Kunstkurs "Mal' die Merkel"

Wenn Christian Lindner die Kanzlerin porträtiert

In Berlin fand am Wochenende ein Massen-Malkurs für Porträts der scheidenden Kanzlerin Angela Merkel statt. Besonders gute Kunst kam dabei nicht heraus. Dafür versuchte sich auch FDP-Chef Christian Lindner als Künstler

"Wähl' die Merkel" geht ja nun nicht mehr, denn nach 16 Jahren Amtszeit tritt die ewige Kanzlerin bekanntlich nicht mehr an. Doch während Deutschland sich noch für das letzte Triell rüstete, rührten 200 Menschen am gestrigen Sonntag im Berliner Monbijoupark an der Museumsinsel in den Farbtöpfen, um the one and only Bundeskanzlerin zu verewigen. "Mal' die Merkel!"

Regieren ist schwer. Porträtieren kann so einfach sein. Zumindest, wenn eine Malvorlage zur Verfügung steht, wie es bei den zwei sonntäglichen Veranstaltungen mit jeweils 100 Plätzen der Fall war. "Für jedes Event steht Teilnehmer:innen ein eigens für die Aktion kreiertes Motiv der Kanzlerin zur Verfügung – mal illustrativ, mal mit expressionistischem Charme", hieß es in der Pressemitteilung der feder-, äh, pinselführenden Erlebnis-Agentur ArtNight. Klingt jetzt erstmal nicht überbordend kreativ, eher nach "Malen nach Zahlen". Aber man stelle sich vor, das Volk würde seine wahrhaftigen Merkel-Bilder auf die Leinwand bringen, darunter auch das Gerücht, in der Kanzlerin stecke in Wahrheit eine Echse.

Die Konfektionierung führte also zu einer gewissen Gleichförmigkeit der Ergebnisse. Lieschen Müllers "Expressive Regierungschefin" unterschied sich bloß in Farbnuancen von der Merkel-Darstellung des Gaststars und Sonntagsmalers Christian Lindner, der sich künstlerisch kaum profilieren konnte. Da die Teilnehmer der Malaktion ihr Bild mit nach Hause nehmen dürfen, besitzt Lindner nun mindestens zwei Merkel-Porträts. Bereits seit 2018 ziert ein Konterfei der Kanzlerin – in Gestalt der chinesischen Kaiserwitwe Cixi – das Berliner Büro des FDP-Chefs. Für Lindner scheint die Devise zu gelten: Besser zweimal Merkel an der Wand als eine im Kanzleramt.