voranzugehen, Vorbild zu sein und sich zukünftig zu einer generellen Anrufung der Beratenden Kommission zu verpflichten."

In der Bayerischen Staatsgemäldesammlung befinden sich nach Angaben der Grünen 144 Werke mit bedenklicher Herkunft. Sie berufen sich dabei auf eine entsprechende Informationen der Staatsregierung. Um die Fragen zu klären, will die Fraktion das Thema am Mittwoch im Landtagsausschuss für Wissenschaft und Kunst auf die Tagesordnung setzen. Am 20. Juli werde zudem im Plenum über eine Petition zur Rückgabe von NS-Beutekunst diskutiert.

Im Fall des Kandinsky-Gemäldes hatte die Kommission vor wenigen Wochen erklärt, es handele sich um ein Bild, dass der in Amsterdam lebenden Familie verfolgungsbedingt durch die Nationalsozialisten entzogen worden sei. "Das bunte Leben" aus dem Jahr 1907 gilt als eines der Hauptwerke Kandinskys (1866-1944) und wurde 1972 von der Bayerischen Landesbank erworben, die es der Städtischen Galerie im Lenbachhaus als Leihgabe zur Verfügung gestellt hat.

Ob das Bild nun aber auch wirklich zurückgegeben wird, ist aber bisher nicht entschieden. Ein Sprecher der Bayern LB hatte nur erklärt, man habe die Empfehlung der Beratenden Kommission "zur Kenntnis genommen" und werde sie bei der "Entscheidung über das weitere Vorgehen berücksichtigen".