Medienschau

Kunst mit großem K

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Leak zu Roman Abramowitschs Kunstsammlung, Megapreis für ein Bob-Ross-Bild und ein episches Interview mit Bénédicte Savoy: Das ist unsere Medienschau am Freitag

Kunstmarkt

Am Donnerstag kam bei Neumeister in München ein Gemälde zur Auktion, dass eine bewegte Geschichte hat: 1943 kaufte Hildebrand Gurlitt für Hitlers "Führermuseum" das barocke Gemälde "Bergpredigt" von  Frans Francken. Bis zum 30. April 1945 hatte es in München im sogenannten Führerbau gelagert, das dann geplündert wurde. 2008 entdeckte der Münchner Kunsthistoriker Stephan Klingen das Bild in einer Episode der BR-Fernsehsendung "Kunst + Krempel", woraufhin das Bild beschlagnahmt wurde. Doch ob es aus jüdischem Vorbesitz stammt, ist immer noch unklar. Für 45.000 Euro wurde es nun verkauft, berichtet Ursular Scheer in der "FAZ": "Ganz gleich, wie kurz, glanz- und schmerzlos die Sache vonstattenging im mäßig besetzten Auktionssaal, dürfte der Hammerschlag bei allen Beteiligten doch Aufatmen ausgelöst haben. Das Gemälde, über dem ein nicht aufzulösender Schatten der NS-Vergangenheit liegt, ist vermittelt und zumindest für den Moment aus dem Kunsthandelslimbus befreit, in dem es jahrelang geschwebt hatte."

Mehr als 9 Millionen Euro will eine Galerie für ein Bild des TV-Malers Bob Ross haben. Es habdelt sich um das erste Gemälde, das der US-Amerikaner 1983 in seiner  Fernsehserie "The Joy of Painting" vor laufender Kamera malte. Falls sich dafür tatsächlich ein Käufer finde, wäre das spektakulr, schreibt Peter Richter in der "SZ", "weil Ross seine Sendung ausdrücklich damit beworben hat, Hobbymalern die Scheu vor der Aura hochpreisiger Kunst mit großem K zu nehmen. Dabei ließen sich für so einen Käufer sicher Gründe finden, Ross rückwirkend selbst dort einzuordnen: Das routinierte Kombinieren der immer gleichen Berge, Bäume und Bachläufe, die irgendwann anfingen, den Blick auf echte Landschaften zu prägen, wiederholt tatsächlich Praxis und Wirkung Claude Lorrains."

"Der Spiegel", das ZDF, der "Guardian" sowie zehn weitere Medienhäuser aus aller Welt haben ein riesiges Konvolut geheimer Dokumente eines zyprischen Finanzdienstleister ausgewertet und herausgefunden, wie der russische Oligarch Roman Abramowitsch die Eigentumsverhältnisse an seiner Kunstsammlung verschleiert (hier unsere Zusammenfassung). "Es ist ein seltsames und kaltes Spiel mit der Kunst. Viele Milliardäre weltweit spielen es. Manche von ihnen hatte der Kreml reich gemacht, doch dann verdarb er ihnen den Spaß", schreibt der "Spiegel".

Hat je jemand behauptet, dass Daniel Richter ein Schnösel ist? Offenbar, denn in der "Berliner Zeitung" stellt Margit J. Mayer klar: Das stimmt nicht! Als Beleg dient ihr eine Ausstellung im Berliner Auktionshaus Grisebach mit Werken aus dem Privatbesitz des deutschen Malers. "Man erfasst Richters malerische Eloquenz und bekommt dank der Skizzenhaftigkeit auch einiges mit vom Paranoia-Mix aus Größenwahn und Angst vor dem Scheitern, dem einsamen Künstlerlos im Atelier."

Kunstgeschichte

Die Brust ist ein politischer Körperteil, weiß Kunsthistorikerin Anja Zimmermann, die ein Buch über das Thema geschrieben hat und nun Frauke Böger im "Spiegel"-Interview ihre These darlegt: "Natürlich ist die Sündigkeit der Brust jetzt nicht mehr das große Thema in unserer Gesellschaft. Aber sie wird gleichzeitig immer noch in so vielen gesellschaftlichen Bereichen kontrovers diskutiert: Schönheit, Hässlichkeit, Gesundheit, Krankheit. Das sind alles auch politische Felder, ebenso wie Geschlechterverhältnisse. Da geht es um Macht, um Hierarchien."

Museen

Eine Stunde lang spricht die Kunsthistorikerin Bénédicte Savoy im NDR über Afrikas Kunst in westlichen Sammlungen. "Man muss lernen, loszulassen, nicht nur das Materielle, sondern auch die Deutungshoheit. Und das ist ein Teil des Restitutionsprojektes. Loslassen und zuhören, was andere dazu zu sagen haben."

Das besondere Kunstwerk

Apropos Bob Ross: Kim Kardashian-West hat auf Instagram ein vermeintliches Werk ihrer zehnjährigen Tochter North geteilt, von der wir bereits wissen, dass sie einen "ernsthaften Ölmalerei-Kurs" besucht.