Wegen Entschädigungsforderungen

Jan Böhmermann startet Aktion gegen Hohenzollern

Der Satiriker Jan Böhmermann hat sich den Hohenzollern-Nachfahren Georg Friedrich Prinz von Preußen vorgenommen. Der Adelige verlangt vom Bund Entschädigung - die steht laut Böhmermann jedoch ganz anderen Opfern der Deutschen zu  

In der Rubrik "Eier aus Stahl" in Böhmermanns Sendung "Neo Magazin Royale" (ZDF Neo) thematisierte der Satiriker am Donnerstagabend die Entschädigungsforderungen von Georg Friedrich Prinz von Preußen, dem Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. Dessen Familie war nach dem Zweiten Weltkrieg durch die sowjetischen Besatzer enteignet worden, nun fordert der Prinz unter anderem die Rückgabe von tausenden Kunstgegenständen aus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowie ein dauerhaftes Wohnrecht im Schloss Cecilienhof in Potsdam. 

Darüber, ob der Familie diese Objekte zustehen, wird gerade juristisch und gesellschaftlich gestritten. Entscheidend ist dabei auch die Frage, ob die Hohenzollern, namentlich Kronprinz Wilhelm, dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet haben. Dann würde der Anspruch erlöschen.

Eine knappe halbe Stunde lang präsentierte Böhmermann Argumente für seine These, dass die Hohenzollern Kriegstreiber und in Völkermord und die Machtübernahme der Nationalsozialisten verstrickt waren. In der Sendung weist er auch darauf hin, dass Georg Friedrich Prinz von Preußen und sein Anwalt regelmäßig gegen Medien vorgehen, die aus unveröffentlichten historischen Gutachten zitieren oder den Fall kommentieren. So auch geschehen bei einem Artikel von Bernd Stegemann mit dem Titel "Der erste Clan", der bei "Cicero" und Monopol erschienen ist.

Böhmermann sagte vor der Kamera, dass er sich auf zu erwartende Klagen freut. "Ich wurde schon von einem Nationalspieler und einem Staatspräsidenten verklagt, aber eine königliche Hoheit hatte ich noch nie." 

Eine "Seminaraufgabe" für Juristen 

Die Redaktion des "Neo Magazin Royale" richtete außerdem die Seite "Hohenzollern.lol" ein, auf dem vier historische Gutachten zur Rolle der Hohenzollern bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten einzusehen sind. Außerdem erhofft sie sich mit einer "Seminaraufgabe" Input von Juristen, die Ergebnisse sollen dem Verhandlungsführer der Bundesregierung übergeben werden. Seit Monaten laufen unter Ausschluss der Öffentlichkeit Gespräche zwischen dem Bund und den Vertretern der Adelsfamilie.  

Die eigentliche Motivation der Aktion wurde jedoch erst klar, als Böhmermann zum Ende des Beitrags Israel Kaunatjike, einem Nachfahren des Herero-Volkes, das Wort erteilte. Kaunatjike kämpft seit Jahren dafür, dass die Angehörigen der Opfer des Völkermords an den Herero und den Nama in der damaligen deutschen Kolonie Deutsch-Südwestafrika entschädigt werden.

Von 1904 bis 1908 führten deutsche Soldaten während der Herrschaft von Kaiser Wilhelm II im heutigen Namibia einen Vernichtungskrieg gegen die einheimischen Völker. Bisher weigert sich die Bundesregierung, mit den Nachfahren über Reparationen zu verhandeln. Außerdem befinden sich noch zahlreiche Gebeine in deutschem Besitz. Kaunatjike erklärte, dass die Forderungen von Georg Friedrich Prinz von Preußen sogar hilfreich sein könnten: "Du öffnest Türen", sagte er in Richtung des Kaiser-Nachfahren. "Wenn du entschädigt wirst, müsste das für die Herero erst recht gelten."