Christian Boltanskis "The Missing House" in Berlin

Das, was fehlt, soll bleiben

Im Jahr 1990 schuf Christian Boltanski mit "The Missing House" ein Werk für Berlin, das nur im Umbruch nach der Maueröffnung realisierbar war. Heute steht es endlich unter Denkmalschutz. Unsere Autorin erinnert an ein besonderes Projekt

Berlin, Große Hamburger Straße, unweit des Hackeschen Marktes. Regelmäßig verweilen Touristengruppen auf Höhe der Hausnummer 15/16 und betrachten die Lücke zwischen zwei leicht zurückgesetzten Häusern. In Berlin sind Häuserlücken wie diese inzwischen tatsächlich ein seltener Anblick.

Doch im Fokus des Interesses stehen hier 24 Schilder an den beiden Brandmauern. Auch von der Straße aus sind darauf jeweils eine Zeitspanne, ein Name und ein Beruf zu erkennen: "1930-1942 J. Schnapp Beamter; 1930-1945 G. Gottlieb Masseur; 1932-1934 T. Gaworzewska Klavierlehrerin; 1934-1945 A. Feldhaus Sprengmeister; 1938-1943 D. Poznanski Friseur; 1941-1945 Hirchner Feldwebel; …".

Vor Ort gibt es keine weiteren Informationen zu den Schildern. Nur die zum Teil sehr kurzen Zeitspannen zwischen 1930 und 1945 sind ein Hinweis darauf, dass es sich nicht um Lebensdaten, sondern vermutlich um die Zeit handelt, in der die genannten Personen hier gelebt haben.

Lebenszeit, Identität, Körper, Tod und Trauer

Bei dem Ensemble handelt es sich um "The Missing House" von Christian Boltanski. Die Werke des 1944 geborenen und 2021 verstorbenen französischen Künstlers verhandeln die Vergangenheit und ihre Rekonstruktion. Zentrale Themen sind Lebenszeit, Identität, Körper, Tod und Trauer. Seit den 80er-Jahren setzte er sich explizit mit dem nationalsozialistischen Massenmord auseinander. Auch sein fehlendes Haus in Berlin thematisiert die NS-Zeit, Judenverfolgung und die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg.

Die Entstehungsumstände der Berliner Arbeit sind einzigartig: Realisiert im Sommer 1990 war sie Teil des Ausstellungsprojektes "Die Endlichkeit der Freiheit". Ein Projekt, das die Nahtstelle der Systeme im noch nicht wiedervereinten Berlin künstlerisch kommentierte. Die Idee, die Berliner Grenzsituation mit im Ost- und Westteil installierten Kunstwerken zu reflektieren, entstand schon im Jahr 1986 zwischen Rebecca Horn, Jannis Kounellis und Heiner Müller. Eine Wiedervereinigung hielt der zu diesem Zeitpunkt für realitätsfern. Initiativen zur Realisierung wurden in Ost-Berlin gleich abgeblockt.

Im November 1989 nahmen Rebecca Horn und Kurator Wulf Herzogenrath die Idee einer Ausstellung im öffentlichen Raum wieder auf und realisierten sie mit Christoph Tannert und Joachim Sartorius. Bereits am 31. August 1990 eröffnete "Die Endlichkeit der Freiheit“ mit Werken internationaler Künstlerinnen und Künstler in beiden Teilen Berlins. Der von Heiner Müller formulierte doppeldeutige Titel spiegelte die Ambivalenz der Zeit, vermischte Euphorie mit Skepsis: "Endlich Freiheit" implizierte die Freude über den politischen Umbruch; "Endlichkeit" reflektierte zugleich deren zeitliche Beschränktheit.

Kein bleibender Eindruck von Ost-Berlin

Es war das einzige Ausstellungsprojekt dieser Größenordnung, das 1990 von BRD und DDR gemeinsam finanziert und realisiert wurde. Der Spiegel nannte sie die "wichtigste Ausstellung" des Jahres. Hans Haacke zögerte den Abriss eines Wachturms im Todesstreifen vertraglich hinaus und verfremdete ihn mit einem Mercedes-Stern. Via Lewandowsky, der einzige in der DDR geborene Teilnehmer, verdeckte das Mosaik im Rundgang der Siegessäule mit Styropor. Ilya Kabakov errichtete zwei Korridore mit Sätzen der Angst auf dem damals noch leeren Potsdamer Platz.

Rebecca Horn wählte einen Raum in der Stresemannstraße am Potsdamer Platz – einen noch wenige Monate zuvor für Bürgerinnen und Bürger der DDR unerreichbar inmitten der Grenzanlage liegenden Ort, einen Stellvertreter für die Gefahren und die Bedrohlichkeit der Teilung. Giovanni Anselmo zog sich in zwei Wohnungen zurück .

Christian Boltanski war von Beginn an als teilnehmender Künstler gesetzt und laut Wulf Herzogenrath "sofort bereit" am Projekt teilzunehmen. 1974/75 war er als Gast des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) in West-Berlin gewesen. Ost-Berlin besuchte er in dieser Zeit nur einmal, wobei dies bei ihm keinen bleibenden Eindruck hinterlassen habe.

Die Menschen in den verschwundenen Häusern

Am 14. Mai 1990 kam er mit einer konkreten Vorstellung in die Stadt: Er war fasziniert davon, dass so manche Straße Berlins in Teilen ausradiert war, ob bedingt durch den Zweiten Weltkrieg oder den Mauerbau. Mit kleinen Schildern an den noch vorhandenen Häusern auf Ost- und Westseite wollte er an die Menschen, die einst in den verschwundenen Häusern lebten, erinnern. Doch die Vorstellung, dass ausländischen Bewohnerinnen und Bewohner eine solche Beschriftung hätten missverstehen können, erschreckte ihn. Herzogenrath erinnert sich, dass Boltanski nach dem ersten Besuch "richtig frustriert“ gewesen sei und noch am selben Abend nach Paris zurück reiste. 

Bei einem zweiten Besuch erkundete er mit zwei Studierenden den sich täglich verändernden Mauerstreifen. Christiane Büchner und Andreas Fischer waren 1990 Teil der Freien Klasse an der Hochschule der Künste. Fischer sprach Französisch, Büchner hatte einen grasgrünen Lada mit roten Sitzen: "So sind wir zu Boltanski gekommen und mit ihm durch die Stadt gefahren." Über 100 Fotos sind bei diesen Streifzügen entstanden: Vom Streichelzoo in Kreuzberg, wo Boltanski eine Ziege fütterte und vorbei an einem Transparent, das verkündete: "Widerstand in Ost & West: Gegen Nazis wehrt euch jetzt“.

Schließlich traf die Gruppe in Ost-Berlin auf die Häuserlücke in der Großen Hamburger Straße. "Er ist da reingelaufen und fand das großartig" erinnert sich Büchner. "Diese Amputation, die sichtbar macht, was passiert ist. Und niemand hat sich je die Mühe gemacht, das zu heilen."

Das Chaos als Vorteil

Seiner Faszination verlieh Boltanski durch einen Rechercheauftrag Ausdruck: Christiane Büchner und Andreas Fischer sollten alles über die Bewohnerinnen und Bewohner des Hauses zwischen 1930 und 1945 herausfinden. "Es war bewusst ab 1930 und nicht ab 1933“, erläutert Büchner. "Er wollte es nicht nur mit den Nationalsozialisten in Verbindung bringen.“ Büchner und Fischer stellten knapp 1000 Arbeitsstunden in Rechnung und unterstützen Boltanski bei der Realisierung der Arbeit. Im Ausstellungskatalog von 1990 sind sie entsprechend nicht nur als Assistenten, sondern als Mit-Urheberinnen genannt.

Grundlage für ihre Recherchen bildete ein Berliner Telefonbuch, das nach Adressen sortiert war. Sie suchten Antiquariate, Bibliotheken und Archive auf, schrieben nach Yad Vashem in Tel Aviv und sichteten Bauakten in der Staatsbibliothek in Ost-Berlin. Die Umbruchsituation in Berlin führte im Sommer zu ungeklärten Zuständigkeiten und trug entscheidend zum Gelingen der detaillierten Recherche bei: "Wir gingen in Archive rein und die Leute sagten: Wir wissen auch nicht, was wir euch erlauben dürfen, weil wir gar nicht wissen, wem wir unterstellt sind‘“, erinnert sich Büchner. "Das war ein Vorteil, weil wir quasi alles durften.“

Die beiden sammelten alles, was sie an Material zum Haus finden konnten, sendeten Boltanski Unterlagen per Post, und standen über Telefon und Fax mit ihm im Austausch. In den Monaten der Ausstellungsvorbereitung entstanden Lebensbilder voll erschreckender Nähe – auch durch Gespräche mit Nachfahren und Zeitzeuginnen, die sich zum Teil noch an ihre einstigen Nachbarinnen und Nachbarn erinnern konnten.

Der jüdische Friedhof als Massengrab für Soldaten

Im Zuge der Recherchen erfuhren sie zudem, dass die Große Hamburger Straße einst "Toleranzstraße“ genannt wurde, da hier drei Religionen auf engstem Raum verortetet waren: Auf dem angrenzenden Areal der Hackeschen Höfe lebten in den 30er-Jahren überwiegend Menschen jüdischen Glaubens. Wenige Meter neben der jüdischen Knabenschule steht die evangelische Sophienkirche und ihr gegenüber das katholische St. Hedwigs-Krankenhaus.

Anwohner erinnerten sich noch im Jahr 1990 an Kooperationen der katholischen Schwestern mit jüdischen Bürgern sowie an Demonstrationen im März 1943 vor einem Altersheim. Über 50.000 Menschen wurden von dort deportiert. Die Transporte führten nach Theresienstadt und weiter nach Auschwitz. Der älteste jüdische Friedhof Berlins, von 1672 bis 1827 in Benutzung wurde 1943 auf Befehl der Gestapo völlig zerstört und diente 1945 als Massengrab für gefallene Soldaten und Zivilisten.

1911 erbaut wurde das Haus in der Großen Hamburger Straße 15/16 in der Bombennacht vom 3. Februar 1945 teilweise zerstört. Vor dem Krieg wurde es vor allem von jüdischen Familien bewohnt, die deportiert wurden. "Die Leute mussten erst die Vermögensakten ausfüllen, wurden dann deportiert und mussten unterschreiben, dass das, was sie da angegeben haben, jetzt dem Deutschen Reich gehört", erläutert Büchner. "Das war aufwühlend, diese Dinge in der Hand zu haben." Zeitungen, Bombenberichte, Vermögensakten der Oberfinanzdirektion im Landesarchiv, Brandakten der Feuersozietät, "Stammbäume" des Reichssippenamts sowie Deportationsakten im Landesarchiv stützten die Recherche.

Die alte Tradition von Vanitas

Ein Gestapo-Schreiben vom 4. November 1942 belegt, dass der Bewohner Julian Schnapp sein Vermögen genauestens auflisten musste. Die Wohnung wurde mit einem blauen Pfandsiegel versehen, nachdem die Familie nach Theresienstadt "abgeschoben" wurde – so ist es auf der Mitteilung des Finanzamtes vom 17. Juli 1944 vermerkt. Schnapp war ein wichtiges Mitglied der jüdischen Gemeinschaft im Viertel. Er wohnte in der 4. Etage, wurde 1943 deportiert und kam nie zurück.

Nichtjüdische Deutsche zogen in die Wohnungen, die dann durch die Bombe am 3. Februar 1945 getötet wurden. Es gab eine Überlagerung der Opfer an ein und demselben Ort. Christian Boltanski formulierte am 10. Juli 1990 auf einem internen Fax: "Das Schicksal hat an diesem Tag Menschen aus Gebäude B ausgewählt; Gute oder Schlechte, Junge oder Alte, Feinde oder Freunde waren gleich im Tod." Im September 2018 trafen wir uns in Paris. Im Interview betonte er, dass es dieser Aspekt der Schicksalsgemeinschaft war, der ihn interessiert hat: "Es ist die alte Tradition von Vanitas. Mich interessierte immer diese Idee des Zufalls."

Bei den final gewählten 24 Namen handelt es sich um die, zu denen das meiste Material gefunden wurde. Die schwarze Rahmung der Informationen auf den weißen Schilder erinnert an in Tageszeitungen veröffentlichte Traueranzeigen, aber auch an die zu DDR-Zeiten übliche Bewohnertafel im Hauseingang sowie an französische Straßenschilder, die dort an Hausfassaden befestigt sind.

Eine Kathedrale im Freien

Die Schilder an den noch stehenden Hausteilen konstruieren bis heute den fehlenden Hausteil B und wecken die Empathie der Betrachtenden: "In diesem Haus könnte auch ich bzw. meine Eltern oder Großeltern gelebt haben…". Dieser Aspekt wurde rezeptionsästhetisch gestützt, da Besuchende im September 1990 in die Lücke hineintreten konnten und sie durch ihre körperliche Anwesenheit mit ihren Fragen, Gedanken und Assoziationen füllten. Gedächtniswände, Dokumente und Eigeninitiative der Betrachter würden, so Boltanski im Jahr 2007, einen "Gedächtnisraum“ bilden.

Das Projekt "Die Endlichkeit der Freiheit“ sah je zwei Kunstwerke im Ost- und Westteil Berlins vor. Wer im Sommer 1990 mit der S-Bahn Linie 3 zum Lehrter Stadtbahnhof fuhr, traf auf dem ehemaligen Ausstellungsgelände der Berliner Gewerbeausstellung auf zwei dicht gestellte Fünferreihen aus Glasvitrinen, in denen die von Büchner und Fischer recherchierten Dokumente zu den Personen aus der Hamburger Straße unter dem Titel "The museum" als Kopien oder als Originalabzüge ausgestellt waren.

Einst Schauplatz wichtiger Ausstellungen und glänzender Künstlerfeste war das Gelände 1990 städtebauliche Brache. Mitten in Berlin gelegen, strahlt der Ort bis heute die Ruhe und Aura eines Friedhofes aus. Hochgewachsene Bäumen formen eine Kathedrale im Freien. Eine große Steintreppe führt zurück in die Geschichte des Geländes. Wie in der Großen Hamburger Straße nutzt Boltanski ein architektonisches Fragment, das auf etwas Dagewesenes verweist. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass es sich um ein ehemaliges Ausstellungsgelände handelt, wirft der Titel der Installation "The museum" die Frage nach der Ausstellungswürdigkeit menschlicher Einzelschicksale auf: Wer entscheidet darüber, wessen Geschichte wo und in welchem Kontext vermittelt wird? Diese Überlegungen beschäftigten auch Boltanski immer wieder.

Beide Orte unbebaut

Für Kurator Wulf Herzogenrath war Boltanskis Beitrag für das Ausstellungsprojekt "Die Endlichkeit der Freiheit“ rückblickend gar "der Idealste, weil er sowohl West wie Ost miteinander verband, aber dann noch Geschichte und Ausstellungsgeschichte sichtbar machte.“ Auch wenn Boltanski sich nicht direkt mit der aktuellen Situation in Berlin im Sommer 1990 auseinandergesetzt hat: Beide Beiträgen thematisieren Berliner Stadtgeschichte, die bis zum Kriegsende 1945 eine gemeinsame war und gehen zeitlich zurück zum Ursprung der Teilung, zum Ursprung des Kalten Krieges, dem Ausgangspunkt der geteilten Stadt.

Mit der erneuten Zäsur des Jahres 1989/1990 stellte sich zudem die Frage, wie die Stadt Berlin sich verändern und etwa die vorhandenen Leerflächen nutzen würde – ausgerechnet die beiden von Boltanski gewählten Orte sind bis heute unbebaut. Zum anderen thematisiert das Werk indirekt den künftigen Umgang des wiedervereinten Deutschlands mit seiner gemeinsamen Geschichte.

Liest man "The Missing House" und "The museum" vor dem Hintergrund der bevorstehenden Wiedervereinigung als ein erstes, zunächst ephemer gedachtes Denkmal für die gemeinsame Geschichte Berlins und für die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts im wiedervereinten Berlin, so muss dies vor dem Hintergrund zweier deutscher Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg bis 1989 geschehen: Jahrzehntelang bestanden in der geteilten Stadt zwei Gedenkkulturen mit gewichtigen Unterschieden, aber auch manchen Parallelen.

"Eines Tages, bevor ich sterbe, wünschte ich, das zu machen"

Erst nach dem Fall der Mauer hätten, so Stefanie Endlich 2007, wesentliche Elemente beider Sichtweisen in gemeinsame, umfassende und wissenschaftlich fundierte Darstellungsformen überführt und die politisch bedingten Einseitigkeiten der früheren Jahrzehnte weitgehend überwunden werden können.

Im Pressespiegel von 1990 findet sich keine negative Kritik zu Boltanskis Arbeit, die "zweifellos zu den eindrucksvollsten Beiträgen" des Ausstellungsprojektes gehört habe. Die Auseinandersetzung würde überzeugen und nachdenklich stimmen. "Nachhaltigen Eindruck" werde die Arbeit hinterlassen. Auf Bitten der Nachbarn bemühte man sich 1990 um die Einwilligung Boltanskis, die Schilder vorerst nicht wieder zu entfernen.

Die Mietshausanlage Große Hamburger Straße 15-16 und das Kunstwerk "The Missing House“ von Christian Boltanski sind mit Fortschreibungsdatum vom 5. August 2021 als Baudenkmale in der Denkmalliste Berlin eingetragen worden – wenige Wochen nach Boltanskis Tod. Boltanski hätte eine Unterschutzstellung begrüßt, wie er mir gegenüber im Jahr 2018 äußerte: "Eines Tages, bevor ich sterbe, wünschte ich, das zu machen."

Stolperstein und Schild am Haus

Auch das Erbe des einzigartigen Ausstellungsprojektes "Die Endlichkeit der Freiheit“ ist somit bewahrt – denn "The Missing House" ist die einzige der 1990 im öffentlichen Raum installierten Arbeiten, die sich über die Laufzeit der Ausstellung hinaus erhalten hat.

Im Jüdischen Museum in Paris realisierte Boltanski ein Werk, das die Idee von "The Missing House“ aufgreift: "Les Habitants de l’hotel de Saint-Aignan en 1939". In einem Hof kleben Zettel an der Wand, mit Namen von 80 Juden und Nichtjuden, die 1939 im Haus gelebt haben. Ergänzt sind sie um biografische Angaben zum Geburtsort, den Beruf sowie zum Teil dem Datum des Abschiebekonvois. Im Jahr 2018 wurde die Arbeit zuletzt restauriert.

In der Großen Hamburger Straße ist "The Missing House" inzwischen durch ein Tor geschützt, hinter dem sich die Fahrräder der aktuellen Bewohner aneinanderreihen. Auf dem Fußweg liegt ein Stolperstein für Herbert Budzislawski, der als Mitglied der Widerstandsgruppe Herbert Baum am 7. September 1943 hingerichtet wurde. An der Brandmauer wird an seine Mutter Hedwig Budzislawski erinnert, die als Geflügelhändlerin von 1933 bis 1942 im Haus lebte. Eine im Zuge der Recherchen 1990 aus Israel nach Berlin gesandte Karteikarte verzeichnet sie als "Am 5.9.42 nach 'Unbekannt'" transportiert.