Wer schon einen Blick in den Art-Week-Beitrag der KW werfen durfte, kommt euphorisiert zurück. Die Chicago Imagists sind eine Generation von Künstlern, die am Art Institute of Chicago studierten und an der menschlichen Figur festhielten. Seit einiger Zeit treten die Eigenwilligen wieder aus dem Schatten der lange dominierenden New Yorker und Westküsten-Szenen – dabei zählt Christina Ramberg (1946–1995) mit ihren zwischen Erotik und Gewalt changierenden Tableaus gewiss zu den spannendsten Wiederentdeckungen. Unter dem Einfluss des Surrealismus malte die US-Amerikanerin zeichenhaft reduzierte, in Korsetts, Bandagen und Stoffen eingeschnürte Torsi. Ramberg betrachtete den Körper als Ort, der eng mit seiner Umgebung verflochten und von Kleidung, Frisuren und Verhaltensdiktaten geformt ist.
Die Schau in den KW präsentiert eine Auswahl von Rambergs Malereien und Zeichnungen. Flankiert werden die düsteren Werke von Arbeiten von Alexandra Bircken, Sara Deraedt, Frieda Toranzo Jaeger, Ghislaine Leung und Senga Nengudi, die unterstreichen, wie aktuell Rambergs genderkritischer Ansatz geblieben ist.
Wesensverwandt über ein Jahrhundert hinweg
Eine generationenübergreifende Künstlerverbindung gibt es auch im Museum Berggruen zu sehen. Dort wird die unerschöpfliche Malerei-Ikone Picasso mit dem zeitgenössischen Berliner Künstler Thomas Scheibitz zusammengebracht. Für beide Protagonisten ist der Gegensatz Abstrakt-Gegenständlich eher unsinnig, in ihren Bildern und Skulpturen herrscht ein über ein Jahrhundert verwandtes Formengespür.
Außerhalb der Institutionen muss man seine Aufmerksamkeit am Freitag auch noch auf die Galerien verteilen, die überall in der Stadt eröffnen. Wer in Venedig von den langen Schlangen vor Laure Prouvosts französischem Pavillon abgeschreckt wurde, kann ihre verschroben sinnlichen Arbeiten nun bei Carlier Gebauer sehen. Anne Imhof, die Venedig-Königin von 2017 zeigt neue Arbeiten in der Galerie Buchholz und in den neuen Räumen von Kwadrat zeigt Künstler und Zauberer Tobias Dostal eine unendliche Bar - was ein sehr attraktiver Schluss des Abends sein könnte. Im Wedding wird aber noch der "Project Space Award" für Projekträume verliehen. Die Zeitangabe "Open End" klingt im eher trockenen Art-Week-Jargon schonmal vielversprechend.
Freitag, 13. September
11 – 19 Uhr
Messe: Art Berlin, Flughafen Tempelhof, Hangar 5 und 6
Messe: Positions, Flughafen Tempelhof, Hangar 4
Guided Tours (nur mit Anmeldung): The Feuerle Collection
11 - 15 Uhr, 16 - 21 Uhr:
Fulldome-Präsentation: "Metahaven: Elektra" im Rahmen von "The New Infinity: Neue Kunst für Planetarien", Berliner Festspiele/Immersion, Mobile Dome auf dem Mariannenplatz
11 - 18 Uhr:
Sonderöffnungszeiten: "Speaking Images", Fluentum
12 – 18 Uhr
Open House: Miettinen Collection, Salon Dahlmann
14 – 17 Uhr
Special zur Berlin Art Week: "Amour", Tropez im Sommerbad Humboldthain
16 Uhr
Berlin Art Week Talk: Klaus Lederer (Senator für Kultur und Europa) und Axel Haubrok (Sammler) über die Rolle von Privatsammlungen in Berlin und mögliche neue Kooperationsformen, Me Collectors Room, Auguststraße 68, 10117 Berlin (nur mit Anmeldung: info@haubrok.org)
18 – 21 Uhr
Galerien-Eröffnungen: unter anderem Laure Prouvost bei Carlier Gebauer, Anne Imhof bei Buchholz, Tobias Dostal bei Kwadrat und Luke Willis Thompson bei Nagel Draxler
Eröffnung: "Zu Gast bei Konrad Fischer. Sammlung Haubrok zeigt Rudolf Polansky beleuchtet von F. West", Haubrok Foundation c/o Konrad Fischer Galerie
18 Uhr
Eröffnung: "Pablo Picasso x Thomas Scheibitz. Zeichen, Bühne, Lexikon", Museum Berggruen
Eröffnung: "Anna Virnich", Schering Stiftung
Eröffnung: "The Making Of Husbands. Christina Ramberg in Dialogue", KW Institute For Contemorary Art
19 Uhr – open end
Preisverleihung: "Project Space Art Award 2019", c/o Humboldthain Club, im Anschluss: Islaja (live), Chris Imler (live), Mark Reeder/MFS Berlin (DJ-Set), Westbam (DJ-Set)
Barbetrieb: Künstlerbar "TV" von Calla Henkel und Max Pitegoff
Ein Interview über den neuen Treffpunkt und Performance-Ort lesen Sie hier
19 – 23 Uhr
Eröffnung: "Radio Seed Bombs", Datscha Radio c/o Humboldthain Club