Medienschau

"Druck von Feministinnen"

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Hat die Stiftung Preußischer Kulturbesitz über eigene Förderanträge entschieden? Sollte "Oppenheimer" bei den Oscars triumphieren? Und was ist los mit der Künstlerliste der König Galerie? Das ist unsere Presseschau am Donnerstag

Nachruf

Carl Andre hat als "Vater der Minimal-Art" den Begriff der Skulptur revolutioniert. Doch jahrelang wurde der Künstler wegen des bis heute nicht restlos aufgeklärten Todes seiner Frau Ana Mendieta in der US-Kunstszene gemieden. "Andres Karriere blieb so bis zuletzt von Mendietas Tod überschattet", schreibt Peter Richter in seinem Nachruf in der "SZ", "Retrospektiven seiner Kunst wurden regelmäßig von Protestaktionen begleitet. Kritisiert wurde dabei oft auch die Galerie Paula Cooper, die trotz der Anwürfe an ihrem Künstler festhielt." Für die "FAZ" schreibt der ehemalige Museumsdirektor Raimund Stecker zum Tod des Künstlers. Unseren Nachruf finden Sie hier

Kunstmarkt

Wer sich schon gewundert hat, was mit der Künstlerliste auf der Website der Berliner König Galerie los ist, findet jetzt im "Handelsblatt" eine Antwort: "Angesichts der steigenden Unabhängigkeit der Künstlerinnen und Künstler setzen wir vermehrt auf einen kommerziellen Ausstellungsbetrieb und verabschieden uns nach und nach vom bisherigen exklusiven Repräsentationsmodell", wird dort Galerist Johann König zitiert. Autor Christian Herchenröder sieht die Galerie "auf Wachstumskurs", weil sie neue Räume in Berlin und Mexiko-Stadt eröffnet hat, obwohl er auch schreibt, dass nach MeToo-Vorwürfen eine Reihe von Künstlern "zum Teil auf Druck von Feministinnen" die Galerie verlassen haben. "Auch auf Kunstmessen wurde die König Galerie seitdem nicht mehr eingeladen. Die Mitarbeiterzahl hat sich von rund 90 auf die Hälfte reduziert", heißt es weiter.

Museen

Der Deutschlandfunk Kultur hat die nächste Runde seiner Recherche zum Coronaprogramm "Neustart Kultur" veröffentlicht (mit dem ürbigens auch eine Deutschlandradio-Produktion gefördert wurde). Nach dem Fokus unter anderem auf den Kunstmarkt, geht es nun um weitere vermeintliche Regelverstöße. Die sehen die Autoren auch bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK): "Für 16 bewilligte Anträge flossen insgesamt knapp sechs Millionen Euro an die Stiftung und ihre angeschlossenen Institutionen. Dazu kamen 20,1 Millionen Euro, um die durch die Pandemie verminderten Einnahmen und die zusätzlichen Ausgaben aufzufangen. Nun ist nichts dagegen zu sagen, wenn die SPK Projektanträge bei anderen Institutionen einreicht. Hier war es allerdings so: Geldgeber war in den meisten Fällen die Stiftung Preußischer Kulturbesitz selbst. Von den 16 Anträgen der Stiftung wurden 13 von Stellen bewilligt, die mit der Stiftung in Verbindung stehen: Neunmal war es die Stiftung selbst; viermal die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB), die mit der Stiftung organisatorisch und personell eng verflochten ist. Daher kann man bezweifeln, dass über die SPK-Anträge unvoreingenommen entschieden wurde."

Hasso Plattner, Gründer des Museum Barberini in Potsdam, wurde am Sonntag 80 Jahre alt. "Capital" zeigt in einer Bildstrecke, wie der Mitgründer des Softwarekonzerns SAP die Firma seit 1972 "durch Höhen und Tiefen steuerte". 

Geraubte Kulturschätze: Britische Museen planen Leihgabe an Ghana Zu den 32 Objekten gehört eine goldene Friedenspfeife. Das British Museum und das Victoria and Albert Museum (V&A) in London unterzeichneten dreijährige Leihverträge. Die goldenen Insignien seien vergleichbar mit den britischen Kronjuwelen, sagte der V&A-Direktor Tristram Hunt der BBC. "Viele dieser Gegenstände werden erstmals seit 150 Jahren in Ghana zu sehen sein", teilten die Museen am Donnerstag mit. Sie seien untrennbar mit der britischen Kolonialgeschichte in Westafrika verbunden. Viele der Gegenstände seien während der Aschanti-Kriege im 19. Jahrhundert erbeutet worden. Wenn Museen solche Objekte besäßen, hätten sie eine Verantwortung darüber nachzudenken, wie man diese heute fairer teilen könne, sagte Hunt der BBC. "Ich glaube nicht, dass alle unsere Museen untergehen werden, wenn wir diese Art von Partnerschaften und Austausch aufbauen." Er betonte jedoch, dass es sich nicht um eine Restitution handle, also eine dauerhafte Rückgabe an Ghana. Die Frage, wie Museen mit geraubten Gegenständen umgehen sollen, wird seit einigen Jahren intensiv diskutiert. Deutschland zum Beispiel hatte Ende 2022 20 Benin-Bronzen aus Museen in Berlin, Hamburg, Köln, Stuttgart und Dresden/Leipzig an Nigeria zurückgegeben. In Großbritannien ist es einigen bekannten Institutionen verboten, Gegenstände aus ihren Sammlungen dauerhaft wegzugeben, abgesehen von wenigen Ausnahmen. Die Regierung will daran bisher nichts ändern. Leihgaben sind ein möglicher Umweg. Die Gegenstände sollen in Ghana ausgestellt werden. Geschlossen wurden die Verträge der BBC zufolge nicht mit der Regierung, sondern mit dem Aschanti-König Otumfuo Osei Tutu II., der auch an der Krönung des britischen Königs Charles III. teilgenommen hatte. Das Aschanti-Königreich war für seinen reichen Goldschmuck bekannt.

Film

Die britische Künstlerin Tacita Dean hofft, dass der "Oppenheimer"-Filmregisseur Christopher Nolan bei den Oscars gewinnt, "weil er der Befürworter des fotochemischen Films in Hollywood ist." Oppenheimer sei vollständig auf fotochemischem Film gedreht, sagte sie "The Art Newspaper". "Er macht echte Effekte, und deshalb sind sie stärker in den Film eingebettet. Er führte die Atomexplosionen photochemisch durch. Er hat es mit Bildrate und im Miniaturformat gemacht. Er ist sehr technisch." Die in Berlin lebende Tacita Dean nutzt selbst den analogen Film, um Fährten zu folgen, im Leben alternder Künstler genauso wie entlang der Spuren, die diese selbst hinterlassen in der Kunst der Moderne: In eigenwilligen Künstlerporträts zeigte sie Giorgio Morandi, Pop-Artist Claes Oldenburg oder 108 Minuten Tanzproben mit Merce Cunningham 2009 in "Cranaway Event", in einem Werkblock den amerikanischen Abstrakten Cy Twombly. "Ich stecke viel Energie in die Rettung fotochemischer Dinge und in den Versuch, das technische Wissen in der fotochemischen Industrie zu bewahren", sagt sie "The Art Newspaper".

Podcast

Die "FR" hört einen Podcast, den der Frankfurter Künstler Michael Riedel für die Website der Schirn Kunsthalle Frankfurt produziert: "'How To Make Money As An Artist In The Art World', also: wie man als Künstler in der Kunstwelt (nicht in der Gastronomie oder der Personenbeförderung) Geld verdient. Ein echt interessantes Thema. Wer hofft, dass hier ein paar hilfreiche Tipps rausspringen, wird allerdings enttäuscht", schreibt Lisa Berins.