Britische Liste

"Power 100"-Ranking: NFTs auf Platz Eins

iPads mit NFTs (Non-fungible Tokens) des Künstler Erik Schmidt hängen auf dem Stand des Bochumer Provinz Verlags auf der Art Cologne in Köln
Foto: Oliver Berg/dpa

iPads mit NFTs (Non-fungible Tokens) des Künstler Erik Schmidt hängen auf dem Stand des Bochumer Provinz Verlags auf der Art Cologne in Köln

Rassismus, Klimawandel und natürlich die Pandemie bestimmten die Kunst der vergangenen zwölf Monate. Doch auf Platz Eins der "Power 100"-Liste" des Magazins "Art Review" steht in diesem Jahr kein menschlicher Künstler

Non-Fungible Tokens (NFT) - also digital geschützte Originale - stehen an der Spitze des diesjährigen weltweiten Kunstrankings "Power 100". Die jährlich vom britischen Magazin "ArtReview veröffentlichte Liste umfasst die nach Ansicht einer anonymen Jury 100 einflussreichsten Persönlichkeiten und Bewegungen der aktuellen Kunst.

Ein NFT, also Non-Fungible Token (auf Deutsch in etwa "nicht-austauschbare Wertmarke"), ist eine geschützte Datei, die auf der Architektur der Blockchain-Technologie basiert. Das heißt, der einzigartige Token ist mit dem Werk verknüpft und durch die Blockchain abgesichert. Als Käufer dieser Kunst besitzt man das Echtheitszertifikat einer Datei und damit das Original.

Als Beispiel für NFT-Kunstwerke nennt die Jury das bereits vor einigen Jahren entstandene Projekt CryptoPunks, bei dem Interessierte einzigartige, digital generierte zweidimensionale Porträts erwerben konnten.

Anthropologin auf Platz zwei

Während noch unklar sei, ob es sich bei den NFT um einen kurzfristigen Hype handele oder sie sich in der Kunstwelt etablierten, hätten sich etliche Museen, Künstler und Galerien in den vergangenen zwölf Monaten mit dem Thema beschäftigt, hieß es von der Jury. Für Werke wie jene des Digitalkünstlers Beeple seien beträchtliche Preise erzielt worden. Außerdem stelle der Schutz von digitalen Originalen für Künstlerinnen und Künstler eine Alternative zu den herkömmlichen Vermarktungswegen dar.

Platz Zwei belegt die amerikanische Anthropologin Anna L. Tsing, die für ihre Arbeiten an der Schnittstelle von Kunst und Wissenschaft im Angesicht der ökologischen Katastrophe ausgezeichnet wurde. Mit ihren Darstellungen - unter anderem aus der Sicht eines Pilzes - schaffe sie Raum für neue Perspektiven.

Deutschland spielt unter den ersten fünf Plätzen des Rankings gleich zweimal eine Rolle: Auf Platz Drei wurde das indonesische Kollektiv Ruangrupa geehrt, das die künstlerische Leitung der anstehenden Documenta in Kassel inne hat. Die deutsche Künstlerin Anne Imhof, 2017 mit dem deutschen Pavillon in Venedig Preisträgerin des Goldenen Löwen, schaffte es auf Platz Fünf der "Power 100".

"Dunkles Spektakel" in Paris

Die Jury hob ihre "dunkel-abstrakten, ritualisierten Spektakel" besonders hervor und rühmte die Künstlerin für ihre bislang größte Ausstellung "Natures Mortes" im Pariser Palais de Tokyo.

Kriterium für die Jury ist, dass die Bewegungen und Persönlichkeiten in den vergangenen zwölf Monaten aktiv global Einfluss darauf genommen haben, wie zeitgenössische Kunst entsteht. Künstlerinnen und Künstler, die sich mit den Themen Klimawandel und Rassismus oder Diskriminierung auseinandersetzen, waren gleich mehrfach in der Liste vertreten. Im vergangenen Jahr stand die "Black Lives Matter"-Bewegung auf Platz Eins der Liste.

Die diesjährige Liste der 100 einflussreichsten Persönlichkeiten von Monopol finden Sie hier