Wie auf einem Sockel verwandeln sich Objekte und Figuren, sobald man sie an die Wand hängt: Ich zeige euch hier etwas, das ist von Bedeutung! Allerdings wird heute ja alles Mögliche an die Wand gehängt, weshalb zwischen der an sich pathetischen Geste des Zeigens und der Banalität des Gezeigten häufig eine große Lücke klafft. An dieser Lücke findet Maurizio Cattelan sein Vergnügen.
Der italienische Künstler hat in einer frühen Arbeit seinen Galeristen mit Klebeband an die Wand gehängt und vergangenen Dezember - sehr medienwirksam - Bananen auf der Kunstmesse Art Basel in Miami Beach. Die Geschichte von Pferden, deren Köpfe aus dem Eis eines finnischen Sees ragen, setzte Cattelan 2007 als Skulptur mit einem ausgestopften Pferd um. 2008 hängte er in die Synagoge in Pulheim-Stommeln eine Gekreuzigte im Krankenhemd. Und jetzt hat es das Supermodel Kendall Jenner erwischt.
Neuinszenierung von Kunstwerken
Die 24-Jährige aus dem Jenner/Kardashian-Clan hat für das Cover und eine Modestrecke des "Garage"-Magazins mit Cattelan einige Arbeiten des Künstlers neu inszeniert. Von den von Campbell Addy fotografierten Bildern sind vor allem diejenigen eindrücklich, in denen die US-Amerikanerin aus einem Loch in der Wand schaut, was den Eindruck einer Jagdtrophäe erweckt. Das wiederum lässt an den immer auch leicht frauenfeindlichen Ausdruck trophy wife denken, an eine junge Frau, die sich angeblich an einen häufig älteren Mann heranschmeißt, um ihn auszunehmen.
Und das war wohl auch die Botschaft als der Millionär Peter Brant bei Cattelan ein Porträt seiner Frau Stephanie Seymour in Auftrag gab und von dem Künstler eine Wachsbüste als Jagdtrophäe erhielt. Nun ist Kendall Jenner allerdings das bestverdienende Model der Welt. Vielleicht ist deshalb der Vergleich mit einer Galionsfigur angebrachter.