Wegen antisemtischer Werke

Jüdischer-Weltkongress-Vize übt scharfe Kritik an der Documenta

Der Vizepräsident des Jüdischen Weltkongresses, Maram Stern, sieht in der vor drei Wochen zu Ende gegangenen Documenta Fifteen in Kassel "einer der schwersten Fälle von Antisemitismus in der deutschen Nachkriegsgeschichte"

Judenfeindliche Kunstwerke seien offen gezeigt worden, schrieb Stern in einem Gastbeitrag für die in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Montag). "Juden als Schweine dargestellt, Juden mit Raffzähnen, gierigem Blick und – besonders perfide – SS-Runen, viel tiefer kann man nicht in die Kiste der antisemitischen Bildsprache greifen." Ein solches Bild sei unerträglich - egal, wo es hänge.

Die 15. Ausgabe der Kunstausstellung Documenta war vor und während ihrer Laufzeit von immer neuen Antisemitismus-Vorwürfen erschüttert worden. Kurz nach der Eröffnung Mitte Juni wurde eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt und abgebaut. Auch danach wurden Werke mit antijüdischen Stereotypen gefunden. In der Kritik stand das Kuratorenkollektiv der Documenta, Ruangrupa, dem unter anderem eine Nähe zur Israel-Boykott-Bewegung BDS vorgeworfen wird.

Seine Kritik ziele nicht auf die Entscheidung, die künstlerische Leitung einem Kollektiv aus Indonesien zu übertragen, schrieb Stern weiter. Er halte es für überaus begrüßenswert, "die Sichtweise des 'globalen Südens' prominent einzubeziehen". Er kritisierte zudem, dass "selbst der offensichtliche Skandal, den die Entdeckung des ersten antijüdischen Bildes hätte auslösen müssen, nicht für ein allgemeines Problembewusstsein ausreicht". Nach zweitausendjähriger Judenfeindschaft in Europa mit dem Holocaust als katastrophalem Tiefpunkt stehe ihm nicht der Sinn nach Großzügigkeit.