Kiewer Voloshyn Gallery auf der Art Cologne

"Es ist uns sehr wichtig, dass wir weitermachen"

Auf der diesjährigen Art Cologne ist auch die Voloshyn Gallery aus Kiew mit einem Stand vertreten. Wie lässt sich internationale Galeriearbeit in Zeiten des Krieges weiterführen?

Julia und Max Voloshyn, was zeigen Sie auf der Art Cologne?

Die Voloshyn Gallery präsentiert das Projekt der ukrainischen Künstlerin Maria Sulymenko. Alle ausgestellten Werke sind neu und wurden speziell für die Messe geschaffen. Die Aquarelle von Maria Sulymenko sind zurückgenommen und gleichzeitig sehr präzise. Alles, was geschieht, scheint verlangsamt oder im Raum eingefroren und in die Atmosphäre grauer, transparenter Luft getaucht zu sein. Maria Sulymenko, 1981 in Kiew geboren, ist in einer Künstlerfamilie aufgewachsen. Sie hat ihren Abschluss an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart gemacht und dann an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main ihr Studium fortgesetzt.

Wie halten Sie die wichtige Arbeit in diesen schrecklichen Kriegszeiten aufrecht?

Es ist uns sehr wichtig, dass wir weitermachen. Wir setzen unsere Mission fort: die Integration der ukrainischen Kunst in globale kulturelle Prozesse zu fördern. Und jetzt haben wir all unsere Bemühungen darauf konzentriert, dass unsere Kunst nicht aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit verschwindet. Wir nutzen alle Angebote und Möglichkeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Wir haben viele Briefe von Kollegen, internationalen Galerien und Kunstinstitutionen erhalten, die uns angeboten haben, unsere Künstlerinnen und Künstler aufzunehmen, Projekte durchzuführen und so weiter. Dafür sind wir sehr dankbar.

Wie können wir uns Ihr tägliches Galeriegeschäft in Zeiten des Krieges und des erneuten Angriffs auf Kiew vorstellen?

Es ist etwas scheinbar Unmögliches in unmöglichen Zeiten. Aber die Ukraine und alle Ukrainer machen täglich das Unmögliche möglich. Unsere Galerie arbeitet immer noch weiter und hat auch zwischendurch nicht aufgehört. Die russischen Raketen und Drohnen sind furchtbar, aber wir haben vom Keller aus weitergemacht oder aus der Schutzzone heraus. Selbst in dieser schwierigen Zeit des Krieges in unserem Land sollten wir weitermachen und nicht aufgeben. Dies ist unsere Kulturfront. Für uns ist es entscheidend, auf der "Kunstbühne" sichtbar zu sein, nicht nur in der Ukraine, sondern auch im Ausland. Verglichen mit der Vergangenheit haben wir viel mehr Arbeit, viel mehr Herausforderungen jeden Tag. Wir müssen ein Gleichgewicht zwischen russischen Angriffen, Stromausfällen und dem "normalen" Leben finden.

Ist ein "normaler" Kunstmarkt in der Ukraine im Moment überhaupt möglich? 

Der ukrainische Kunstmarkt ist nach dem 24. Februar verschwunden. Auch unsere Räume sind geschlossen. Vor dem Krieg waren die Hauptkunden ukrainisch.  Nachdem sich die Situation in unserem Land geändert hat, arbeiten wir hauptsächlich mit ausländischen Sammlern zusammen. Die russische Invasion hat die Ukraine verwüstet und beschädigt. Aber die Wiedereröffnung unserer Galerie in Kiew ist für uns extrem wichtig, besonders unter diesen schlimmen Umständen, und gerade deshalb. Gerade bereiten wir eine Gruppenausstellung ukrainischer Künstler in Kiew vor.

Sind die Künstlerinnen und Künstler, mit denen Sie zusammenarbeiten, noch im Lande?

Viele von ihnen arbeiten noch in der Ukraine, wie Oleksiy Sai, Daniil Revkovskiy, Andriy Rachinskiy und andere. Lesia Khomenko befindet sich derzeit in einer Residency in Miami. Maria Sulymenko hat lange Zeit in Berlin gelebt und ist jetzt dort. Nikolai Karabinovich ging kurz vor dem Krieg nach Belgien und lebt und arbeitet seit mehreren Jahren hauptsächlich in Belgien. Nikita Kadan, Mykola Ridnyi, Yevgen Samborsky sind derzeit für kurze Zeit in Europa, weil sie eine Sondergenehmigung des Ministeriums für Kultur und Informationspolitik der Ukraine haben.

Was können europäische und deutsche Kunstgalerien, Institutionen und insbesondere Kunstmessen tun, um die Kunstszene in der Ukraine zu unterstützen? Sie sagten, dass viele internationale Institutionen und Kollegen die Hand ausstreckten, um Künstler aufzunehmen.

Als die russische Invasion begann, erhielten wir eine riesige Welle der Unterstützung von unseren Kollegen aus Europa und den USA. Dank dieser beispiellosen Unterstützung konnten wir viele Projekte im Ausland organisieren und unsere Arbeit fortsetzen. Wir sind sehr dankbar für die Unterstützung, Hilfe und Aufnahme durch unsere Kollegen. Wir sind nach wie vor offen für die Zusammenarbeit mit Kunstinstitutionen und Galerien, denn wir haben all unsere Bemühungen darauf konzentriert, dass unsere Kunst nicht aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit verschwindet. Die Unterstützung der Kunstszene ist also sehr wichtig für uns, unsere Kultur und unser Land. Wir müssen auf der internationalen Bühne sichtbar sein, und unsere künstlerische Stimme sollte gehört werden.