Universalkünstler und Rennwagen-Fanatiker

Frank Stella wird 80

Mit komplett schwärzen Gemälden schockte Frank Stella einst die Kunstwelt. Danach machte er fast alle Phasen der US-Nachkriegskunst mit. Jetzt wird Stella 80 Jahre alt, liebt immer noch Autos und macht Kunst

Frank Stella ist ehrgeizig – in der Kunst wie im Leben. Der Künstler spiele beispielsweise Tennis nicht einfach nur zum Spaß, soll der Pariser Galerist Lawrence Rubin einmal über ihn gesagt haben. "Er spielt, um zu gewinnen. Und so spielt er auch in der Kunst." Viele Experten würden dem Künstler, der am kommenden Donnerstag (12. Mai) 80 Jahre alt wird, wohl längst bescheinigen, gewonnen zu haben. Der vielfach ausgezeichnete Stella gilt als einer der bedeutendsten Künstler der USA. Kürzlich erst widmete ihm das New Yorker Whitney Museum die Auftaktretrospektive im neuen Gebäude - aber der Geehrte gab sich betont bescheiden. "Das war doch ein Zufall. Ich bin alt. Ich bin nicht mehr umstritten."

Zu Beginn seiner Karriere war Stella dagegen extrem umstritten. Der 1936 in einem Vorort von Boston geborene Sohn eines wohlhabenden Künstler- und Arztehepaars war nach einem Geschichtsstudium gerade einmal 22 Jahre alt, als er in New York plötzlich mit schwarzen Bildern für Aufsehen sorgte. Seine Serie von minimalistischen "Black Paintings" mit symmetrischen, die ganze Fläche bedeckenden Streifen wurde 1959 im New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) ausgestellt - und schockte die Kunstwelt. Dabei seien es doch nur "flache Oberflächen mit Farbe drauf - nicht mehr", sagte Stella und betonte, es stecke keine Bedeutung dahinter: "Was Sie sehen ist was Sie sehen."

Stella war nach New York gekommen, weil er sich von der dortigen Szene und Künstlern wie Jasper Johns und Jackson Pollock angezogen fühlte. "Ich wäre gar nicht erst Künstler geworden, wenn ich die Künstler dieser Generation nicht so sehr gemocht hätte", sagte er einmal dem britischen "Telegraph". Er selbst wurde dann vom legendären Galerist Leo Castelli entdeckt. "Ich verbrachte viel Zeit in seiner Galerie. Er erkannte mich wieder, weil ich so unordentlich aussah", behauptete Stella später.

Auf die schwarzen Bilder folgten silberne und kupferfarbene. Im weiteren Verlauf der 60er Jahre gewannen seine Bilder an Farbigkeit, bis hin zur Verwendung fluoreszierender Acrylfarben. Konstant blieb das Spiel mit geometrischen Formen. "Wenn die Menschen mich fragen, warum ich aufgehört habe, schwarze Bilder zu malen, ist das, wie wenn man Kodak fragt, warum sie keine Filmrollen mehr benutzen", sagte Stella dem britischen "Guardian". "Man bewegt sich weiter, die Welt bewegt sich weiter. Es ist schwer, nicht mitzuziehen. Man muss einen guten Grund haben, Widerstand zu leisten."

Später fertigte Stella, der ein Büro in Manhattan und ein Atelier im Norden New Yorks hat, auch Reliefs und großformatige Skulpturen an. Nicht alle davon stießen auf Begeisterung. So beschwerten sich Menschen im südkoreanischen Seoul so lange über die in ihrer Stadt aufgestellte Metallskulptur "Amabel", bis eine kleine Baumgruppe drumherum gepflanzt wurde, die das Werk teilweise verdeckt.

Die Kunst habe ihn nicht reich gemacht, auch wenn seine Werke sich teilweise für Millionen verkaufen, sagt Stella, der zum zweiten Mal verheiratet ist und fünf Kinder hat. "Die Menschen werden ganz aufgeregt bei diesen hohen Summen, aber fast alle Künstler, sogar die sehr erfolgreichen, leben von der Hand in den Mund. Man wird kein Künstler, um Geld zu verdienen. Da würde man sich etwas vormachen." Kollegen, die das anders sehen, gibt Stella gerne einen mit - so wie Jeff Koons. "Das ist doch für reiche Menschen ohne Geschmack."

Auch im hohen Alter lebt Stella weiter seine Liebe für Rennwagen aus. "Ich wurde geboren, um zu fahren", sagte er jüngst der "New York Times". Er sei "ziemlich mobil" und mache auch weiter Kunst, allerdings schickt er seine Entwürfe inzwischen an spezielle Hersteller. "Jeder arbeitet doch früher oder später digital." Wahrscheinlich habe er zuletzt im Jahr 2000 einen Pinsel in der Hand gehalten, schätzt Stelle. "Dabei geht alles um Körperbalance. Wenn ich jetzt versuchen würde, zu malen, würde ich wahrscheinlich umfallen."