Corona-Krise

Museen öffnen wieder – aber ist das Publikum bereit?

Eine Mitarbeiterin des Deutschen Hygiene-Museum reinigt das anatomische Menschenmodell "Gläserne Frau". Nach siebenwöchiger Corona-Zwangspause dürfen Museen im Freistaat Sachsen unter Auflagen wieder öffnen
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Eine Mitarbeiterin des Deutschen Hygiene-Museum reinigt das anatomische Menschenmodell "Gläserne Frau". Nach siebenwöchiger Corona-Zwangspause dürfen Museen im Freistaat Sachsen unter Auflagen wieder öffnen

Nach und nach öffnen in den kommenden Tagen zahlreiche Museen unter Auflagen wieder für Besucher. Doch laut unserer Umfrage hat das Publikum noch wenig Lust auf einen Besuch

Deutsche Kultureinrichtungen können "unter Auflagen zur Hygiene, zur Steuerung des Zutritts und zur Vermeidung von Warteschlangen" wieder öffnen. Das gilt für Museen, Ausstellungen und Galerien, Gedenkstätten sowie Zoos und botanische Gärten. Führungen oder Workshops fallen aber weiter aus. In den Häusern sind die Besucherzahlen begrenzt und es gilt meist eine Maskenpflicht. 

Die Kunstsammlung NRW will die Standorte K20 und K21 in Düsseldorf ab Dienstag wieder für eine begrenzte Besucherzahl öffnen. Auch das Museum Ludwig in Köln öffnet dann wieder: "Die Gesamtbesucherzahl darf 400 Personen zum gleichen Zeitpunkt nicht überschreiten", teilte das Haus am Montag in einer Mitteilung mit. Das Museum für Gegenwartskunst in Siegen wird ebenfalls ab Dienstag maximal 50 Personen in die laufenden Ausstellungen lassen. Hinweisschilder und ein Leitsystem sollen die Besucher durch die Räume lenken, hieß es dazu. Weitläufige Ausstellungsflächen zur Vermeidung von ungewolltem Kontakt stellte das Museum Lehmbruck in einer Mitteilung heraus: Das Skulpturen-Museum in Duisburg eröffnet ebenfalls am Dienstag. 

Das Museum Folkwang in Essen öffnet erst ab Donnerstag seine Pforten. Zeitfensterkontingente sollen bei erhöhtem Besucheraufkommen Wartezeiten vermeiden, teilte das Kunstmuseum am Montag in Essen mit. 

"Wir bereiten uns seit Tagen mit Hochdruck auf eine Wiedereröffnung der Häuser vor", erklärte eine Sprecherin des Städel-Museums in Frankfurt am Samstag. Die Schirn Kunsthalle ist ab dem 6. Mai, das Städel Museum und die Liebieghaus Skulpturensammlung sind ab dem 9. Mai wieder geöffnet.

Sächsische Museen öffnen in den nächsten Tagen und Wochen zeitlich versetzt und mit Einschränkungen. Es werde Schritt für Schritt ein Stück Normalität, sagte Kulturministerin Barbara Klepsch (CDU) am Montag in Dresden. "Gerade Kunst und Kultur leben vom direkten Austausch." Aber auch sie müssten lernen, mit der andauernden Präsenz des Coronavirus umzugehen. So ist ein Mindestabstand von 1,50 Meter Pflicht, auf interaktive Aktionen wird verzichtet und Einrichtungen mit vielen Angeboten zum Anfassen bleiben noch zu. Wegen der zu erwartenden Einnahmeausfälle im Zuge der Pandemie arbeitet der Freistaat laut Klepsch an einem Hilfsprogramm für die nichtstaatlichen Museen.

Die Chemnitzer Kunstsammlungen öffneten schon am Montag wieder für Publikum - vorerst nur in ihrem Hauptgebäude am Theaterplatz. Besucher müssen gesund sein und eine Mund-Nasen-Abdeckung tragen, wie das Museum mitteilte. Der Rundgang werde vorgegeben und die Zahl der Personen in den Räumen begrenzt. Die Ausstellung "Paris 1930. Fotografie der Avantgarde" wird bis zum 5. Juli verlängert, die Ausstellung "Clara Mosch und Ralf-Rainer Wasse" bis zum 21. Juni. Die anderen Einrichtungen des Verbundes, Museum Gunzenhauser, Schloßbergmuseum, Henry van de Velde Museum und Burg Rabenstein, sollen später nach und nach folgen. 

Das Potsdamer Museum Barberini will seine Ausstellung mit Werken des französischen Impressionisten Claude Monet am Mittwoch wieder öffnen. Wegen der notwendigen Beschränkungen durch die Corona-Krise werde die Anzahl der Gäste stark reduziert, die Verweildauer auf 120 Minuten begrenzt sowie der geforderte Abstand der Besucher durch ein Wegeleitsystem gewährleistet Außerdem müssen die Besucher Schutzmasken tragen. Die Buchung von Tickets ist vorerst nur online möglich. "In Zeiten der Krise, in der weltweit alle Museen geschlossen waren, hat das Museum Barberini eine beispiellose Solidarität erfahren", sagte Museumsdirektorin Ortrud Westheider. "In kürzester Zeit haben die zahlreichen internationalen Leihgeber einer Verlängerung der Ausstellung 'Monet. Orte' bis 19. Juli 2020 zugestimmt." Ursprünglich sollte die seit Ende Februar laufende Schau bereits am 1. Juni enden.

Auch in Berlin arbeiten die Museen an einer Wiedereröffnung. Das Georg Kolbe Museum in Berlin-Westend öffnet ab dem 11. Mai wieder für Besucher. Die erste Stunde nach der Öffnung sei täglich Menschen vorbehalten, die mit Blick auf das Coronavirus einer Risikogruppe angehörten. Innerhalb der übrigen Öffnungszeit dürfen den Angaben zufolge maximal 15 Menschen gleichzeitig das Museum für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst besuchen. Das Museum ist seit neun Wochen zur Eindämmung der Corona-Pandemie geschlossen. Deswegen ist die Ausstellung "How Green is the Grass?" des niederländischen Künstlers Herman de Vries bis 23. August verlängert worden.

Auch der Gropius Bau in Berlin öffnet ab 11. Mai. Damit wird die Einzelausstellung des US-taiwanesischen Künstlers Lee Mingwei "Li, Geschenke und Rituale" mit Performances und Installationen aus drei Jahrzehnten erstmals zu sehen sein. Die Eröffnung war in der Zeit geplant, als der Gropius Bau geschlossen bleiben musste. Bis zum 12. Juli werden die Arbeiten nun präsentiert, darunter im riesigen Lichthof des Gebäudes eine monumentale Version von Pablo Picassos "Guernica" in Sand. Lees künstlerische Arbeit befasst sich mit Ritualen des Schenkens und Beschenktwerdens. Dabei geht es auch um immaterielle Gaben wie Lieder, Gespräche und Raum für Kontemplation.

Das PalaisPopulaire wird schon vom 6. Mai an "Christo and Jeanne-Claude. Projects 1963-2020" präsentieren. Größere Häuser planen für Mitte Mai die Rückkehr zu einem coronabedingt eingeschränkten Publikumsverkehr. Das Deutsche Historische Museum will vom 11. Mai an zunächst nur seinen Pei-Anbau mit "Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert" öffnen. 

Die Staatlichen Museen zu Berlin wollen bis Mitte Mai "das eine oder andere Haus" aufschließen. Nach den Planungen sollen Museen auf der Museumsinsel und am Kulturforum ab dem 12. Mai vorsichtig geöffnet werden. Allein die Staatlichen Museen verfügen über 13 Sammlungen in 19 Häusern. 

Das Brücke-Museum hat seine Wiedereröffnung für den 15. Mai angekündigt. Dann sollen Arbeiten von Max Kaus, die das Museum gerade als Schenkung erhalten hat, mit Werken der Brücke-Maler in Verbindung gesetzt werden.

Laut einer Online-Umfrage von Monopol und Civey wird der große Ansturm auf die Museen allerdings vorerst ausbleiben. 20 Prozent der Teilnehmer*innen gaben an, in den nächsten Wochen trotz der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie eines der Berliner Museen zu besuchen. 70 Prozent antworteten mit "Nein" und "Eher nein". Unter den Geschlechtern gibt es keinen großen Unterschied, aber bei den 30-39-Jährigen planen fast ein Drittel einen Besuch:


Die Tendenz aus der Umfrage bestätigt sich in Brandenburg, wo am langen Mai-Wochenende verhältnismäßig wenige Besucherinnen und Besucher die Wiedereröffnung der ersten Schlösser und Museen nach der Lockerung der Corona-Beschränkungen genutzt haben. Wenn der Andrang ausbleibt hat das auch etwas Gutes: Es wird den Museen so leichter fallen, die Auflagen einzuhalten. 

Einen Warmstart erlebte dagegen das Brandenburgische Landesmuseum für Moderne Kunst mit Standorten in Cottbus und Frankfurt (Oder). Es seien an allen Tagen fast so viele Besucher gekommen wie in normalen Zeiten, berichteten Mitarbeiterinnen an der Museumskasse. Konkrete Zahlen durften sie jedoch nicht nennen.

Auch vor dem Eingang zur Gemäldegalerie Alte Meister in Dresden bildete sich am Dienstagvormittag eine Warteschlange. Eine Mitarbeiterin des Museums erklärte die Hygieneregeln, ehe die Besucher nach und nach eingelassen wurden. Mit dem Museum ist eines der Flaggschiffe der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) wieder zugänglich. "Endlich", sagte Generaldirektorin Marion Ackermann und freute sich über die Resonanz. In der ersten Stunde kamen nach SKD-Angaben rund 150 Besucher.