Nach Hamas-Massaker

Israelische Künstlerin Bracha Ettinger verlässt Documenta-Findungskommission

Bracha L. Ettinger
Foto: Maria L. Gioffre

Bracha L. Ettinger

Eigentlich wollte die Findungskommission für die Documenta 16 bis Ende des Jahres eine neue künstlerische Leitung vorstellen. Nun hat jedoch die Künstlerin Bracha Lichtenberg Ettinger das Gremium verlassen 

Wie der "Spiegel" berichtet, sei die 75-jährige Israelin aufgrund der Auswirkungen des Hamas-Terroranschlags am 7. Oktober mit rund 1200 Toten aus der Findungskommission für die Documenta 16 zurückgetreten. Das sechsköpfige Gremium soll eine neue künstlerische Leitung für die Kasseler Weltkunstschau auswählen, die im Sommer 2027 stattfindet. Aufgrund der Ereignisse und gestrichener Flüge habe Ettinger nur per Zoom an einer der Sitzungen der Kommission teilnehmen können. Außerdem habe das Hamas-Massaker und der Krieg in Gaza die Frage aufgeworfen, ob der Kunstbetrieb einfach so weiterlaufen könne. Die Künstlerin und Psychoanalytikerin habe die Documenta und die übrigen Mitglieder gebeten, den Entscheidungs-Prozess zu verlangsamen. Dem sei jedoch nicht nachgekommen worden und so habe sie sich entschieden, ihr Amt niederzulegen.  

Wie der "Spiegel" weiter schreibt, habe Ettingers Entscheidung laut ihrer eigenen Aussage nichts mit der nun bekannt gewordenen Unterschrift des Findungskommissionsmitglieds Ranjit Hoskoté unter einer anti-israelischen Petition zu tun. Der indische Kurator und Autor hatte 2019 einen offenen Brief im Umfeld der BDS-Kampagne unterzeichnet, in dem Zionismus unter anderem als "rassistische Ideologie" und Israel als "siedlerkolonialistischer Apartheidstaat" bezeichnet wurde. Sowohl Documenta-Geschäftsführer Andreas Hoffmann als auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth hatten den Inhalt des Schreibens als explizit antisemitisch verurteilt. Hoffmann hatte weitere Gespräche mit Hoskoté angekündigt, der sich selbst als "tief betroffen über die Vorwürfe" äußerte. 

Eigentlich wollte die Findungskommission noch in diesem Jahr oder Anfang 2024 eine künstlerische Leitung für die Documenta 16 präsentieren. Sie besteht außer Ettinger und Hoskoté aus der chinesischen Kuratorin Gong Yan, dem Schweizer Autor und Kunstkritiker Simon Njami, der Wiener Kuratorin Kathrin Rhomberg und der brasilianischen Ausstellungsmacherin María Inés Rodríguez. Ob der angestrebte Zeitplan nun noch zu halten ist, ist mindestens fraglich.