Streit um Nennung der kosovarischen Nationalität

Petrit Halilaj zieht sich aus Protest von der Belgrad-Biennale zurück

Der Künstler Petrit Halilaj hat seinen Beitrag zur Belgrad-Biennale zurückgezogen, weil die Veranstalter in den Begleitmaterialien seine kosovarische Nationalität nicht angeben wollen

Die Republik Kosovo erklärte sich 2008 einseitig für unabhängig von Serbien und wird mittlerweile von 114 Staaten anerkannt – allerdings nicht von Serbien. Der in Berlin lebende Halilaj hat einen offenen Brief geschrieben, in dem er seine Beweggründe für seinen Rückzug schildert. Die Biennale, die vom staatlichen Belgrader Kulturzentrum organisiert wird und im Oktober stattfindet, habe schon bei der Bekanntgabe der Künstler*innen-Liste bei Halilaj den Name des Landes, aus dem er kommt, leer gelassen.

"Es ist nicht das erste Mal, dass ich eingeladen wurde, in einem Land auszustellen, das die Unabhängigkeit des Kosovo nicht anerkennt", schreibt der Künstler, "aber es ist das erste Mal, dass ich meine Arbeit zurückzuziehen möchte. Mein jüngstes Projekt im Palacio de Cristal, Museo Reina Sofía in Madrid, Spanien, ist ebenfalls in einer staatlich geförderten Einrichtung in einem Land, das den Kosovo nicht anerkennt. In diesem Fall erscheint jedoch der Kosovo in den Begleitmaterialien. Und selbst in der Stadt Belgrad gibt es Kunsträume, die den Namen des Kosovo schreiben, wenn ein kosovarischer Künstler eingeladen wird, seine Werke auszustellen."

Gegenüber "Artnet News" sagte ein Sprecher der Biennale: "Wie Sie wissen, erkennt die offizielle Politik der Republik Serbien Kosovo nicht als ein unabhängiges Land an, so dass wir als eine öffentliche Institution es nicht anders schreiben könnten." Nach dem Rückzug Halilajs strichen die Organisatoren alle Städte und Länder von der Liste der teilnehmenden Künstler.

"Ich möchte glauben, dass Kunst ein transformatives Potenzial hat", heißt es weiter in dem Brief von Halilaj " Diese Überzeugung ist auch einer der Gründe, warum ich ihr mein Leben gewidmet habe. Aber diese Erfahrung wirft die Fragen auf: Was ist die tatsächliche Fähigkeit, von Kunstinstitutionen zu träumen, und was ist der Raum, den sie bereit sind, Künstlern zum Träumen zu geben? Und wenn den Künstlern ein spezifischer Rahmen für ihre Träume gegeben wird, ein Rahmen, der von der herrschenden Macht und Politik umrissen und überwacht wird, wie weit können wir dann gehen?"

Petrit Halilaj hat aus seiner von Flucht und Migration geprägten Geschichte eine besondere Formensprache gewonnen. Er zeichnet Vögel und andere Tiere oder baut Environments, die nach Bauernhöfen, Baustellen, Ruinen oder allem zugleich aussehen. Außerdem arbeitet Halilaj mit dokumentarischen Videoaufnahmen.