Abschreckende Installationen auf Sylt

Hilft Kunst gegen Punks?

Im 9-Euro-Sommer 2022 entstand in einem Park in Westerland auf Sylt ein Punkcamp. Damit das nicht wieder passiert, hat die Inselgemeinde nun Wal-Installationen mit Sound aufgestellt - und den Zweck von Kunst ganz neu definiert 

Neuigkeiten aus Westerland: Die Punks, die im kurzen Freudenrausch des 9-Euro-Tickets nach Westerland gereist waren, sollen sich beim Campen im Rathauspark so wohl gefühlt haben, dass sie gerne wiederkommen wollen, sobald es das Wetter zulässt - also ihnen beim Strandbaden nicht mehr das Bier in der Flasche gefriert. Das befürchten jedenfalls diejenigen, die in Westerland für Ruhe, Ordnung und eine gediegene Atmosphäre zu sorgen haben. Die Lösung? Ist die gleiche, wie für alle Probleme auf dieser Welt: Kunst.

Die Gemeinde Westerland hat den Rathauspark abgesperrt und mit zwölf großformatigen Dingern möbliert. Versammelt sind ein Wikingerschiff, ein Wal, Delfine, Figuren, Muscheln und allerlei anderes putziges Zeug. Dazu kommt ein Schriftzug mit dem wenig originellen Inhalt "#Sylt". Zu allem Überfluss sollen dann auch noch Walgesänge und Wellengeräusche auf dem Gelände ertönen.

Das Aufstellen des als Kunstinstallation bezeichneten Ensembles mit dem Titel "Meeresrauschen" soll um die 100.000 Euro gekostet haben – dafür bietet es bei Nacht aber auch eine Lichtshow. Die Idee ist – sorry für den Kalauer – einleuchtend: Wo Wikingerschiffe und Wale blinken, haben Punk-Zelte keinen Platz.

Kunst als kleineres Übel

Vielleicht sollte man das als Anregung nehmen, über die Rolle von Kunst im öffentlichen Raum ganz neu nachzudenken. Wir müssen vielleicht in Zukunft die Kunst generell als kleineres Übel verstehen: eine simple Methode, Platz und Ressourcen zu verbrauchen, die ansonsten noch viel schlechter genutzt worden wären.

Aber halt: Vielleicht ist einfach die Bezeichnung einer Versammlung von leuchtenden Walen als "Kunst" das Missverständnis. Bei genauerer Recherche stellt sich nämlich heraus: Die betreffenden Objekte stehen sonst auf Weihnachtsmärkten. Ob man mit so etwas Punks vertreiben kann, ist anzuzweifeln. Dass man sich damit geschmacksmäßig nicht gerade als Destination für gehobenen Tourismus empfiehlt, ist allerdings sicher.