Kulturprojekte in Saudi-Arabien

Geld ist das geringste Problem

Saudi Arabien soll mit französischer Hilfe eine Filiale des Centre Pompidou bekommen. Es ist nicht das einzige Großprojekt, mit dem das autoritär regierte Land auf die internationale Kultur-Landkarte strebt

Anfang dieser Woche gab das Pariser Centre Pompidou bekannt, eine Vereinbarung mit Saudi-Arabien über die Errichtung einer Filiale geschlossen zu haben. Ein entsprechendes Memorandum war bereits im März zwischen der Pariser Institution und der Royal Commission for AlUla unterzeichnet worden; nun nimmt das Vorhaben Fahrt auf. 

Der Ableger des Centre Pompidou soll bis etwa 2029, anderen Angaben zufolge bereits bis 2027 in der Oasenstadt AlUla entstehen. Diese liegt im Nordwesten das Landes, rund 600 Kilometer von der Hafenstadt Dschidda entfernt, wo seit dem vergangenen Jahr Kreuzfahrtschiffe anlegen dürfen und Tagesbesucher in die Altstadt entlassen.

Die nämlich zählt zum Unesco-Weltkulturerbe, wie auch Mada'In Salih mit der Nabatäerstadt Hegra und ihren um die Zeitenwende entstandenen, über 100 in den Fels gehauenen Grabstätten, nicht weit von AlUla entfernt und in der Tourismuswerbung mit dieser meist gleichgesetzt. AlUla ist ausersehen, eine "Destination", bevorzugt für wohlhabende Westler, zu werden. Dazu gibt es seit 2018 entsprechende Vereinbarungen mit Frankreich, das bei der Entwicklung des Tourismusziels behilflich ist. 

Non-Stop-Flüge von Paris nach AlUla

In Frankreich hat man Erfahrung mit staatlich geförderten Urlaubsorten, ob an der Mittelmeerküste für den Sommer oder in den Alpen für Wintersport. Auch die staatsnahe Luftfahrtgesellschaft Air France ist mit von der Partie und bietet bereits Non-Stop-Flüge von Paris nach AlUla an.

Dieser Ort bietet aber nicht nur schicke, in die grandiosen Felsentäler hineingebaute Unterkünfte mit Safari-Romantik auf Luxusniveau, sondern auch Kunst und Kultur. Bereits seit 2019 gibt es die Maraya Concert Hall, erbaut mit dem Geld einer steinreichen Mäzenin und Kunstsammlerin und entworfen von Gió Forma, dem deutsch-italienischen Architektur- und Design-Team von Florian Boje, Cristiana Picco und Claudio Santucci. 

Der ringsum verspiegelte und in der Landschaft optisch verschwindende Würfel birgt neben dem namengebenden Konzertsaal für 500 Besucher auch Ausstellungsräume, in denen unter anderem Arbeiten von Andy Warhol zu sehen waren, vor allem aber saudische Kunst gezeigt wird. Ähnlich der 2020 gegründeten Diriyah Biennale für zeitgenössische Kunst in einem Vorort der saudischen Hauptstadt Riad. 

Geld ist das geringste Problem

Deren dritte Ausgabe unter dem Titel "After Rain" wird ab dem 20. Februar für drei Monate zu sehen sein. In AlUla wurde ferner bereits zum zweiten Mal das Festival "Desert X" von der gleichnamigen, im kalifornischen Palm Springs ansässigen Kunst-Agentur veranstaltet. Dabei wurden Künstlern ortsspezifische Installationen in der Felslandschaft ermöglicht.

Die mit Hilfe des Centre Pompidou zu schaffende Institution in AlUla soll den Namen Perspective Galleries tragen. Für die Architektur eines entsprechenden Gebäudes ist die libanesische, in Paris lebende Architekten Lina Ghotmeh ausersehen, die den diesjährigen Serpentine Pavilion in London gestaltet hat. Ghotmeh ist mit dem preisgekrönten Wohnhochhaus "Stone Gardens" in ihrer Heimatstadt Beirut bekannt geworden, das vor zwei Jahren bei der 17. Architekturbiennale von Venedig vorgestellt wurde. 

Ein Kostenrahmen für das Projekt in AlUla ist bislang nicht genannt worden. Aber Geld ist das geringste Problem bei den ambitionierten Projekten, mit denen Saudi-Arabien auf die internationale Kultur-Landkarte strebt.