Hommage an den "Pinocchio-Becher"

Ein Eis, das seine Nase trägt

Ein Waffelhut, eine Keksröllchennase und Schokolinsenaugen: Mehr braucht es nicht für das deutsche Eisdielenphänomen "Pinocchio-Becher". Nun wurde der Süßigkeit mit Pop-Art-Aura sogar ein Bildband gewidmet 

In der trüben deutschen Speisekartenfolklore ziehen in den vergangen Jahren vor allem Rassismen Aufmerksamkeit auf sich und lösen berechtigte Umbenennungsdebatten aus. Die heimlichen Querulanten aber, kuriose Seltsamkeiten, an die wir uns einfach gewöhnt haben, sind Kreationen wie das "Kindereis Pinocchio".  

In Italien ist die Erfindung weitgehend unbekannt. Wie die notorisch vor sich hin plappernde Holzpuppe zur deutschen Eis-Ikone werden konnte, bleibt genauso ungelöst wie die Frage, warum sie überhaupt jemals lebendig wurde.

Der Autor Leonhard Hieronymi reiste mit dem befreundeten Fotografen Christian Metzler in neun Tagen auf einer Strecke von über 2500 Kilometern durch alle Bundesländer der Republik, um so viele Pinocchio-Eisbecher wie möglich zu fotografieren und zu essen.

Die Bandbreite ist erstaunlich. Von unheimlich-schnabeligen Verwandten der venezianischen Pestmaske über pummelige, bestreuselte Sommer-Schneemänner bis hin zu hilflos auf dem Rücken liegenden Wesen mit Armen und Beinen reicht die Palette. Eins bleibt aber bei allen gleich: Die - hoffentlich - große Zufriedenheit der Gelatiere beim letzten Handgriff, dem Reinstecken der überdimensionierten Nase, ungelogen. Sei es aus Waffelröllchen, Keksen, Schirmchen oder einfach dem ganzen Waffelhörnchen.