Internationaler Museumstag

Letzte Generation kooperiert mit Ausstellungshäusern

Und wieder sind Anhänger der Bewegung Letzte Generation in deutschen Museen aktiv gewesen. Diesmal ohne Alleskleber oder Essensbrei. Stattdessen haben sie zum Internationalen Museumstag mit den Museen kooperiert und wollten einfach nur reden

Nach umstrittenen Klebeaktionen und Attacken unter anderem mit Kartoffelbrei auf historisch wertvolle Gemälde ist die Bewegung Letzte Generation am Sonntag wieder in mehreren deutschen Museen aktiv geworden - diesmal allerdings ohne Protest. Stattdessen haben Anhänger der Bewegung in Kooperation mit acht Museen eine mehrteilige Performance umgesetzt. Im Foyer der Hamburger Kunsthalle luden sie dafür zu einer mehrstündigen Dauerlesung ein.

Mit den gelesenen Texten wollte die Bewegung eigenen Angaben zufolge zeigen, auf welchem wissenschaftlichen und inhaltlichen Fundament die Aktionen der Letzten Generation stehen. Zudem gaben die Teilnehmer an, so mit Besucherinnen und Besuchern der Kunsthalle ins Gespräch kommen zu wollen. Diese konnten auch selbst aus den wissenschaftlichen und essayistischen Texten rund um die Klimakrise lesen. Am Sonntag hatten in Hamburg immer wieder einige Menschen der Lesung zugehört.

Ähnliche Aktionen gab es am Internationalen Museumstag zudem im Museum für Kommunikation in Nürnberg, in der Kunsthalle Rostock, im Europäischen Hansemuseum Lübeck, im Museum Ludwig in Köln, im Museum für Völkerkunde in Leipzig, im Deutschen Hygienemuseum in Dresden und im Zeppelin Museum in Friedrichshafen. Organisatoren sind neben der Bewegung Letzte Generation das deutsche Nationalkomitee des Internationalen Museumsrats (ICOM) und Museums For Future Germany.

"Hey, das hat mit Terrorismus nichts zu tun"

Eine Sprecherin des Museums Ludwig sagte im Vorfeld, den ganzen Tag über würden im Museum Texte verlesen, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stünden, zum Beispiel eine Ansprache des UN-Generalsekretärs Antonio Guterres zur Dringlichkeit des Klimaschutzes und ein Zukunftsszenario dazu, wie das Leben in 30 Jahren aussehen könnte. Das Lesen übernähmen Aktivisten der Letzten Generation, Mitglieder des Museumsteams und Besucherinnen und Besucher. "Es geht natürlich darum, dass alle für dieselbe Sache sind - die Frage ist nur, mit welchen Maßnahmen", sagte die Museumssprecherin. "Wir befürworten eher den Dialog."

Irma Trommer von der Letzten Generation sagte, die Performance erfolge auf Einladung der Museen. Es gehe darum, Veränderungen zu bewirken. Eine tragende Säule der Gesellschaft sei der Kulturbereich. "Deswegen ist es für uns ein sehr wertvoller Schritt, mit den Museen zusammenzuarbeiten." Die Texte seien von der Letzten Generation ausgesucht worden. "Die Hoffnung ist, dass man uns kennenlernt und sieht: Hey, das hat mit Terrorismus nichts zu tun."

Die Texte verdeutlichten, warum gewaltfreier ziviler Ungehorsam legitim und sinnvoll sei. "Wenn Menschen selbst diese Texte lesen, müssen sie zwangsläufig darüber nachdenken: Ist das etwas, was ich gerade vorlesen will? Ist das etwas, was ich wichtig finde? Dadurch findet eine Auseinandersetzung mit der Problematik statt."

Seit Herbst hatten Klimaaktivisten in zahlreichen deutschen und anderen Museen in Europa Kunstwerke angegriffen. Unter anderem hatten sie im Oktober im Potsdamer Museum Barberini flüssigen Kartoffelbrei auf das Gemälde "Getreideschober" von Claude Monet geschüttet. In Berlin hatten sie sich im Dezember mit Sekundenkleber an den historischen Holzrahmen des Cranach-Gemäldes "Die Ruhe auf der Flucht nach Ägypten" geklebt. In Hamburg wollten Anhänger der Bewegung im März das Sicherheitsglas des Gemäldes "Der Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich mit einem mitgebrachten, abgewandelten Bild überkleben, das Wachpersonal verhinderte das.