Kunstmesse

Art Düsseldorf geht in die zweite Runde

Für die Mutigen, für die Jungen, für die Unverbesserlichen: 91 Aussteller gehen auf der Messe Art Düsseldorf in die Offensive

Der Berufswunsch Galerist war noch nie einer, mit dem man seine Eltern beruhigen und dem Anspruch nach "was Solidem" nachkommen konnte. Besonders seit der Lehman-Pleite vor zehn Jahren, die auch die Umsätze auf dem Kunstmarkt einbrechen ließ, sind Galerien für viele ein eher wackeliges finanzielles Standbein. In der Sektion "Post-Lehman" will die Art Düsseldorf deshalb die Mutigen ehren, die nach dem 15. September 2008 trotz allem eine Neugründung gewagt haben. Die ausgewählten Galerien nehmen zu reduzierten Standpreisen an der Messe teil, außerdem wird die beste Post-Lehman-Präsentation prämiert.

Eine der neuen Galerien aus den vergangenen zehn Jahren ist PSM aus Berlin, die Werke von Sophie Erlund, Daniel Lergon und Nathan Peter mitbringt. Der Maler Daniel Lergon wird während der Art Düsseldorf auch außerhalb der Messehalle zu finden sein. In Kooperatio mit der Galerie Christian Lethert sind seine Arbei­ten in einem Pop-up-Raum der Sam­mlung Beutgen in der Wiesenstraße 72 in Oberkassel zu sehen – einer ehe­maligen Ofenfabrik, die sich den Besuchern ganz unsaniert präsentiert.

Jung sind in Düsseldorf nicht nur die Galerien, sondern auch viele der gezeigten Positionen. Eigen + Art aus Leipzig und Berlin hat ausschließlich Künstler dabei, die in den vergangenen zwei Jahren ins Programm aufgenommen wurden. Darunter auch die Leipziger Malerin Kristina Schuldt, die mit ihrem kubistisch zerlegten "Einkaufswagen eine Treppe herabsteigend" in Richtung Marcel Duchamp zwinkert.

Der 1975 geborene Schweizer Künstler Raphael Egil verarbeitet in seiner Malerei die Landschaft seiner Heimat, teils figurativ, teils in abstrakten Streifenbildern. Michael Werner richtet in seiner Kölner Galerie zurzeit Egils erste internationale Ausstellung aus und bietet seine Arbeiten – neben Klassikern wie Sigmar Polke und Per Kirkeby – auch auf der Düsseldorfer Messe an.

Gut die Hälfte der 91 Aussteller kommt im zweiten Jahr der Art Düsseldorf aus Deutschland und den Beneluxstaaten, doch auch internati­onale Gäste finden sich im Rheinland ein. Von den großen Marktnamen ist der New Yorker Galeriegigant David Zwirner dabei, der unter anderem Arbeiten von Isa Genzken, Chris Ofili und Wolfgang Tillmans anbietet.

Aus Athen bringt die Galerie The Breeder Werke von Maria Hasabi nach Düsseldorf, die 2017 mit ihren pinken Performance-Teppichen die flauschigste Documenta-Erinnerung geschaffen hat. The Breeder – von der "New York Times" gerade als Motor der neu erwachten Athener Kunstszene geadelt – ist im Jahr der Lehman-Pleite in spektakuläre ­Fa­brikräume im Stadtteil Metaxourgeio umgezogen und hat sich durch die griechische Finanzkrise gerettet. Mit dem Überleben in ­wirtschaftlich schwierigen Zeiten kennen sich die Gründer George Vamvakidis und Stathis Panagoulis also bestens aus.