"Wir dürfen sie nicht im Stich lassen!"

Kulturschaffende fordern Schutz für afghanische Ortskräfte

In einem offenen Brief fordern mehrere Kulturschaffende Unterstützung für Kolleginnen und Kollegen in Afghanistan. Nach der Machtübernahme der Taliban seien sie in "akuter Lebensgefahr". Nun meldet sich Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) zu Wort

Dutzende Kulturschaffende und Intellektuelle fordern in einem offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), sich persönlich für afghanische Kolleginnen und Kollegen einzusetzen. "Wir dürfen sie nicht im Stich lassen!", heißt es in dem Schreiben, das als Anzeige in der Dienstagsausgabe der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien.

"Tausende afghanische Aktivisten, Journalisten und Kulturschaffende, unter ihnen Filmemacher, Fotografen, Autoren, Künstler und Theaterleute, haben in den letzten 20 Jahren dazu beigetragen, die afghanische Zivilgesellschaft aufzubauen", argumentieren die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner. Mitunter seien die Menschen von westlichen Institutionen ausgebildet und gefördert worden. "Jetzt, nach dem Abzug der westlichen Truppen und der Machtübernahme der Taliban, sind diese Frauen und Männer in akuter Lebensgefahr und von islamistischen Repressionen und Terror bedroht", heißt es in dem Brief. "Sehr geehrte Frau Grütters! Machen Sie es zu Ihrer Sache, eine deutsche Schutzzusage auch für diesen Personenkreis auszusprechen."

Den bereits am Montag von der "FAZ" online veröffentlichten Appell haben zum Beispiel unterschrieben: Dirigent Daniel Barenboim, Berlinale-Chef Carlo Chatrian, Publizisten wie Daniel Cohn-Bendit und Carolin Emcke, Schauspielerinnen wie Martina Gedeck, Nina Kunzendorf und Eva Mattes, Schriftstellerinnen und Schriftsteller wie Felicitas Hoppe, Daniel Kehlmann, Navid Kermani und Herta Müller, Regisseure wie Doris Dörrie, Volker Schlöndorff und Wim Wenders sowie Künstlerinnen und Künstler wie Wolfgang Tillmans, Andrea Büttner, Thomas Demand, Marcel Odenbach und Julian Rosefeldt.

Kulturstaatsministerin Grütters teilte am Dienstag mit, die Situation in Afghanistan sei "nach wie vor dramatisch, die Not der Menschen groß". Die Bundesregierung bemühe sich, nach Ende der Luftbrücke Menschen jetzt auf dem Landweg zu retten. Diese Evakuierungsmaßnahmen würden vom Auswärtigen Amt geleitet. Das Bundeskulturressort stehe deshalb in engem täglichen Kontakt mit den dortigen Kollegen.

Die Bundesregierung sei fest entschlossen, weiterhin schutzbedürftige Menschen zu evakuieren. "Nach ihrer Ankunft in Deutschland setze ich mich persönlich mit aller Kraft dafür ein, die geflohenen Menschen angemessen zu unterstützen", teilte Grütters mit. "Dazu stellen wir kurzfristig zusätzliche finanzielle Mittel bereit, um Hilfsangebote für Geflüchtete im Kultur- und Medienbereich, wie zum Beispiel "Writers in Exile" bei uns im Inland noch stärker auszubauen."