Fotoserie über schwangere Männer

Abtauchen in die Sichtbarkeit

In der Tierwelt sind Seepferdchen die einzige Spezies, in der die Männchen die Babys austragen. In ihrer Serie "Seahorse Parents" zeigt die Fotografin Miriam Guttmann schwangere trans Männer als elegante Wasserwesen 

Die Metapher eines Tauchgangs für eine Schwangerschaft ist sicher eine der treffendsten. Man wird kopfüber in einen neuen Aggregatzustand geworfen, fühlt sich unsicher und schnappt nach Luft. Aber im Idealfall entdeckt man auch eine neue Welt und fühlt sich getragen, während im eigenen Körper ein anderes Wesen ebenfalls geborgen im Wasser herumschwebt.

Die niederländische Fotografin und Filmemacherin Miriam Guttmann hat diesen losgelösten Zustand in zärtlichen Unterwasserbildern eingefangen, die mit ihren starken Hell-Dunkel-Kontrasten ein wenig an altmeisterliche Malerei erinnern. Doch nicht nur die Farben und Kompositionen sind etwas Besonderes, auch die Modelle bringen tradierten Vorstellungen von Schwangerschaft durcheinander. Für ihr Projekt "Seahorse Parents" hat Guttmann vier schwangere trans Männer porträtiert und sie auf ihrer Reise zur Elternschaft begleitet. "Es ist 2022, nicht nur Frauen können schwanger werden, sondern auch Männer", sagt Protagonist Jerome, der auf einem von Guttmanns Bildern elegant durchs Wasser gleitet.

In der Tierwelt sind Seepferdchen die einzige Spezies, bei der die Männchen trächtig werden und die Babys zur Welt bringen. Auch die Künstlerin Rosemarie Trockel hat diesen Rollentausch in ihrem Werk "Die Gleichgültige" von 1994 inszeniert. Einen Naturfilm aus den 1930er-Jahren, in dem eines der Tiere fast explosionsartig Mini-Pferdchen ins Wasser entlässt, deutet sie als Zeugnis für Offenheit und Fluidität um. 

Nicht nur die Seepferdchen, auch Miriam Guttmanns Modelle gleiten wie Tänzer durchs Wasser. Gerade ist die Serie "Seahorse Parents" zur Pride Amsterdam im Ausstellungshaus Foam in der niederländischen Hauptstadt zu sehen. Zu dem Projekt gehört auch ein Film, in dem die vier Protagonisten von ihrer Transition und dem Traum erzählen, Eltern zu werden. "Ich denke, es geht darum, die Unterschiede zwischen gebärenden Menschen aufzuzeigen", sagt Alex. "Es geht darum, anzuerkennen, dass diese Unterschiede nicht per se schlecht sind, sondern schön."