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11 Kunst-Filme, die sich im April lohnen

"Elfie Semotan, Photographer", Filmstill
Foto: Navigatorfilm

"Elfie Semotan, Photographer", Filmstill

Die Filme im April begleiten wegweisende Künstlerinnen, untersuchen unser kompliziertes Verhältnis zur Natur und versetzen Körper in Ekstase 
 

Die traumhafte Bilderwelt der Künstlerin Toyen 

Die Künstlerin Marie Čermínová (1902-1980) wählte früh ihr vom französischen "Citoyen" (Bürger) abgeleitetes Pseudonym Toyen und kündigte damit (nicht nur) Geschlechterzuordnungen auf. Die aus Prag stammende Surrealistin war befreundet mit André Breton, Max Ernst oder Salvador Dalí. Obwohl sie bis ins hohe Alter radikale Werke schuf, geriet die Künstlerin nach frühen Erfolgen in ihren letzten Lebensjahrzehnten in Vergessenheit. Sie starb in Paris.

Nun wird ihrem Werk wieder eine große Bühne bereitet. Im vergangenen Jahr war ihr eine Retrospektive in Hamburg gewidmet, auch auf der Venedig-Biennale, die Ende April beginnt, sollen ihre Arbeiten in der Hauptausstellung zu sehen sein. Der Dokumentarfilm "Die Malerin des Surrealismus" erinnert ebenfalls an Toyen, indem er sowohl ihr Leben als auch ihre zentralen Themen wie Erotik, Revolte, Traum, Humor und Alchemie beleuchtet. Regisseurin Andrea Sedlackova spricht mit Zeitgenossen und Sammlern und fragt, was Toyens Werk in der heutigen Kunstwelt bedeuten kann. 

"Toyen: Die Malerin des Surrealismus", Arte-Mediathek, bis 25. April

Porträt der Künstlerin Toyen, Marie Čermínová, 1902–1980, um 1919
Foto: © Christoph Irrgang, Fotograf*in unbekannt, Privatsammlung

Porträt der Künstlerin Toyen, Marie Čermínová, 1902–1980, um 1919

 

Ekstatischer Körper mit Modeselektor

Ein zuckender Körper im flackernden Licht, kreatürlich wirkende Bewegungen. Wie ein buckeliger Käfer auf zwei Beinen rekelt sich der Tänzer Corey Scott-Gilbert in sich wiederholenden Mustern, bis das nächste musikalische Motiv einsetzt, die Klänge in neue Bewegungsabläufe transformiert werden. 

Das Berliner Duo Modeselektor steht eigentlich für harte, elektronische Beats, verzerrt heulende Synthesizer, aber auch für anspruchsvolle Liveshows. Diese Energie kommt auch in einem kunstvollen Performancefilm zum Tragen. Für das vor ziemlich genau einem Jahr erschienene Album "Extended" haben die beiden Musiker in Zusammenarbeit mit Scott-Gilbert, Krsn Brasko und Tobias Staab das Video "Work" produziert. Und dieses Visual Album hat es in sich. Was anfänglich wie ein spontaner, gestischer Ausdruckstanz wirkt, entpuppt sich als minutiös durchgeplante Choreografie, als fast schon mechanischer Ablauf einer nicht enden wollenden Spirale aus Streben und Widerstreben, aus Kampf und Kapitulation, Abkehr und Wiederkehr.

Die minimalistische Szenerie, eine Halle im schwachen Dämmerlicht, und der spartanische Einsatz von Requisiten lenken den Blick dabei voll und ganz auf Scott-Gilbert. Bis auf einige wenige Szenen begleitet die Kamera den Tänzer in seinen kraftvollen Bewegungsabläufen, zeigt, wie er sich aufbäumt, wütend, verzweifelt in die Leere der Einsamkeit schreit. Aber auch, wie der muskulöse Körper mit dem Abebben der Rhythmen für einen Ruhemoment von wenigen Sekunden in sich gekehrt verharrt, um anschließend in die nächste audiovisuelle Metamorphose überzugehen. "Work" ist düster und wirkt fast wie ein tänzerisches Martyrium, ein Requiem für den Glauben an Erlösung.

"Modeselektor presents: Work", Arte-Mediathek, bis 8. Oktober

"Modeselektor presents: Work", 2021
Foto: Birgit Kaulfuß

"Modeselektor presents: Work", 2021


Das Luma in Arles - Kulturleuchtturm oder Fremdkörper?

Als Maja Hoffmann, Miterbin des Hoffmann-La Roche-Pharmakonzerns, 2010 das rund elf Hektar große Gelände des ehemaligen Reparaturwerk der französischen Eisenbahn in Arles kaufte, gab es skeptische Stimmen: Was würde die Schweizer Sammlerin mit der Brache inmitten der Arbeiterstadt anstellen? Vergangenes Jahr eröffnete sie mit ihrer Luma Foundation dann ein riesiges Kulturzentrum auf dem einstigen Industrieareal, in dessen Mitte ein spektakulärer Turm von Architekt Frank Gehry steht.

Eine halbstündige Fernsehreportage zeichnet ein Bild dieses ambitionierten Projektes. Maja Hoffmann kommt zu Wort, Gehry, die Architektin Annabelle Selldorf, die die ehemaligen Werkhöfe in Ausstellungshallen verwandelte, der Künstler Carsten Höller, der eine Rutsche für den Gehry-Tower entworfen hat. Erfreulicherweise äußern sich auch ehemalige Arbeiter des Reparaturwerks, die den Zweifel äußern, inwiefern auch sie mit dieser Institution angesprochen werden. Einer stellt ganz richtig fest, dass die Ausstellungshallen im Bestand ziemlich gelungen sind, aber dieser Turm ... Es ist auch erhellend, Annabelle Selldorf sprechen zu hören, die sich in all ihren Projekten im Namen der Kunst maximal zurückhält - im Vergleich zu einem sogenannten Stararchitekten, der immer noch spektakulärer bauen und dabei wiedererkennbar sein muss. 

"Von der Fabrik zur Kunst – Das Luma in Arles", Arte-Mediathek, bis 3. Juni

Luma Tower von Frank Gehry, 2021, Luma Arles, Parc des Ateliers, Arles
Foto: © Adrian Deweerdt

Luma Tower von Frank Gehry, 2021, Luma Arles, Parc des Ateliers, Arles


Andy Warhol zum Binge-Watchen 

Andy Warhol war niemals out, die "Warhol-Mania" ist längst nicht versiegt. Und trotzdem versucht nun eine Netflix-Serie, Andy dem Großen ein Comeback zu verschaffen. "The Andy Warhol Diaries" geht von den Tagebucheinträgen aus, die die Pop-Art-Ikone von 1976 bis 1987 täglich einer Freundin diktierte. Dabei hangelt sie sich an Textpassagen entlang, die von einer emotionslosen, vermeintlich Andy Warhols Stimme imitierenden K.I. nachgesprochen werden. Unterlegt sind die Worte mit einem Konvolut aus Bild- und Videomaterial aus den Archiven der Andy Warhol Foundation, von deren Nutzung jedes Museum nur träumen kann.

Warhols Platz in der Kunstgeschichte ist heute gesichert, vor allem aber ist er ein popkulturelles Phänomen, eine Symbolfigur der USA: vervielfältigt, in alle Welt verschifft und tausendfach konsumiert. In "The Andy Warhol Diaries" sehen wir Warhols Hadern damit, nur als das gesehen zu werden: als popkulturelle Referenz, und nicht als vollwertiger Künstler wie etwa Jasper Johns oder Robert Rauschenberg. 

Der Versuch der Filmemacher, Warhol nahbar erscheinen zu lassen, scheitert allerdings an der Computerstimme. Die nachgestellten Szenen sind kitschig und wirken etwas überflüssig. Die Hälfte der Zeitzeuginnen und -zeugen erzählen wahlweise, wie wichtig Warhol ihnen oder wie wichtig sie Warhol gewesen seien und flimmern wie Motten im Scheinwerferlicht ihres Idols. Nur einer der Interviewten spricht offen von Warhols Dunstkreis als "Versailler Hofstaat", er erwähnt Intrigen und Missgunst.

Trotz alldem bleibt die etwas überhypte Serie sehenswert, nicht zuletzt wegen der originalen Privataufnahmen. Und weil zwischendurch Warhols eigene Stimme auftaucht, die süffisant betont, dass all das Maskerade ist. Auch 35 Jahre nach seinem Tod hat Warhol noch die Erzählung über sein Leben in der Hand.

Eine ausführliche Rezension zu "The Andy Warhol Diaries" lesen Sie hier.

The Andy Warhol Diaries", auf Netflix



Die Kunst, die Natur und wir - eine Krisenintervention 

"Kunst kann weder den Klimawandel aufhalten, noch verhindern, dass der Regenwald abgeholzt wird", heißt es wenig erbauend am Anfang der Dokumentarreihe "Die Natur und wir - eine Kunstgeschichte". Doch der britische Regisseur Ben Harding legt Wert darauf, dass uns die Kunst eine Menge über das Verhältnis des Menschen zu seiner Umwelt lehren kann - und auch in der derzeitigen ökologischen Krise eine Betrachtung lohnt.

In drei Folgen, die sich von der Steinzeit und den ersten Höhlenzeichnungen bis in die Gegenwart arbeiten, geht es um Bilder von Natur und der unterschiedlichen Philosophien, die dahinterliegen. Zeugten prähistorische Kunstwerke vor allem von Respekt und Ehrfurcht gegenüber einer gefährlichen, aber auch nährenden Natur, setzte sich spätestens mit dem Siegeszug des Christentums in vielen Gesellschaften die Auffassung vom Menschen als "Krone der Schöpfung" durch. Man wollte die Natur verstehen, aber man wollte sie auch beherrschen. Diese Haltung beeinflusste auch die Kunst, in der die Natur meist nach menschlichem Gutdünken gestaltet wurde, und in der ab dem späten 19. Jahrhundert vor allem Fortschritt und Technisierung zelebriert wurden. 

Die Schattenseiten dieses Umweltverständnisses zeigen sich in der gegenwärtigen rasanten Klimaerwärmung und den erschöpften Ressourcen unseres Planten. Und so fragen sich auch immer mehr Künstlerinnen und Künstler, wie sie die verlorene Verbindung zur Natur wieder aufnehmen und einen behutsameren Umgang mit lebenswichtigen Ökosystemen gestalten können. "Die Natur und wir - eine Kunstgeschichte" lässt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlerinnen zu Wort kommen, die detailreich darlegen, warum wir als Menschen dazu neigen, unseren eigenen Lebensraum zu zerstören und wie wir aus der derzeitigen Öko-Krise wieder herauskommen könnten. Außerdem werden Menschen aus indigenen Kulturen vorgestellt, die noch immer versuchen, wie ihre Vorfahren im Einklang mit ihrer Umgebung zu leben. Die passenden Kunstwerke wirken da manchmal fast wie Staffage für die Thesen der Befragten, doch trotzdem machen sie klar, dass auch Bilder bestimmen, wie wir das wahrnehmen, was um uns herum existiert.

"Die Natur und wir - eine Kunstgeschichte", drei Folgen, Arte-Mediathek, bis 30. August

"Die Natur und wir - Eine Kunstgeschichte", Filmstill
Foto: Arte

"Die Natur und wir - Eine Kunstgeschichte", Filmstill


Visuelle Trips mit M.C. Escher 

M.C. Eschers psychedelische Bilder passen so gut zum Kiffen wie Chips und Coca Cola, in ihnen ist die Welt so flüssig wie auf einem LSD-Trip. Es ist daher kaum verwunderlich, dass der niederländische Grafiker in den 60er-Jahren regelmäßig Briefe von Hippies in London oder San Francisco erhält, die "dem wunderbar verrückten Meister" und "der vollkommenen Quelle des Wahnsinns" huldigen möchten. Allerdings stoßen sie auf wenig Gegenliebe. "Ich verstehe einfach nicht, warum die heutige außer Kontrolle geratene Jugend meine Arbeit so schätzt, aber nach einer Weile wird es anstrengend", notiert Escher in seinem Tagebuch.

Zeichnungen von Treppen, die gleichzeitig hinauf- und hinabführen; Metamorphosen von Fischen zu Vögeln zu abstrakten Ornamenten; Bäche, die bergauf fließen – mit optischen Täuschungen und unmöglichen Figuren wurde der 1898 in Leuwaarden geborene Maurits Cornelis Escher zum gefeierten Popstar. Wie er selbst auf sein Schaffen blickte, zeigt die Dokumentation "M.C. Escher - Reise in die Unendlichkeit", die ihn anhand von Tagebucheinträgen, Briefen und Vorträgen zu Wort kommen lässt (Erzähler in der Deutschen Synchronisation: Matthias Brandt).

Regisseur Robin Lutz bettet Eschers Biografie in die Zeitgeschichte ein, den erstarkenden Nationalsozialismus und Antisemitismus, den Krieg, die Hungersnöte in den Niederlanden. Ausführlich kommen auch Eschers Kinder zu Wort. Immer wieder aber durchbricht er das Dokumentarische mit liebevollen Spielereien, erweckt er Eschers berühmteste Werke mittels Animationen zum Leben.

Escher selbst begeisterte sich für den Animationsfilm, für die Übergänge vom Einzelbild zum Bewegtbild, vom Zweidimensionalen zum Dreidimensionalen. Sein Interesse sei dabei nie ästhetischer, stets mathematischer Natur gewesen, betonte er. "Vernünftige Menschen dürfen das gerne für belanglos halten."

"M. C. Escher - Reise in die Unendlichkeit", 3-Sat-Mediathek, bis 19. April

Künstler MC Escher vor einem seiner psychedelischen Werke
Foto: Mfa-Film/ © The M. C. Escher Company B.V.- Baarn – the Netherlands

Künstler M.C. Escher vor einem seiner psychedelischen Werke


Worte finden für das Unsagbare

Viele Menschen fühlen sich angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine hilf- und sprachlos. Dass Austausch jedoch besser als Schweigen ist, nimmt die Video-Sammlung "#Ukraine #notspeechless" in der Arte-Mediathek zum Ausgangspunkt. In einminütigen Statements kommen Kulturschaffende aus der Ukraine zu Wort, die ihre Situation schildern, oder wie die Rapperin Alyona Alyona Hilferufe aussenden. Zu sehen sind aber auch internationale Künstlerinnen und Künstler wie Ragnar Kjartansson, Marina Abramovic und Shirin Neshat, die den vom Krieg betroffenen Menschen ihre Solidarität ausdrücken. 

Darüber, was solche symbolischen Statements während einer humanitären Katastrophe tatsächlich bringen, kann man sicher streiten. Aber die gesammelten Videos zeigen ein Bedürfnis der Kulturszene, sich zu äußern und ihre Bestürzung zum Ausdruck zu bringen. Vielleicht ist es auch eine Stärke der Kunst, Worte für das Unsagbare zu finden. 

#Ukraine #notspeechless - Künstler:innen beziehen Position", Arte-Mediathek, bis 28. August

Die ukrainische Rapperin Alyona Alyona in #notspeechless
Foto: Arte

Die ukrainische Rapperin Alyona Alyona in #notspeechless


Ike White - Vergessener Star des Funk 

Den Namen Jimi Hendrix kennt jeder halbwegs kulturinteressierte Mensch, bei Ike White dürften die meisten dagegen eher ratlos die Schultern zucken. Dabei hielten Musikerkollegen den Gitarristen für nicht weniger begabt als den weltberühmten Hendrix. Die sehenswerte Dokumentation "Super Duper Plastic Man - Die vergessene Funk-Legende Ike White" zeichnet die ziemlich unglaubliche Karriere des Musikers nach, die im Gefängnis begann, wo er seit seinem 19. Lebensjahr wegen des Mordes an einem Ladenbesitzer bei einem Raubüberfalls einsaß (er sprach von einem Unfall).

In Haft begann er, Songs zu schreiben, und der Produzent Jack Goldstein erwirkte, dass er aus dem Gefängnis 1974 sein erstes Album veröffentlichen konnte. 1978 wurde er trotz lebenslanger Haftstrafe auf Initiative von Stevie Wonder freigelassen. Doch ein Superstar wie geplant wurde er nie. Der Film erzählt von einem Leben der Widersprüche und arbeitet langsam und detektivisch die unterschiedlichen Identitäten des Ike White nach seiner Haft heraus. Die einzige Konstante bleibt die Musik. 

"Super Duper Plastic Man - Die vergessene Funk-Legende Ike White", 3-Sat-Mediathek, bis 20. Mai

Musiker Ike White
Foto: 3 Sat

Musiker Ike White


Ratschläge von den Besten 

Mit guten Ratschlägen von einer Generation zur nächsten ist das so eine Sache. Oft kommen diese nämlich ungefragt, zur Unzeit oder ohne viel Interesse an den eigenen Zielen des Nachwuchses. Wenn aber die besten Künstlerinnen und Künstler ihrer Disziplinen ihre Weisheit teilen, lohnt es sich zweifellos zuzuhören. Das dänische Louisiana Museum hat auf seinem (ohnehin exzellenten) Online-Kanal prominente Kreative aus Kunst, Literatur und Musik gefragt, was sie jungen Künstlerinnen und Künstlern mit auf den Weg geben wollen. Dabei sind unter anderem Kiki Smith, Rachel Cusk, Martin Parr, Alvin Queen und Kengo Kuma.

Wer sich Patentrezepte für künstlerischen Erfolg erhofft, wird enttäuscht werden, denn natürlich lässt sich eine Karriere nicht so einfach wiederholen. Doch was in den Kurzinterviews immer wieder auftaucht: Kunst ist harte Arbeit, und man muss immer weitermachen, egal, wie viel Widerstand und Desinteresse einem entgegenschlägt. "Hör auf dein Werk und lass es sich entwickeln", sagt Bildhauerin Kiki Smith. Nicht du formst die Kunst, sie formt dich. 

"Advice To The Young", Louisiana Channel



Elfie Semotan, Fotografin 

"Ich habe gelernt, mich zu verteidigen", sagte die österreichische Fotografin Elfie Semotan 2021 im Monopol-Interview. Gemeint hat sie damit ihre Rolle im Mode-Business, in dem Frauen lange vor allem als Model gut aussehen sollten und nicht unbedingt als eigenständig Kreative vorgesehen waren. Auch als Ehefrau des Künstlers Martin Kippenberger wurde sie vom Kunstbetrieb immer wieder in die Rolle der Begleiterin gesteckt. Semotan, die im vergangenen Jahr 80 Jahre alt wurde, war stilbildend durch ihren Anspruch, Mode nicht nur repräsentativ darzustellen, sondern diese künstlerisch zu inszenieren und teilweise auch mit kritischer Distanz zu betrachten. Ihre erste Museumsausstellung in Wien im dortigen Kunst Haus zeigte im Sommer 2021 einen Überblick ihrer Arbeiten, die nicht nur Mode- und Werbefotografie umfassen, sondern auch Stillleben und Landschaftsfotografie. Die Künstlerin lebt heute in Wien, im Burgenland und in New York. 

Der Dokumentarfilm "Elfie Semotan, Photographer" folgt seiner Protagonistin an all diese Orte und zeigt sie bei Fotoshootings, beim Sichten ihres Archivs und bei Spaziergängen in der Natur. Es bleibt der Eindruck einer Künstlerin, die sich von den glamourösen Oberflächen der Modewelt nicht beeindrucken lässt und mit viel Empathie, Akribie und Vorstellungskraft an ihre Arbeit geht. Der Titel des Films ist bezeichnend: "Elfie Semotan, Photographer". Genau das will sie sein. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

"Elfie Semotan, Photographer", 3-Sat-Mediathek, bis 29. Juli

Elfie Semotan bei einem Shooting 
Foto: Navigator Film

Elfie Semotan bei einem Shooting 


Lesbische Liebe in der DDR

"Jeder hat um sich herum eine Mauer gebaut", erzählt eine der Protagonistinnen aus dem Film "Uferfrauen" von 2020. "Darin haben dann alle gemacht, was sie für richtig hielten. Aber draußen wusste man ja nie, wer mithört." Die Regisseurin Barbara Wallbraun erzählt in ihrer berührenden Dokumentation eine wenig bekannte Geschichte: die von lesbischer Liebe in der DDR. Sie lässt sechs Frauen zu Wort kommen, die von ihren Erfahrungen und Kämpfen um Selbstbestimmung berichten. Alle Biografien sind unterschiedlich, aber sie eint die Erinnerung daran, die eigenen Gefühle immer verstecken zu müssen und sowohl vor der eigenen Familie als auch vor der Staatsmacht und der Stasi auf der Hut sein zu müssen.

"Uferfrauen" ist ein unaufgeregter Film, der von seinen nahbaren und reflektierten Protagonistinnen lebt. Er erzählt ein Stück Zeitgeschichte, in dem das Private und das Politische eng verzahnt waren. Aber er ist auch eine universelle Geschichte über Liebe und Solidarität.  

"Uferfrauen - Lesbisches L(i)eben in der DDR", auf Mubi

"Uferfrauen", Filmstill
Foto: Mubi

"Uferfrauen", Filmstill