Zu drastisch für Paris?

Louvre erklärt "explizites" Kunstwerk für unerwünscht

Foto: Courtesy Atelier van Lieshout
Foto: Courtesy Atelier van Lieshout

Der "Domestikator" vom Atelier van Lieshout 2015 auf der Ruhrtriennale

Auf Weisung des Pariser Louvre-Museums darf die Kunstmesse Fiac eine Installation des niederländischen Künstlerkollektivs Atelier van Lieshout nicht wie geplant im Jardin des Tuileries ausstellen

Das Museum fürchtet, dass das Kunstwerk "von typischen Besuchern" des Parks "schlecht aufgenommen" werden könnte. Der zwölf Meter hohe Wohnturm "Domestikator" ist Teil einer Großskulptur, die seit 2015 und noch bis Dienstag im Rahmen der Ruhrtriennale in Bochum vor der Jahrhunderthalle ausgestellt ist, und stellt – mit einiger Phantasie – einen coitus a tergo dar.

Nach Angaben der Carpenters Workshop Gallery, die das Werk im Rahmen der Fiac präsentieren wollte, symbolisiert die Arbeit auf humorvolle Weise "die Vormachtstellung des Menschen über die Welt und sein heuchlerisches Verhältnis zur Natur. Es zollt dem Einfallsreichtum, der Raffinesse und Potentialen des Menschen Tribut  ... Der Akt der Domestizierung führt oft zu ungewollten Anhängigkeiten."

Das Kunstwerk sollte vom 19. bis 22. Oktober im Rahmen des "Hors les Murs"-Programms der Fiac ausgestellt werden. Nach Angaben der Tageszeitung "Le Monde" habe Louvre-Direktor Jean-Luc Martinez der Fiac einen Brief geschrieben, in dem es heißt: "In Online-Kommentaren wurde auf den brutalen Aspekt der Arbeit hingewiesen; es besteht das Risiko, dass es von Besuchern des Gartens missverstanden wird." Der Standort sei zudem nahe an einem Spielplatz.

Laut der Carpenters Workshop Gallery sucht die Fiac nun gemeinsam mit der Stadt Paris einen neuen Standort, der sich aber voraussichtlich nicht rechtzeitig bis zur Fiac finden lassen wird.

Der Fall erinnert an die Kontroverse um eine Außenskulptur des US-Künstlers Paul McCarthy 2014 in Paris. Gegner sahen in dem etwa 24 Meter hohen Kunstobjekt namens "Tree" einen sogenannten Butt-Plug, also einen Anal-Dildo. Die Skulpur wurde mehrmals angegriffen. Ähnlichen Unmut löste Anish Kapoors Riesenplastik "Dirty Corner" (schmutzige Ecke) 2015 in Versailles aus, die von dem britschen Künstler auch als "Vagina der Königin" bezeichnet wurde. Auch sie wurde immer wieder Opfer von Vandalismus.