Krieg in der Ukraine

Museum in Iwankiw durch russischen Angriff zerstört

Die am 28.02.2022 von Planet Labs PBC herausgegebene Aufnahme zeigt Brände in der Nähe von Iwankiw
Foto: Planet Labs PBC/dpa

Die am 28. Februar von Planet Labs PBC herausgegebene Aufnahme zeigt Brände in der Nähe von Iwankiw

Ein Museum in der nord-ukrainischen Ortschaft Iwankiw wurde offenbar durch russische Truppen zerstört. Das Haus war überregional für seine Sammlung von Arbeiten der Künstlerin Marija Prymatschenko bekannt

Erste Befürchtungen um das kulturelle Erbe der Ukraine wurden bereits vor Tagen laut. Nun soll bei dem russischen Angriff ein Museum in Iwankiw, rund 80 Kilometer nordwestlich von Kiew, zerstört worden sein. Zuerst berichtete die Zeitung "Kyiv Independent" darüber. Diese Angabe wurde wenig später auch von Wlada Litowschenko, der Direktorin des Kulturreservats Wyschhorod, bestätigt. Sie sprach von einem "unersetzlichen Verlust". .

Das Museum war vor allem aufgrund der Sammlung von Arbeiten der ukrainischen Künstlerin Marija Prymatschenko überregional bekannt. Prymatschenko ist für ihre farbenfrohe, volkstümlich-traditionelle Malerei bekannt. Ihre Arbeiten werden vielfach ausgestellt und zierten in den 1970er-Jahren mehrere Briefmarken des Landes. 

Das ukrainische Außenministerium berichtete auf Twitter ebenfalls von der Zerstörung und schrieb, etwa 25 Werke der Künstlerin seien verbrannt. Prymachenko gilt als Vertreterin der naiven Kunst, die Pablo Picasso bewundert haben soll. Die Angaben und das Ausmaß der Zerstörung ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Der Verlust sei unermesslich, schrieb die Dirigentin Oksana Lyniv auf Twitter. Die Ukrainerin war 2021 die erste Frau, die bei den Bayreuther Festspielen eine Oper dirigierte. Es sei ein irreparabler Verlust, der allen Unesco-Prinzipien widerspreche, sagte auch die Direktorin des Kulturreservats Wyschhorod, Vlada Litovchenko. In einer auf Facebook geposteten Erklärung warnte sie: Viele historische und architektonische Denkmäler sowie archäologische Stätten seien bedroht.

Derzeit sehen sich vor allem die Museen in den umkämpften Gebieten in und um Kiew und Charkiw in Gefahr. Um die Werke zu schützen, bauen Museen ihre Ausstellungen ab und bringen ihre Sammlungen in Sicherheit, wie der Generaldirektor des Historischen Nationalmuseums in Kiew, Fedir Androshchuk, in einem Beitrag in dem Magazin "Archäologie in Deutschland" schrieb. "Es gibt keine Garantie dafür, dass das ukrainische Kulturerbe nicht geplündert und in russische Museen gebracht wird", schrieb Androshchuk. Viele Funde, die in der Ukraine in den vergangenen beiden Jahrhunderten gemacht wurden, befänden sich bereits in großen russischen Museen. Es gebe Hinweise darauf, dass Gegenstände aus früheren archäologischen Ausgrabungen auf der Krim an die Eremitage in St. Petersburg geschickt worden seien.

Laut der deutschen Unesco-Kommission führt die Ukraine ein Verzeichnis von weit über 3 000 Denkmälern. Allein auf der Weltkulturerbe-Liste der Unesco stehen sieben Stätten in der Ukraine. Darüber, ob sie im Kriegsgebiet bisher Schaden genommen haben, gibt es derzeit keine gesicherten Erkenntnisse. Vor allem die Kampfhandlungen in Kiew stellten zurzeit aber eine unmittelbare Gefahr für das Welterbe in der ukrainischen Hauptstadt dar, erklärte die Unesco-Kommission auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Zum Welterbe in Kiew zählen die Sophienkathedrale und das Höhlenkloster. Die Kathedrale gilt als Meisterwerk der christlichen Kunst in Europa. Mit dem Bau des herausragenden Gotteshauses wurde im 11. Jahrhundert begonnen. Das Höhlenkloster ist ein riesiger Komplex aus Kirchen, Klöstern, Museen sowie Mönchshöhlen. Zum Weltkulturerbe der Ukraine zählt auch die historische Altstadt von Lwiw (Lemberg) im Westen des Landes.