Museen
In einem "Welt am Sonntag"-Kommentar, der jetzt online ist, kritisiert Gesine Borcherdt den Ankauf einer Skulptur von Jumana Manna durch die Berliner Nationalgalerie der Gegenwart. Manna hatte in sozialen Medien mit zynischen Kommentaren auf den Hamas-Angriff vom 7. Oktober 2023 reagiert. Dass das Museum dennoch ihr Werk erwarb, sei laut Borcherdt ein Akt schockierender Gleichgültigkeit: "Man wundert sich: Ein Museum hat keine Zeit, sich mit Künstlern und ihren Kontexten zu beschäftigen?" Das Museum beruft sich darauf, der Ankauf sei vor dem Anschlag beschlossen worden – für Borcherdt kein Argument: "Sosehr man sich eine Distanzierung gewünscht hätte: Es schlugen einem Schulterzucken und Abwinken entgegen." Während andere Institutionen wie das NS-Dokumentationszentrum in München Konsequenzen gezogen hätten, verweigere sich der Hamburger Bahnhof jeder Verantwortung. Borcherdt urteilt: "Die ostentative Gleichgültigkeit in Berlin ist schlichtweg nicht zu rechtfertigen."
Kunstmarkt
Im "Tagesspiegel"-Interview spricht Kunstsammler Axel Haubrok über seine Sammelleidenschaft, gesellschaftliche Verantwortung und die Herausforderungen privater Kunstförderung. Bereits als Kind sammelte er Briefmarken, später wurde aus dem Interesse für Grafik während des Studiums ein umfassender Bestand, der heute auf Konzeptkunst fokussiert ist. "Eine Sammlung spiegelt die eigene Biografie. Deswegen verkaufe ich auch nichts", sagt Haubrok. Mit der Fahrbereitschaft in Berlin schufen er und seine Frau 2013 auf einem ehemaligen DDR-Fuhrparkgelände einen offenen Ort für Kunst und Gewerbe. Trotz anfänglicher Unterstützung durch die Stadt wurde eine Nutzung als Ausstellungshaus später untersagt – aus Angst vor Gentrifizierung. Haubrok kritisiert die bürokratischen Hürden und sieht den Ort heute nur "geduldet". Zur Rolle von Sammlern sagt er: "Wer Geld hat, ist privilegiert und muss etwas tun." Statt in Ankäufe sollten Museen in Personal investieren. Sammler könnten Museen unterstützen, wenn Transparenz gewahrt bleibt. Die Empfehlung von Kultursenator Joe Chialo, mehr Sponsoren zu suchen, hält er für realitätsfern: "Der Staat hat die Aufgabe, für eine funktionierende Infrastruktur zu sorgen." Haubroks Sammlung umfasst Werke von Künstlern wie Wolfgang Tillmans und Ólafur Elíasson.
Biennalen
Laut einem Bericht von "Haaretz" droht Israels Teilnahme an der Venedig-Biennale 2026 zu scheitern. Grund sei die schleppende Renovierung des israelischen Pavillons, die vom Kultur- und Außenministerium koordiniert wird. Obwohl das Budget inzwischen freigegeben wurde, fehle laut Kulturministerium noch immer ein konkreter Zeitplan – trotz gegenteiliger Aussagen des Außenministeriums. Bereits 2024 sorgte der israelische Pavillon für Aufsehen: Künstlerin Ruth Patir hatte ihn aus Protest gegen die ausbleibende Waffenruhe im Gaza-Krieg am Eröffnungstag geschlossen. Israel verzichtet auch 2025 auf eine Teilnahme an der Architekturbiennale. Die Biennale-Organisation hat noch keinen offiziellen Abgabetermin für nationale Beiträge zur Kunstbiennale 2026 bekannt gegeben, dennoch haben Länder wie Großbritannien und Frankreich bereits ihre Pläne vorgestellt. Sollte Israel nicht rechtzeitig handeln, könnte das Land – ähnlich wie Russland seit 2022 – ausgeschlossen bleiben.
Nachruf
"Hyperallergic" blickt auf das kunstnahe Pontifikat von Papst Franziskus zurück, der am Montag im Alter von 88 Jahren verstarb. Als erster Papst aus Lateinamerika und Jesuit sei er nicht nur religiös, sondern auch kulturell prägend gewesen: Er besuchte als erster Papst die Biennale in Venedig, eröffnete eine Galerie für zeitgenössische Kunst in der Vatikanischen Bibliothek und sprach sich für die Rückgabe kolonial geraubter Kunstwerke aus. In seinem Buch "La mia idea di arte" (2015) formulierte Franziskus, Museen müssten "lebendig" sein – Orte der Schönheit und des Dialogs, offen für alle. Bei der Biennale 2024 sagte er: "Die Welt braucht Künstler […] Kunst ist eine Stadt der Zuflucht." Dabei warnte er vor der Vereinnahmung durch den Kunstmarkt, der "Kreativität raubt und Unschuld stiehlt". Er würdigte besonders Künstlerinnen wie Frida Kahlo und Louise Bourgeois und sah in Künstlern "Propheten", die "neue Versionen der Welt träumen". Schönheit sei für ihn Ausdruck von Hoffnung – gerade dort, wo "Dunkelheit und Gleichgültigkeit" überwiegen.
Kunstgeschichte und Kulturerbe
"Wie Porträts misslingen": Peter Richter nimmt in der "SZ" den ewigen Kampf zwischen Selbstbild und Fremdwahrnehmung aufs Korn. Vom zornigen Donald Trump, der ein offizielles Porträt als "absichtlich verzerrt" schmäht, bis zu Cristiano Ronaldos bekifft wirkender Bronzebüste – niemand bleibt verschont. Doch nur einer, so Richter, habe sich nie beschwert: "Jesus. Grund genug hätte er gehabt." Statt Klagen über ikonografische Missverständnisse – von römischer Frisur bis Pink-Floyd-Look – habe Christus über Jahrhunderte schweigend Anmut bewiesen. Richter spannt den Bogen bis in die Gegenwart: Filter, Botox und Dating-Fails setzten die Tradition unvorteilhafter Bilder fort: "Was diese Filter vom Filler trennt, ist nur ein Buchstabe". Fazit: Porträtähnlichkeit ist oft weniger das Problem als vielmehr verletzte Eitelkeit.
In der Arte-Sendung "Twist" geht es um die Frage: Ist es Fluch oder Segen, wenn Künstlerinnen und Künstler Traditionen neu interpretieren? Fotograf Axel Hoedt porträtiert Fastnachtsfiguren aus dem alemannischen Raum jenseits folkloristischer Klischees – seine Bilder hinterfragen die düsteren, manchmal gewaltvollen Ursprünge der Bräuche. Die Künstlerin Desire Moheb-Zandi bringt das traditionelle Weben mit textilen Skulpturen in einen zeitgenössischen Kontext und entdeckt darin ihre kulturellen Wurzeln neu. Für The Darvish wiederum wird Tradition zum Zwiespalt: Der queere syrische Künstler schöpft Inspiration aus Sufi- und Bauchtanz – darf aber aus Angst vor Intoleranz nicht in seine Heimat zurückkehren. Tradition lebt – wenn man sie verändern darf.