Museen
Die ersten Stimmen zur Berufung von Bernd Ebert als neuen Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden sind da. Der Kunsthistoriker sei nicht nur "erfreulich jung für das hehre Amt", kommentiert Ingeborg Ruthe in der "Berliner Zeitung", "er kennt sich auch aus mit jedem Pinselstrich und Firnishauch der Alten Meister, deretwegen alljährlich gut drei Millionen Dresden-Besucher aus aller Welt auch die Meisterwerke von Raffael, Rembrandt, Rubens in der Sempergalerie am Zwinger und ebenso vom Romantiker Caspar David Friedrich bis zum Moderne-Hero Gerhard Richter im Albertinum an der Brühlschen Terrasse sehen wollen." Auch Stefan Trinks freut sich in der "FAZ": "Mit seiner Expertise steht Ebert in den Dresdner Beständen reiches Material für Ausstellungen zum Barock parat, doch sind auch weltläufige Vergleiche mit zeitgenössischer Kunst von ihm zu erwarten."
Hans-Joachim Müller regt sich in der "Welt" über die angebliche "Glanzlosigkeit" der Staatlichen Museen zu Berlin auf – und holt zu einem Rundumschlag aus, bei dem kaum eine beteiligte Führungsperson verschont bleibt: gegen Klaus Biesenbach, Dagmar Hirschfelder, gegen Hermann Parzinger als Präsident der übergeordneten Stiftung Preußischer Kulturbesitz sowieso, gegen Anette Hüsch, bevor sie überhaupt ihren Dienst angetreten hat. "Woher dieser seltsam abweisende Charme, den die Staatlichen Museen zu Berlin ausstrahlen? Diese Selbstzufriedenheit, die sie wie ein Schleier umhüllt?" Einigermaßen gnädig schaut Müller nur auf Sam Bardaouil und Till Fellrath ("nicht ungeschickt"), aber niemand leuchtet wie die einstigen Nationalgalerie-Direktoren Peter-Klaus Schuster und Udo Kittelmann. Dass jedes Haus seit 2020 seine eigene Direktion hat, sieht Müller als großen Fehler an: "Inzwischen muss die Arbeitsteilung zu solide bewachten Revieren geführt haben. Was die selbst verordneten Leistungsbilanzen der Neuen Nationalgalerie und des Hamburger Bahnhofs voneinander unterscheiden könnte, ist nicht mehr recht auszumachen. Der Hamburger Bahnhof führt neuerdings Nationalgalerie der Gegenwart im Namen. Wie einem hinter vorgehaltener Hand erzählt wird, finden Konferenzen zwischen den beiden Direktionen nur noch unter Mediatorenregie statt. Das hat der SPK-Präsident nun von der Machtbeschränkung unter seinem Thron, von den hoch komplizierten Organigrammen, von den immer neuen Revisionen raum- und zeitgreifender Masterpläne." Erst im Herbst forderte Cornelius Tittel in der "Welt" den Rücktritt von Klaus Biesenbach.
Performancekunst
50 Dollar kostet der Eintritt zur Anne Imhofs Perfomance "Doom" in New Yorks Park Avenue Amory, berichtet Alex Greenberger auf "ArtNews". Gefallen hat es ihm dennoch nicht: "Ich fühlte mich wie ein weiteres Requisit in Imhofs enrfremdeter Welt, vielleicht eines, das dort gar nicht hingehört. Die meiste Zeit, während ich Imhofs zombifizierten Performern dabei zusah, wie sie herumliefen, Zitate aus der Tanzkritik rezitierten und Selfies machten, fühlte ich überhaupt nichts."
Kunstmarkt
Bernd Klüser schließt nach fast einem halben Jahrhundert seine Galerie. Das Aus treffe die Kunststadt München nur kurze Zeit nach dem Abschied von zwei anderen traditionsreichen Kunsthandlungen, schreibt Susanne Hermanski in der "SZ", der Galerien Thomas und Blau. Gründe für das Ende der Galerie Klüser seien unter anderem "die nachvollziehbare Entscheidung unserer Tochter Julia, als langjährige Mitgesellschafterin, die Galerie nicht weiterzuführen", die "ausufernde Kommerzialisierung des Kunstmarktes", "die absurde Entwicklung bürokratischer Vorschriften" und nicht zuletzt der "Standortnachteil der Münchener Insellage". Münchens Galeristenszene erlebe "in diesen Zeiten zweifelsohne eine Alterswende", so Hermanski, "aber nicht nur 'Exits'. Die nächste und übernächste Generation erprobt ihr Gespür für die Kunst, den Trend, den nächsten Hype und das, was bleibt."
Kulturpolitik
"Kunst braucht Freiheit, auch finanzielle; der Etat, das bin ich!", ruft Schriftsteller Alexander Estis im Deutschlandfunk Kultur angesichts der Kürzungen im Kulturbereich nicht nur in Berlin. "Wir wissen es: Die Kunst geht nach Brot. Aber wenn alle Brot haben, braucht keiner irgendwo hinzugehen. Man kann endlich einfach sitzen bleiben und arbeiten. Ist diese künstlerische Arbeit aber nötig? Nun, die Notwendigkeit und Bedeutung von Kultur, Kunst und Literatur sollte in einer entwickelten Gesellschaft gar nicht erst begründet werden müssen."
Fotografie
Bettina Maria Brosowsky stellt in der "taz" das Halbbildformat vor, eine Nischen-Foto-Technik: "Um Kosten zu optimieren, kam in den 1960ern die Idee des Halbbildes und der Halbformatkamera auf. Sie bedeutete den Rückgriff auf die Bildgröße des Stummfilms, also 18 mal 24 Millimeter. Dadurch verdoppelte sich die Bildanzahl einer Patrone auf 72 Aufnahmen. Mit speziellem Schwarz-Weiß-Dünnfilm waren sogar 114 möglich.Aber was hieß das nun für die Fotografie? Zuerst einmal: Es wurde zurückgedreht! Für das liegende Bildformat musste die Kamera nun senkrecht, für das stehende Bild waagerecht gehalten werden. Ungewöhnlich also. So ungewöhnlich, dass sich diese Technik, obwohl selbst renommierte Kamerahersteller entsprechende Modelle auf den Markt brachten, nicht durchzusetzen vermochte." Als Hinweis auf ein Comeback dieser Technik sieht sie – ein wenig dürftig als einziger Beleg – die Ausstellung von Maria Toumazou in der Overbeck-Gesellschaft in Lübeck. Für Monopol hat Anne Simone Kiesiel die Schau besprochen.