Kunsterleben in der Coronakrise

Steinmeier: Digitaler Museumsbesuch nicht dasselbe

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dem Werk von Ivan Seal "village confirms class over the resemblance"
Foto: Wolfgang Kumm/ dpa

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dem Werk von Ivan Seal "village confirms class over the resemblance"

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat eine neue Ausstellung im Schloss Bellevue eröffnet - und dabei eingeräumt, dass digitaler Kunstgenuss nur ein Ersatz sein kann

"Wenn ich Ihnen heute diese kleine Auswahl an Kunstwerken vorstelle, dann preise ich etwas ganz und gar Besonderes an. Und Sie werden sich vielleicht fragen: Was mag in den gefahren sein?", sagte Steinmeier am Donnerstag. "Wir alle haben seit Monaten keine Ausstellung mehr besuchen können. Und nun präsentiert uns der Bundespräsident in der Abgeschiedenheit von Schloss Bellevue Kunstwerke, die uns begeistern sollen, obwohl wir sie doch wieder nur als Fern-seh-bilder betrachten können." Seine Begeisterung habe aber ebenfalls am Computer begonnen.

Steinmeier warf die Frage auf, ob ein Museumsbesuch auch virtuell denkbar sei. "Denkbar schon, meine Damen und Herren, aber eben nicht dasselbe", sagte er in Berlin. Der digitale Zugang zu Kunst könne bestenfalls ein Ersatz sein. Man brauche das Museum auch als Raum, "in dem wir unter anderen mit den anderen oder auch für uns allein sein können, in dem wir sehen und gesehen werden".

"Ein Miteinander, eine demokratische Gesellschaft ist ohne diese Freiheit der Begegnung kaum denkbar", sagte Steinmeier. Die Pandemie habe viele Museen, Galerien, Kinos, Theater und Konzerthäuser in eine existenzielle Krise getrieben. "Wenn wir uns diesen Lebens- und Kulturraum erhalten wollen, werden wir ihn nach der Pandemie zurückerobern und um ihn kämpfen müssen. "Die Ausstellung im Schloss Bellevue trägt den Titel "Das Erscheinen eines jeden in der Menge" nach einem Gedicht von Nicolas Born. Sie zeigt unter anderem Kunstwerke von Judith Hopf ("Erschöpfte Vase"), Astrid Klein ("Der Blick") sowie Wilhelm Klotzek und Konrad Mühe ("Einmannbunker"). Ein Video der Eröffnung soll auf der Internetseite des Bundespräsidenten veröffentlicht werden.