Junge Männer im Schwimmbad

Und es war Sommer

Das Schwimmbad ist im Sommer nicht nur ein lebensrettender Ort, sondern auch ein Mikrokosmos der Körperlichkeit. Die Fotografin Kira Bunse hat für einen Kunst-Kalender junge Männer abgelichtet, die gleichzeitig antik und ganz Gegenwart sind

Das Medium des Bikini-Kalenders ist ein wenig aus der Mode geraten. Zu schnell denkt man an dürftig bedeckte Frauen, die überwiegend zur Freude von Männern in Autowerkstätten oder Fitnessstudio-Umkleiden hängen. Die Fotografin Kira Bunse verkompliziert diese Tradition, in dem sie sich im Schwimmbad junge Männer vor die Linse holt.

Für den Projektraum "Tropez" im Berliner Sommerbad Humboldthain hat sie einen Kalender mit Porträts fotografiert, die alle in und um das Schwimmbecken entstanden sind. Kaum ein anderer Ort ist so intensiv mit dem Thema Körperlichkeit verknüpft. Für manche ein willkommener Laufsteg, für andere ein schambesetzter Alptraum. Die Badebekleidung ist einerseits demokratisierend (nach einem Sprung vom Dreier mit klatschnassen Haaren und Wasser in der Nase ist Statusgehabe schwierig), andererseits kann man auch mit wenig Polyester-Stoff am Leib erkennen, was jemand darstellen will, und wie er sich in seinem Körper fühlt.

Über allem liegt in der sonnenmilchgetränkten Sommerhitze ein latent erotisches Flirren. Man zeigt sich, sieht und wird gesehen. Hormone und Chlor. Nicht umsonst haben sich Künstler wie David Hockney, Edvard Munch oder Elmgreen & Dragset für Badende und Poolsituationen interessiert.

Mut zur Zartheit

Kira Bunse, die unter anderem als Modefotografin in Paris gearbeitet hat, sucht nicht nach den jungen Muskelmännern, die im gegenseitigen Bizeps-Aufblas-Wettbewerb stehen. Ihre Modelle haben restschlaksige, irgendwie antike Skulpturenkörper mit Mut zur Zartheit. Sie fordern damit auch Klischees von exponierter Männlickeit am Beckenrand heraus.

"Tom" strahlt die Selbstvergessenheit der Figur Elio aus dem schwelgerischen Sommerfilm "Call me by your name" aus, "Linus" scheint sich vor der Kamera in sich selbst zurückzuziehen und "Verner", der mit provokant stählernem Blick aus dem Wasser steigt, wirkt, als kenne er seine Wirkung genau. Trotz ihrer klassischen Posen ist jeder von ihnen fest in den Liegewiesen und Liegestuhlmustern des Schwimmbads verortet. Immer wieder blitzt das helle Poolblau auf, das es im Alltag nirgendwo sonst gibt. Und das als Kalender den Berliner Sommer ein ganzes Jahr lang festhält.

Der Kalender von Kira Bunse wird am Sonntag, 28. Juli, ab 14 Uhr im "Tropez" im Sommerbad Humboldthain vorgestellt. Eine Auswahl der Aufnahmen sieht man dort auch beim Pommesholen am Kiosk. Den Kalender, der in einer Auflage von 100 erscheint, gibt es für 25 Euro vor Ort oder unter bonjour@tropeztropez.de (5 Euro Versand)