Berlin Art Week

Wohin am Freitag?

Überall nur Himmel: "The New Infinity" im mobilen Planetarium am Mariannenplatz
Foto: Matthias Voelzke

Überall nur Himmel: "The New Infinity" im mobilen Planetarium am Mariannenplatz

Am Freitag der Berlin Art Week wollen nun auch noch die Galerien Aufmerksamkeit. Ein Höhepunkt führt aber ins Chicago der 60er- und 70er-Jahre 

Wer schon einen Blick in den Art-Week-Beitrag der KW werfen durfte, kommt euphorisiert zurück. Die Chicago Imagists sind eine Generation von Künstlern, die am Art Institute of Chicago studierten und an der menschlichen Figur festhielten. Seit einiger Zeit treten die Eigenwilligen wieder aus dem Schatten der lange dominierenden New Yorker und Westküsten-Szenen – dabei zählt Christina Ramberg (1946–1995) mit ihren zwischen Erotik und Gewalt changierenden Tableaus gewiss zu den spannendsten Wiederentdeckungen. Unter dem Einfluss des Surrealismus malte die US-Amerikanerin zeichenhaft reduzierte, in Korsetts, Banda­gen und Stoffen eingeschnürte Torsi. Ramberg betrachtete den Körper als Ort, der eng mit seiner Umgebung verflochten und von Kleidung, Frisuren und Verhaltensdiktaten geformt ist.

Die Schau in den KW präsentiert eine Auswahl von Rambergs Malereien und Zeichnungen. Flankiert werden die düsteren Werke von Arbeiten von Alexandra Bircken, Sara Deraedt, Frieda Toranzo Jaeger, Ghislaine Leung und Senga Nengudi, die unterstreichen, wie aktuell Rambergs gender­kritischer Ansatz geblieben ist.

Wesensverwandt über ein Jahrhundert hinweg

Eine generationenübergreifende Künstlerverbindung gibt es auch im Museum Berggruen zu sehen. Dort wird die unerschöpfliche Malerei-Ikone Picasso mit dem zeitgenössischen Berliner Künstler Thomas Scheibitz zusammengebracht. Für beide Protagonisten ist der Gegensatz Abstrakt-Gegenständlich eher unsinnig, in ihren Bildern und Skulpturen herrscht ein über ein Jahrhundert verwandtes Formengespür. 

Außerhalb der Institutionen muss man seine Aufmerksamkeit am Freitag auch noch auf die Galerien verteilen, die überall in der Stadt eröffnen. Wer in Venedig von den langen Schlangen vor Laure Prouvosts französischem Pavillon abgeschreckt wurde, kann ihre verschroben sinnlichen Arbeiten nun bei Carlier Gebauer sehen. Anne Imhof, die Venedig-Königin von 2017 zeigt neue Arbeiten in der Galerie Buchholz und in den neuen Räumen von Kwadrat zeigt Künstler und Zauberer Tobias Dostal eine unendliche Bar - was ein sehr attraktiver Schluss des Abends sein könnte. Im Wedding wird aber noch der "Project Space Award" für Projekträume verliehen. Die Zeitangabe "Open End" klingt im eher trockenen Art-Week-Jargon schonmal vielversprechend. 


Freitag, 13. September 


11 – 19 Uhr 

Messe: Art Berlin, Flughafen Tempelhof, Hangar 5 und 6 

Messe: Positions, Flughafen Tempelhof, Hangar 4

Guided Tours (nur mit Anmeldung): The Feuerle Collection
 

11 - 15 Uhr, 16 - 21 Uhr:

Fulldome-Präsentation: "Metahaven: Elektra" im Rahmen von "The New Infinity: Neue Kunst für Planetarien", Berliner Festspiele/Immersion, Mobile Dome auf dem Mariannenplatz 


11 - 18 Uhr:

Sonderöffnungszeiten: "Speaking Images", Fluentum


12 – 18 Uhr 

Open House: Miettinen Collection, Salon Dahlmann


14 – 17 Uhr 

Special zur Berlin Art Week: "Amour", Tropez im Sommerbad Humboldthain


16 Uhr

Berlin Art Week Talk: Klaus Lederer (Senator für Kultur und Europa) und Axel Haubrok (Sammler) über die Rolle von Privatsammlungen in Berlin und mögliche neue Kooperationsformen, Me Collectors Room, Auguststraße 68, 10117 Berlin (nur mit Anmeldung: info@haubrok.org)


18 – 21 Uhr 

Galerien-Eröffnungen: unter anderem Laure Prouvost bei Carlier Gebauer, Anne Imhof bei Buchholz, Tobias Dostal bei Kwadrat und Luke Willis Thompson bei Nagel Draxler 

Eröffnung: "Zu Gast bei Konrad Fischer. Sammlung Haubrok zeigt Rudolf Polansky beleuchtet von F. West", Haubrok Foundation c/o Konrad Fischer Galerie


18 Uhr

Eröffnung: "Pablo Picasso x Thomas Scheibitz. Zeichen, Bühne, Lexikon", Museum Berggruen

Eröffnung: "Anna Virnich", Schering Stiftung

Eröffnung: "The Making Of Husbands. Christina Ramberg in Dialogue", KW Institute For Contemorary Art
 

19 Uhr – open end

Preisverleihung: "Project Space Art Award 2019", c/o Humboldthain Club, im Anschluss: Islaja (live), Chris Imler (live), Mark Reeder/MFS Berlin (DJ-Set), Westbam (DJ-Set)

Barbetrieb: Künstlerbar "TV" von Calla Henkel und Max Pitegoff
Ein Interview über den neuen Treffpunkt und Performance-Ort lesen Sie hier

19 – 23 Uhr 

Eröffnung: "Radio Seed Bombs", Datscha Radio c/o Humboldthain Club